Harzburgs neuer Luchs kommt nicht von seinem Baum

Der einjährige Luchs soll eigentlich ins Rabenklippengehege einziehen. Nur sitzt er aktuell noch in einer Eiche im Nürnberger Tierpark. Foto: Tom Burger, Tiergarten Nürnberg
Eigentlich hätte am Dienstag der neue Zuchtluchs ins Schaugehege an den Rabenklippen einziehen sollen, mit dem der Nationalpark Teil eines internationalen Projekts wird. Doch die Raubkatze will in ihrer alten Heimat nicht von ihrem Baum kommen.
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Bad Harzburg. Eigentlich hätte am Dienstag der neue Zuchtluchs ins Schaugehege an den Rabenklippen einziehen sollen (die GZ berichtete), mit dem der Nationalpark Harz Teil eines internationalen Zuchtprogramms für Luchse wird. Doch die Raubkatze spielt da aktuell noch nicht mit. Seit Dienstag sitzt der Luchs in „seinem“ Tierpark in Nürnberg in einer 20 Meter hohen Eiche und lässt sich partout nicht in eine Transportbox verladen.
Genetisch untersucht
Der Nationalpark hat jüngst das Projekt in einer Pressemitteilung vorgestellt: Im Rahmen des internationalen Erhaltungszuchtprogramms Ex-situ werden vom Europäischen Zooverband EAZA – koordiniert durch die Zuchtbuchführerin im Tierpark Bern – geeignete Zuchtpaare zusammengestellt. Deren Nachwuchs soll dann an Artenschutzprojekte zur Auswilderung abgegeben oder innerhalb des Zuchtprogramms weiter verpaart werden. Ein solches Zuchtpaar wird dann auch im Gehege des Nationalparks gehalten. Der Nürnberger Luchs wäre der männliche Part Er sei, so ergänzt der Nationalpark-Luchsbeauftrage Ole Anders im GZ-Gespräch, auf seine genetische Eignung hin untersucht worden. Genau wie viele andere Tiere, aktuell gäbe es bereits vier Würfe im Rahmen des Programms, also sind vier Luchs-Paare „aktiv“.
Aber wie soll das an den Rabenklippen über die Bühne gehen? Immerhin leben dort seit gut zehn Jahren bereits drei Luchse – Paul, Alice und Ellen. Die, so Anders, seien nicht für die Zucht geeignet, schon gar nicht Luchsmännchen Paul. Das wurde nämlich bereits bei seinem Einzug ins Gehege kastriert.

Das Schaugehege des Nationalparks an den Rabenklippen: Hier können Neugierige die Luchse auch von einer Plattform aus beobachten. Wenn allerdings das neue Luchs-Paar eines Tages Junge hat, werden die weiter hinten aufgezogen, damit sie sich nicht an Menschen gewöhnen. Foto: GZ-Archiv
Gesellschaft bekommt er in Gestalt einer neuen Luchsdame, die ebenfalls im Rahmen des Projektes ausgewählt wird. Sie wird Ende des Jahres oder Anfang 2025 einziehen und auch aus einem Tiergehege stammen. Allerdings nicht aus dem Nürnberger.
Da beide Luchse zwar nicht zahm, aber an Menschen gewöhnt sind, können sie von der Öffentlichkeit auch ganz normal in dem Schaugehege beobachtet werden, also bei den Luchsfütterungen oder beim Spaziergang. Natürlich durch den Zaun hindurch.
Wenn dann aber eines Tages die Luchsdame tragend ist, zieht das junge Glück in ein Gehege weiter hinten ein, das dann nicht mehr öffentlich einsehbar ist. Denn die Jungen, die geboren werden, sollen weitgehend ohne menschlichen Kontakt aufwachsen, um später ausgewildert werden zu können.
Es dauert noch etwas
Soweit die Theorie. In der Praxis sitzt der Nürnberger Zuchtluchs aber halt noch in seinem Tierpark in einer Eiche und lässt sich nicht in die Transportbox verladen. Was ohnehin nicht ganz einfach ist, selbst normale Hauskatzen lassen sich mitunter nur mit viel List und Tücke in solch einen Käfig bugsieren.
Ole Anders rechnet nicht damit, dass der Neuzugang zeitnah seine Reise nach Bad Harzburg antreten wird. Auch wenn er irgendwann vom Baum herunterkommt, was er sicherlich tun wird. Aber der stellvertretende Leiter des Nürnberger Tierparks, Jörg Beckmann, möchte bei der Übergabe schon gern dabei sein. Nur hat Beckmann aktuell einen Tagungstermin. In Goslar.