Helga Scheffels ständiger Kampf mit dem Bild

Helga Scheffel gewährt den Gästen bei der Eröffnung ihrer Ausstellung „Von der Ferne und aus der Nähe“ tiefe Einblicke in ihre Gedankenwelt. Die Braunschweiger Künstlerin dankt ihrem Vorredner Hans Manhart für die lieben Worte. Foto: Wendt
Helga Scheffel hat ihre letzte Ausstellung in Bad Harzburg am Sonntagnachmittag eröffnet. Die Künstlerin sprach vor circa 70 Gästen in der Rathaus-Galerie über ihre Arbeiten. Dabei gewährte sie den Anwesenden tiefe Einblicke in ihre Gedankenwelt.
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Bad Harzburg. Helga Scheffel hatte befürchtet, dass nur „drei bis vier Gäste“ zur Eröffnung ihrer neuen Ausstellung in Bad Harzburg am Sonntagmittag erscheinen. Da hatte sich die Künstlerin mächtig geirrt: Trotz sommerlicher Hitze mussten die Veranstalter kurz vor den Reden noch schnell neue Stühle für die circa 70 Besucherinnen und Besucher in der Rathaus-Galerie aufstellen.
Neben den Acrylmalerien könnte auch ein trauriger Grund die hohe Besucherzahl erklären: Die neue Kunstausstellung mit dem Namen „Von der Ferne und aus der Nähe“ ist gleichzeitig Scheffels letzte Ausstellung: „Heute pensioniere ich mich und meine Malerei.“ Dazu habe sie sich auch aus gesundheitlichen Gründen entschieden. Während ihrer Rede erklärte die Malerin, dass sie eher ungern Vorträge halte. „Ich liebe die Malerei. Alles, was danach kommt, finde ich ganz furchtbar“, erklärte Scheffel mit einem Lächeln im Gesicht. Sie dankte insbesondere ihrem Sohn für seinen fleißigen Einsatz beim Aufbau der Ausstellung.
Scheffel sprach über das experimentelle Arbeiten
Während ihrer Rede hangelte sich Scheffel von Absatz zu Absatz sympathisch mit Kommentaren wie „So, diesen Punkt habe ich jetzt erklärt“ und „Ach so, jetzt kommt das“. Ihre authentische Vortragsweise kam bei dem Publikum offensichtlich gut an.
Mit ihren Worten gewährte die Braunschweigerin den Anwesenden detaillierte Einblicke in ihre Lebensgeschichte und ihre Gedankenwelt. Bei ihrer offenen und experimentellen Arbeit habe sie immer wieder Ideen verworfen. Manchmal hätten bestimmte Bilder zwei Jahre lang unveröffentlicht an einer Wand gestanden, bis Scheffel sie eines Tages einfach übermalte. „Davor hatte ich nie Angst.“ Heutzutage wisse sie gar nicht mehr, welche alten Motive unter ihren aktuellen Bilder seien.
Galerieleiter Hans Manhart charakterisierte Scheffels Arbeitsweise mit folgenden Zitat von Vincent van Gogh: „Das Gelingen ist manchmal das Endresultat einer ganzen Reihe missglückter Versuche.“ Manhart lobte die Exponate und Scheffels Liebe zum freien Experimentieren und spielerischen Erproben.
Der steinige Weg zu einem fertigen Bild
Der Redner beschrieb sie als themenlose Malerin. Ihr angelegt offenes Bildkonzept führe sie „in einen ständigen Kampf mit dem Bild, aber auch mit sich selbst“. Die Strecke zu einem fertigen Bild sei steinig, beschwerlich und gekennzeichnet von so manchen Umwegen, „sodass der Weg und das Bild zwischendurch als verloren geglaubt werden“, so Manhart.
Diesen Kampf thematisierte auch Scheffel in ihre Rede: In so manchen Momenten habe sie gezweifelt. „Aber ich habe nie aufgegeben.“ Auch ihren Ehemann habe sie um Rat gefragt und diesen auch beherzigt, wenn er sagte: „Hm, also damit kann ich nichts anfangen“, erklärte Scheffel lächelnd. Sie endete mit einem Zitat von Johann Wolfgang von Goethe: „Jeder hat sein eigen Glück unter den Händen, wie der Künstler eine rohe Materie, die er zu einer Gestalt umbilden will. Aber es ist mit dieser Kunst wie mit allen: Nur die Fähigkeit dazu wird uns angeboren; sie will gelernt und sorgfältig ausgeübt sein.“