Harald Merz: Ein Leben voller Höhen und Tiefen ist zu Ende

Eine besondere Ehrung: Pfarrer Harald Merz erhält 2018 die Thomasmedaille seiner Kirchengemeinde. Am vergangenen Samstag ist er gestorben. Archivfoto: Leifeld
Als aufrechten Streiter für das Gotteswort und als positiven Denker beschreiben Weggefährten Pfarrer Harald Merz, der nun mit seinem Tod am Schachbrett sitzend in die andere Welt gewechselt ist. Er wirkte in Bredelm, Jerstedt und in Wolfshagen.
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Nordharz. „Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an“ – so lautete einst ein Liedtext. Der ehemalige Pfarrer in Bredelem, Jerstedt und Wolfshagen, Harald Merz, hat mit 67 Jahren und einem Monat sein neues Leben in der anderen Welt begonnen – er verstarb am vergangenen Samstag zu Hause in Wolfshagen.
1987 bewarb sich das Pfarrerehepaar Bernhild und Harald Merz auf die Pfarrstellen Bredelem und Jerstedt, im September gestalteten beide ihre ersten Gottesdienste. Beider Augenmerk lag auf dem Erhalten der bisherigen Gemeindearbeit und dem Schaffen neuer Aktivitäten. So wurde die Jerstedter Kirche restauriert und die Alte Schule in Bredelem zum neuen Gemeindehaus umgestaltet. 1992 bot das Pfarrerehepaar Familienfreizeiten an – Christel und Achim Faulhaber aus Jerstedt waren dabei. Achim erzählt: „Als die Kirchengemeinde eine Familienfreizeit auf Norderney anbot, sahen wir das erstmal nur als Chance auf günstige Ferien mit unseren Kindern. Denn ich war – im Gegensatz zu meiner Frau – weder getauft, noch gläubig und schon gar nicht in der Kirche. Harald Merz hat es dann in langen Strandspaziergängen verstanden, mich für diese Themen zu interessieren, hat erklärt, wie Christen Glauben verstehen und leben. Ein paar Wochen später saß Harald dann mit mir und zwei weiteren Mitstreitern auf einer Jerstedter Terrasse. Am Ende dieses Treffens war der neue Jerstedter Kindergottesdienst geboren“.
Schon damals war das Schachspiel eine der großen Leidenschaften von Merz, er bot Kurse für junge und ältere Menschen an. 1998 geschah das Unfassbare: Tochter Jurina kam mit 15 Jahren bei einem Unfall ums Leben, die Ehe von Bernhild und Harald ging in die Brüche. 1999 wechselte Merz an seine neue Wirkungsstätte in Braunschweig.
2008 kam er wieder zurück und übernahm die Pfarrstelle in Wolfshagen, dazu weitere Aufgaben in Langelsheim. Hier entfaltete der gebürtige Franke eine Fülle an Aktivitäten, vom Theaterspiel-Drehbuch bis zur Gründung des Fördervereins der „Thomasfreunde“, von Konzerten bis zur Jugendarbeit, von Tauffeiern im Wolfshäger Wölfibad bis zu Turnieren mit Schachgroßmeisterinnen – die Liste ist lang. Helmut Thiel, Vorsitzender der Thomasfreunde, erzählt: „Die Zusammenarbeit mit Harald war immer sehr angenehm, höchst kreativ und manchmal anstrengend, weil es ihm gelegentlich nicht schnell genug ging“. Manche Ideen aus Merz kreativem Kopf werden heute noch umgesetzt, so Thiel im GZ-Gespräch.
Einen der Künstler, die in St. Thomas ausstellten, hat der Ortspfarrer nachhaltig beeinflusst: Der in Goslar lebende und aus dem Irak stammende Maler Qasim Alsharqy hat im Jahr 2020 seine besondere Kunst in Wolfshagen präsentiert. „Harald war sehr zugewandt, wie ein Vater. Er hat in seine Kirche, seine Gemeinden und in unser Leben viel Sonne gesandt.“ Auch eine neue Liebe, seine Heike, fand Merz in Wolfshagen – beide heirateten und lebten im eigenen Heim im Steinway-Dorf. Vor drei Jahren hatte Harald Merz den nächsten Schicksalsschlag zu durchleben: Sein Sohn Thilo verstarb überraschend. Mit den Jahren wurde dieser aufrechte Streiter für das Gotteswort, dieser positive Denker kantiger, nun ist er über dem Schachbrett in die andere Welt gewechselt.