Herr Holm verabschiedet sich aus Bad Harzburg

Auch ein traditionsbewusster Ordnungshüter wie Herr Holm scheut nicht den Einsatz moderner Ermittlungstechnik. Beispielsweise das Gerät, das die Gehirnkapazitäten der Bürger – oder auch des Kulturklub-Publikums – misst. Ein gelbes Licht signalisiert: Im Rahmen. In diesem Fall hier gibt es also keinen Anlass, beunruhigt zu sein. Fotos: Schlegel
Nach 30 Jahren auf der Bühne und auf Straßenfesten schickt der Kabarettist Dirk Bielefeldt sein alter ego, den Polizeiobermeister Herrn Holm, in Pension. Einen seiner letzte Auftritte hatte er beim Kulturklub. Und da verriet er ein Geheimnis.
Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!
Bad Harzburg. Es war einmal ein junger Kabarettist und Straßenkünstler namens Dirk Bielefeldt. Er schuf Ende der 80er-Jahre eine Kunstfigur namens „Herr Holm“, einen schrägen Polizisten, der fortan erst auf den Straßen, dann auf den Kabarettbühnen des Landes auf seine ganz eigene Art für Recht und Ordnung sorgte. Beziehungsweise für das, was er dafür hielt. Nun geht der Mann in den Ruhestand. Aber nicht, ohne sich vorher auch vom Bad Harzburger Publikum zu verabschieden. Einem seiner treuesten über 30 Jahre.
Mehr als 200 Besucher
Es war ein durchaus sentimentaler Abend, zu dem der Kulturklub mehr als 200 Besucher im Schloss begrüßte. Alle wollten ihn noch einmal sehen, den baumlangen Schlaks, dessen Arme und Beine irgendwie ständig wippen und wedeln und der so wunderbar nasal Hamburger Dialekt spricht. Der sich selbst nur als „Holm! Herr Holm, für Sie“ vorstellt und für den andere Menschen – auch die im Publikum – natürlich alles „Bürger“ sind.

Und ab jetzt kann Klaus-Dieter Holm seinen Ruhetand genießen. Beispielsweise im virtuellen Kanu der Marke Yikon Indian Classic.
Holm bringt viele solcher herrlichen Pointen, auch wenn er mitunter und auch am Freitagabend ein wenig zu sehr ins Philosophische entgleitet. Aber wer, so wie er, auf eine Linie eingeschworen ist – Polizei eben – der bekommt vielleicht nach 30 Jahren durchaus Probleme, die Sache von Programm zu Programm neu zu erfinden.
Wie alles begann
Apropos erfinden: Dirk Bielefeldt gab den Kulturklubgästen an diesem Abend, an einem seiner letzten Auftritte, das Geheimnis preis, wie Polizeiobermeister Holm einst erfunden wurde. Die Kunstfigur sei ursprünglich gar kein Polizist gewesen, sondern ein schräger Zivilist, den Bielefeldt fürs Straßentheater erfunden hatte.
Nach einer Weile dachte er sich, das Ganze in einer Polizeiuniform durchziehen, hätte was. Blauäugig ging er auf eine Hamburger Polizeiwache und fragte, wo man denn für solche Zwecke eine Polizeiuniform bekommen könnte. Der Beamte gab ihm einen Wisch und eine Wegbeschreibung zur Kleiderkammer. Bielefeldt bekam anstandslos eine Uniform.
Herr Holm, der Polizist, war geboren und wurde kurze Zeit später prompt von der echten Polizei festgenommen. Denn als Privatmann eine echte Uniform auf der Straße zu tragen ist eine Straftat. Bielefeldt gab sie zurück, ließ sich eine eigene schneidern, versöhnte sich irgendwann mit der echten Polizei und zog aus der Sache eine Weisheit: Das Leben ist voller Zufälle, eine ständige Premiere sozusagen. Hätte der Polizeibeamte seinerzeit gleich gesagt (oder gewusst), dass eine Uniform nicht an jeden x-beliebigen Straßenkünstler ausgegeben werden darf, hätte es den Polizeiobermeister Holm nicht gegeben.
Der Kreis schließt sich
Nun wird es ihn auch bald nicht mehr geben. Der Auftritt in Bad Harzburg war einer der letzten von Dirk Bielefeld. Ein Kreis schließt sich, denn nicht nur, dass Herr Holm alle seine Programme beim Kulturklub gespielt hat, Anfang der 90er-Jahre war er als Straßenkünstler auch beim Salz- und Lichterfest präsent. Entsprechend emotional war der Abschied. Vom Kulturklub gab es einen großen Präsentkorb und warme Abschiedsworte. Ach, und eins noch: Nach 30 Jahren ist nun, wohl, weil es egal ist, das Geheimnis gelüftet, wofür das „Herr“ im Namen von steht: Klaus-Dieter. Auf Wiedersehen Klaus-Dieter Holm, Polizeiobermeister a.D. Du wirst fehlen.