In Bettingerode brummt die Blüte nur unter Folie

In den Wärmetunneln der Erdbeerplantage Wedde in Bettingerode ist die Erdbeerblüte in vollem Gange. An manchen Pflanzen sind erste, noch grüne Früchte zu sehen. Ab Anfang/Mitte Mai soll die Ernte beginnen. Foto: Nachtweyh
Das kalte Frühjahr lässt die Früchte auf der Erdbeerplantage der Familie Wedde in Bettingerode deutlich später reifen. Aber in den Wärmetunneln - unter der Folie - läuft es „fast normal“. Doch dafür braucht die Landwirte tierische Unterstützung.
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Bettingerode. Auf einen verhältnismäßig milden Winter folgt ein anhaltend kalter und nasser Frühling, „seit Langem ist es mal wieder feucht und kühl im Frühjahr“, sagt Landwirt Hubertus Wedde. Das mache sich natürlich auch auf seiner Erdbeerplantage bei Bettingerode bemerkbar. Im Freiland sei der Reifungsprozess deutlich verlangsamt, unter der Folie der Wärmetunnel aber laufe alles fast normal.
Vier sogenannte Wanderzelt-Dächer stehen auf Weddes Feld neben der alten Molkerei. In drei der jeweils 150 Meter langen Tunnel werden Erdbeeren angebaut, der vierte ist für die Himbeeren. Unter der Folie herrschen sommerliche Temperaturen, die Luft ist schwülwarm. Glücklicherweise hätte sich die Wärme unter den Zeltdächern trotz der frostigen Nächte und der kalten Tage in den vergangenen Wochen gut gehalten, ist Landwirt Wedde erleichtert.
Ohne die Hummeln ginge es gar nicht
Drinnen versehen die Hummel-Völker verlässlich ihren Dienst und bestäuben Hunderte von Blüten. Pro Tunnel werden zwei Kisten platziert, in denen je ein Volk beherbergt ist. „Ohne die Hummeln wäre der Reifeprozess so gut wie unmöglich“, sagt Wedde.

Zwei Hummel-Völker sind pro Tunnel für das Bestäuben der Erdbeetblüten zuständig und brummen emsig durch das Folienzelt. Foto: Nachtweyh
An manchen Pflanzen sind schon kleine, noch grüne Früchte zu erkennen. Anfang bis Mitte Mai rechnet der Landwirt mit der ersten Ernte, dann wird auch die Verkaufsstelle am Erdbeerfeld wieder öffnen.
Mit den Freiland-Früchten wird es allerdings noch etwas dauern. Denn die brauchen Wärme. Bisher hat Hubertus Wedde an seinen Pflanzen trotz der Nachtfröste noch keine nennenswerten Schäden entdeckt und hofft, dass dies auch so bleibt. Aber bis Mitte Mai muss bekanntlich immer noch mit Frösten gerechnet werden. Andererseits, weiß der Landwirt, könne die Natur bei passender Witterung auch einiges aufholen.
Dieses Frühjahr ist aber im Vergleich zu den Vorjahren nicht nur wesentlich kälter, sondern auch deutlich nasser. Das sei allein deshalb ein Vorteil, erklärt der Landwirt, weil die feuchten Böden die Tagwärme besser speichern können. Bis in 60 Zentimeter Tiefe sei der Boden gut durchfeuchtet, die tiefen Bodenspeicher seien allerdings weiterhin zu trocken.
„Wir Erdbeerbauern wollen keine Preistreiber sein“
Auf seinen Plantageflächen baut Wedde wie gewohnt 20 verschiedene Erdbeersorten an, darunter auch wieder ein paar neue – zum Ausprobieren.
In der Summe aber habe er seine Anbaufläche leicht reduziert, fügt er hinzu. Denn er rechnet in der gegenwärtigen Situation durchaus mit einer schwierigen Saison. „Wir Erdbeerbauern wollen keine Preistreiber sein“, sagt er. Aber auch für sein Unternehmen sind die Produktionskosten und die Lohnkosten für die Erntehelfer gestiegen. Trotzdem will er versuchen, dass die Verkaufspreise für seine Erdbeeren stabil bleiben. Für ihn sei es wichtiger, den Absatz konstant zu halten, erklärt Hubertus Wedde. Denn am Ende womöglich auf der Ernte sitzen zu bleiben, ist auch keine Lösung. Keinesfalls wolle er seine Kunden durch horrende Preise verprellen.
Seine Erntehelfer, die wieder aus Polen anreisen, stehen bereits in den Startlöchern. In den Wärmetunneln dürften die ersten Früchte bald rot werden, sodass die Saison im Mai planmäßig starten kann.