Goslarer Zinnfigurenmuseum sucht Paten

Auch im Dioramenbau gibt es Moden und steigende Ansprüche an Qualität und Professionalität: Die Fachwerkhäuser im Hintergrund des Hotel Kaiserworth sind nur gezeichnet, ebenso das Dach des Hotels. Foto: Kempfer
Der Marktplatz ist in die Jahre gekommen und der Dom wiederauferstanden – in der Miniaturwelt im Goslarer Zinnfiguren-Museum. Dort stehen die gut 40 Jahre alten Dioramen im Fokus – der Lack ist ab.
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Goslar. Die Dioramen wurden einmal zum Zweck der Vermittlung gebaut, erinnert Museumschefin Lea Knupper – sie müssten dringend in die neue Zeit, zumindest mal ins gar nicht mehr ganz so neue Jahrhundert übertragen werden. „Erst wurde das echte Rathaus saniert, jetzt soll das Diorama saniert werden“, steht in einer Broschüre, die Dioramenpatenschaften anbietet. Wer genauer hinsieht, entdeckt: Die Fachwerkhäuser im Hintergrund wurden in schwarz-weiß auf dünnes, sich einrollendes und längst vergilbtes Papier gezeichnet – welcher Goslarer will schon, dass seine Stadt so rüberkommt?
Einfacher Hintergrund
Ein Blick aufs Dach des „Kaiserworth“ sagt auch viel aus: Was flüchtig betrachtet noch als Schieferdeckung durchgehen könnte, offenbart sich bei genauerem Hinsehen als mit Bleistift gezeichnete Kästchen und Schraffuren. Früher habe man den Hintergrund der Zinnfigurenszenen einfach gehalten, um die Figuren in den Blick- und Mittelpunkt zu rücken, sagt Knupper. Heute wolle man möglichst viel Realismus, auch für den Hintergrund. „Die Maltechnik ist heute detaillierter, man arbeitet mit Licht und Schatten und mit mehr Details“, erzählt sie und spricht von „Trends im Dioramenbau“. Statt Rasenmatten verwende man heute einzelne Grasbüschel, Exposidharz ersetzt aufgemaltes Wasser und wirkt richtig echt. Zeit also, die Schaukästen zu überarbeiten und die Figuren wieder richtig in Szene zu setzen. Außerdem müssten neue Texte geschrieben werden, denn auch die Museumspädagogik habe sich weiterentwickelt.
Ansprüche gestiegen
Der Museumsbesucher von heute erwartet Professionalität – und da kann gerade in der Dauerausstellung mit ihren 15 Dioramen zur Stadtgeschichte und zum Bergbau auf unterschiedlichen Etagen noch nachgebessert werden. Das eine oder andere Diorama, darunter das vom Ritter Ramm, muss komplett nachgebaut werden. Das Zinnfiguren-Museum sucht Paten für die zu überarbeitenden Dioramen und bietet neben der Erwähnung der Paten in der Dauerausstellung Besuchern des Museums die Möglichkeit, den Restauratoren im Rahmen der offenen Werkstatt über die Schulter zu schauen. Ein Teil der Figuren wird auch außerhalb Goslars neu bemalt – längst haben sich Zinnfigurenfreunde gefunden, die mithelfen und gegen Aufwandsentschädigung Hand anlegen.

Nicht nur die belagerte Stadt Goslar musste Schicksalsschläge hinnehmen, auch das Diorama selbst: Die gemalten Berge wurden feucht und wellten sich. Foto: Kempfer
Die Goslarer selbst sollen jedoch nicht nur als Paten eingebunden werden, sie haben auch die Möglichkeit, über die Zukunft mitzubestimmen. „Welches Diorama kommt als nächstes?“, fragt das Museumsteam und fordert alle auf, sich für das in ihren Augen bedeutendste Ereignis der letzten Jahre zu entscheiden – das wird als Diorama nachgebaut. War es das Hochwasser in Goslar? Das Stadtjubiläum? Der Kaiser an der Kaiserpfalz? „Entscheide Du“, heißt es auf dem Titel einer Postkarte, die im Museum erhältlich ist und dort bis 31.Dezember auch abgegeben werden kann.
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