Harzer Luchs wird erstmals im Weserbergland ausgewildert

Im Januar wurde diese junge Luchsin nahe Lochtum in einer Waschbärfalle entdeckt. Das Foto entstand kurz danach in der Quarantänestation des Nationalparks in Oderhaus. Am Montag wird das Tier im Solling ausgewildert. Foto: Nationalpark Harz
Ein verwaister Luchs, der im Januar in der Nähe von Lochtum in einer Waschbärfalle gelaufen war, soll am heutigen Montag im Solling ausgesetzt werden. Im Weserbergland soll er mit den drei dort nachgewiesenen Tieren eine Gemeinschaftbilden.
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Harz/Solling. Die Luchsin war etwa ein halbes Jahr alt, als sie im Januar nahe Lochtum unter einer Brücke der A36 in eine Waschbärfalle lief. Kommenden Montag wird das Tier im Solling in die Freiheit entlassen. Wenn es gut läuft, paart sich der Luchs im Weserbergland mit einem der drei Luchse, die dort nachgewiesen sind.
Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne) wird bei dem Termin am Montag im Forstamt Dassel dabei sein, er soll das Tier freilassen. In einer Mitteilung feiert der Minister die 2000 im Harz begonnene und seinerzeit einmalige Auswilderung von Luchsen als „Erfolg für den Artenschutz“. Um die Population nicht nur im Harz zu stärken, „wird nun eine verwaiste Jungluchsin erstmals im Solling ausgewildert“, erklärt er.
Kein Platz
Tatsächlich ist es das erste Tier aus dem Harz, das an anderer Stelle in die Freiheit entlassen wird. Das hat mehrere Gründe. Es ist wichtig, dass auch anderswo stabile Luchsbestände entstehen. Sie bieten die Chance, dass wandernde Luchse sich außerhalb ihres angestammten Gebiets vermehren. Während einer international besetzten Tagung im Mai im Kloster Wöltingerode war der fehlende genetische Austausch als Problem für die Harzer Luchs-population und für andere Vorkommen beschrieben worden.
Es gibt noch einen weiteren Grund dafür, dass das Tier, das offenbar verwaist war, im Solling ausgesetzt wird: Im Harz leben nach Schätzung des Nationalparks derzeit 80 bis 90 Tiere. Für die Jungluchsin wäre in dem Mittelgebirge kaum Platz. Ole Anders, der Luchsbeauftragte des Nationalparks, formuliert es so: „Alle Reviere sind besetzt. Hätten wir das Jungtier mitten im Harz ausgesetzt, wäre es mit einer maximalen Konkurrenzsituation konfrontiert gewesen.“ Das wäre „suboptimal“ gewesen, erklärt Anders weiter.
Im Naturpark Solling soll das kleine Luchsvorkommen mit dem dort nachgewiesenen Weibchen und zwei Männchen nun gestärkt werden. Zwölf Wildtierkameras stehen im Solling und dokumentieren seit 2016 das Wildtierleben in dem Gebiet. Ole Anders ist zuversichtlich, dass der Neuankömmling sich dort zurechtfindet, er sagt: „Das Weibchen wäre geeignet, sich im Solling zu etablieren.“ Anders hatte mit Vertretern des Naturparks, des Landkreises, mit Jägern und Förstern gesprochen, die „nach anfänglichen Diskussionen“ zustimmten.
Noch eine Waschbärfalle
Zuletzt wurde das Tier in der Wildtier- und Artenschutzstation Sachsenhagen nahe Hannover betreut, zusammen mit einem anderen Tier aus dem Harz. Etwa zwei Wochen, nachdem der junge Luchs nahe Lochtum gefangen wurde, lief in Röllinghausen bei Alfeld im Landkreis Hildesheim ein weiteres Pinselohr in eine Waschbärfalle. In anderthalb Wochen soll das Tier ebenfalls freigelassen werden, allerdings wieder in Röllinghausen. Dort ist ausreichend Platz für den jungen Luchs, berichtet Ole Anders.
In Sachsenhagen wurden die Tiere auf ihre Wieder-Auswilderung vorbereitet. „Die Luchse sollen wenig Kontakt zu Menschen haben, damit ihr scheues Verhalten erhalten bleibt“, sagt Florian Brandes, Leiter der Wildtier- und Artenschutzstation. Bevor sie freigelassen werden, erhalten sie jeweils ein Senderhalsband, damit die Experten verfolgen können, wo sie umherstreifen. Bei der Auswilderung am Montag sind neben Minister Meyer und dem Luchsexperten Anders auch Nationalparkleiter Roland Pietsch und Johannes Wobst, Leiter des Forstamts Dassel, dabei.
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