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Kostenlose Kurzfassung für Schulen

Hörspiel aus Wiedelah befasst sich mit Krieg, Flucht und Traumata

Szene aus dem Video zum Song „Pepperland“, das jetzt auf Youtube zu sehen und zu hören ist.  Screenshot/Fotos: Hartmann/Privat

Szene aus dem Video zum Song „Pepperland“, das jetzt auf Youtube zu sehen und zu hören ist. Screenshot/Fotos: Hartmann/Privat

Das neue Hörspiel "Nebelkrieger" aus der Reihe "Zeitschiff Unicorn" gewinnt durch den Krieg in der Ukraine eine beängstigende Aktualität. Die Hörspielmacher aus Wiedelah wollen es kostenlos an Schulen und Flüchtlings-Initiativen abgeben.

Von Petra Hartmann Sonntag, 10.04.2022, 14:00 Uhr

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Wiedelah. „Maikäfer flieg, dein Vater ist im Krieg“ – die Zeile aus dem bekannten Kinderlied wurde zum Refrain für den Song „Pepperland“. Zu hören ist er im neuen Hörspiel „Nebelkrieger“ von Martin Bolik. Wie ein Hörspiel durch die Tagesgeschichte eine beängstigende Aktualität erfährt, erlebten Bolik und sein Team jetzt unter dem Eindruck des Ukraine-Kriegs.

„Nebelkrieger“ ist der vierte Teil der Zauberkoch-Reihe um das Zeitschiff „Unicorn“, eine Geschichte für Kinder, aber auch Erwachsene, die sich auf fantastische Weise mit dem Zweiten Weltkrieg und dem Schicksal eines besonderen Jungen befasst. Eine Geschichte über Flucht und Kriegstraumata, die nun auf beklemmende Weise viel näher an die Lebenswirklichkeit der jungen Hörer herandrängen, als beim Beginn der Arbeiten abzusehen war.

„Der Krieg ist in den Schulen angekommen“, sagt Bolik. Jungen und Mädchen, die aus der Ukraine geflüchtet sind, bringen ihre Erfahrungen mit, aber auch für deutsche Kinder ist die Angst vor dem Krieg näher gerückt. Die Hörspielmacher vom „Studio Regenbogen“ haben sich darum entschlossen, das bisherige Vertriebskonzept komplett über den Haufen zu werfen. „Wir werden das Hörspiel für Schulen frei zur Verfügung stellen“, sagt Bolik. Schulklassen, aber auch Initiativen, die sich für Flüchtlinge engagieren, können die „Nebelkrieger“ kostenlos erhalten. Eine Spende wäre nett.

Es wird eine Handreichung für Lehrer geben. Mehr noch: Schulklassen haben die Möglichkeit, selbstständig am Hörspiel weiterzuarbeiten: Bolik will die Tonspuren freigeben. So können Schüler die Lieder herauslöschen und selbst neu aufnehmen, mit den Geräuschen experimentieren oder die Texte umschreiben und neu einsprechen.

Ida Steinert spricht im Hörspiel die „Ida“.

Ida Steinert spricht im Hörspiel die „Ida“.

Die „Unicorn“-Hörspiele erzählen von dem Jungen Kire, der aus den Pomerellen in Ostpreußen flüchtete. Er erlebt Ähnliches wie die heute aus der Ukraine angekommenen Kinder. Doch das Grauen des Krieges kann besiegt werden durch die Macht der Fantasie. „Es ist gerade der Sinn des Hörspiels, Kindern die Angst zu nehmen“, sagt Bolik. Und Kire, der aus dem Osten am Ende in den Harz gelangt, bietet sich als Identifikationsfigur für die Jungen und Mädchen aus der Ukraine geradezu an. Sie erfahren durch ihn: Auch in Deutschland gibt es Kriegserfahrungen. Es gibt etwas Gemeinsames. Bolik, der in seiner Serie auch schon mit jungen Flüchtlingen aus Afghanistan zusammengearbeitet hat, hat erfahren, dass Kinder und Jugendliche aus anderen Ländern zu seinen Hörspielen und dem Kriegs- und Flucht-Thema sehr schnell Zugang finden. Und er hat ein Happy End für Kire gefunden, die Traumata lösen sich im letzten Serienteil.

Für die Schüler hat er die Kinder-Sprechrollen noch etwas vereinfacht. Das Hörspiel wurde für den Einsatz im Unterricht auf 30 Minuten verkürzt, und als weibliche Erzählstimme kam nun noch Michelle Winters aus Braunschweig mit ins Boot. Sie war als Synchronsprecherin unter anderem in Serien wie „Doctor Who“, „Supernatural“ oder „Emily Erdbeer“ zu hören ...

Die Schulversion soll eine Länge von 30 Minuten haben und wird voraussichtlich ab Pfingsten zur Verfügung stehen. Die große Version soll rund 75 Minuten umfassen und wird, wenn alles wie geplant verläuft, zu Weihnachten auf dem Markt sein. Möglicherweise sind die „Nebelkrieger“ auch im Radio zu hören. Bolik führt derzeit Gespräche mit dem NDR und dem MDR.

Volker Schlag (links) und Martin Bolik.

Volker Schlag (links) und Martin Bolik.

Wer sich schon einmal auf die Hörspielreihe einstimmen möchte, kann den Song „Pepperland“ auf Youtube anhören. Das in Schwarzweiß gehaltene Video zeigt Bilder von zerbombten Städten, Menschen auf der Flucht und vor allem Kinder, die von Krieg, Flucht und Vertreibung am härtesten betroffen sind. Aber es gibt auch das Bild eines Marienkäfers, der auf einer Kinderhand nach oben krabbelt und sich zum Abflug bereit macht.

Das knapp fünfminütige Video, auf dem der Song von Volker Schlag gesungen wird, wurde im Kult-Bahnhof Gifhorn produziert und wirbt für die „United Kids Foundations“, die sich für geflüchtete Kinder und Jugendliche engagieren. Schulen, die das Hörspiel nutzen möchten, können sich bei Bolik melden. Kontakt: m.bolik@studio-regenbogen.de.

 

Die Jugendprojekte der Hörspielcrew von Radio Regenbogen haben unterschiedliche Unterstützer, die die Aktionen finanzieren. Die Hörspielgruppe hat als langjährigen Träger den Caritas-Verband Goslar, und das Hörspielmobil wird aktuell unterstützt von der Awo Harz und vom Landkreis Goslar sowie von Norbert Lachnits Verein „Miteinander“ und vom Lions-Club Goslar-Rammelsberg.

Die Hörspielmacher selbst leben auch von Auftritten, oft an Originalschauplätzen, und von bundesweiten Auftragsarbeiten. Aktuell sind das in Goslar die Audiobegleitung der Marktkirchenbibliothek im Kulturmarktplatz, das kommende Marktkirchen-RundgangHörspiel, die englische Umsetzung des Goslarer Audioguides für das Stadtmarketing und einige Aufträge im Rahmen des Goslar-Jubiläums. Zusammen mit dem Harzer Tourismusverband arbeitet Studio Regenbogen am Harzer Podcastradio über den jungen Luke Wild und seine Brockenbande.

 

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