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Skepsis bei Politik und Verwaltung

Goslarer „Teichoase“: Bunte Bilder und viele Fragen

Offensive Werbung mit den Teich-Parzellen: Mindestens den offiziellen Goslar-Schriftzug mit Krone hatte die Verwaltung in diesen Zusammenhang gar nicht gern. Foto: Privat

Offensive Werbung mit den Teich-Parzellen: Mindestens den offiziellen Goslar-Schriftzug mit Krone hatte die Verwaltung in diesen Zusammenhang gar nicht gern. Foto: Privat

Die Goslarer Immobilienfirma LL Investment wirbt offensiv für eine "Teichoase in der Angel- und Freizeitanlage Harz". Was in Politik und Verwaltung eher auf Skepsis stößt und Fragen aufwirft. Klare Ansage der Stadt: "Man darf dort nicht wohnen."

Von Frank Heine Freitag, 14.10.2022, 13:00 Uhr

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Goslar. Kritischer Blick auf eine maximal offensiv beworbene „Teichoase“ und der dringende Wunsch nach Baßgeigen-Anbindung der Gärtnerei Elberg: Die Stadt Goslar will und muss am Ende der Gerhard-Weule-Straße für 55.000 Euro einen 90 Meter langen Stichweg nach Norden bauen. Die Notwendigkeit lenkt den Blick auf zwei Vorhaben.

Als der Rat während seiner jüngsten Sitzung den Punkt behandelte, hakte der Jerstedter Liberale Christian Rehse nach. Er hatte schon Anfang September zum Bauausschuss die Verwaltung um Aufklärung gebeten, was sich hinter einer geplanten Freizeitanlage Harz eigentlich genau verberge, ob die Stadt ein solches Vorhaben nicht genehmigen müsse und in welchen Gremien es vorgestellt worden sei.

„Schöne Bilder“ im Netz, aber: "Man darf dort nicht wohnen"

Das Vorhaben sei bekannt, und die Stadt auch schon „teilweise“ dagegen vorgegangen, antwortete Bauservice-Chefin Marion Siegmeier seinerzeit. In erster Linie richtete sich dies wohl gegen ein Werbeschild, das unter anderem das offizielle Goslar-G mit Krone verwendet hatte. Im Internet seien „schöne Bilder“ zu finden, die zeigten, was Bearbeitungsprogramme leisten könnten, führte Siegmeier aus, kannte aber noch keine Planungen oder Anträge und betonte, an dieser Stelle sei nur eine „gewerbliche Teichnutzung“ erlaubt. „Dort ist ein Gewerbegebiet, kein Mischgebiet ausgewiesen – man darf dort nicht wohnen“, konkretisierte Stadt-Sprecherin Elke Dreßler dieser Tage auf GZ-Anfrage nochmals. Was bedeutet dies für ein Projekt, das so beschrieben wurde: „Als Eigentümer Ihres Grundstücks dürfen Sie Ihren Teich/Ihre Teiche sowohl privat als auch gewerblich nutzen.“ Damals wie heute wird allerdings auch ausdrücklich erklärt, jeder Grundstücksbesitzer müsse bei Bedarf eine individuelle Nutzungsänderung beantragen.

„Ein tolles Projekt“ - jetzt ist ein Entwickler aus Hannover am Start

Inhaber Fabio Brennecke von der LL Investment, die das Vorhaben für den Eigentümer vermarktet, betont, es sei ihm darum gegangen, das komplette Potenzial an dieser Stelle aufzuzeigen. „Für Goslar ist das ein tolles Projekt“, ist er überzeugt. Inzwischen sei er aber nur noch als Makler tätig und ein finanzstarker Projektentwickler aus Hannover am Start.

40 Teiche suchen neue Eigentümer: Die Politik rätselt, wie das Projekt am Ende wirklich aussehen soll. Foto: Privat

40 Teiche suchen neue Eigentümer: Die Politik rätselt, wie das Projekt am Ende wirklich aussehen soll. Foto: Privat

Geplant ist demnach, auf einem Baugrundstück nebenan eine Hotelanlage mit Tiny-Häusern zu errichten. Laut Bauvoranfrage stehe dem nichts entgegen. Die 40 Teiche, die nach wie vor für private oder gewerbliche Nutzung zum Verkauf stehen, sollten tageweise etwa zum Angeln verpachtet werden. Auch Tiny-Häuser auf dem Teich-Areal seien seiner Meinung nach erlaubt.

Kein Schleichweg in die Baßgeige hinein gewünscht

Und die Gärtnerei in der Nachbarschaft? Hat bisher nur eine Zufahrt von der und auf die B6. Was nach Vorstellung der Verwaltung so bleiben soll, um eine Verbindung zwischen Bundes- und Gerhard-Weule-Straße – quasi als Schleichweg und Abkürzung – zu vermeiden. Für Rehse ist dieses Argument zwar nachvollziehbar. Er hält die aktuelle Regelung für höchst gehfährlich, weil die Gärtnerei-Fahrzeuge – oft auch noch mit Hängern – in der Senke vom Hohen Bruch auf die stark frequentierte Bundesstraße einbiegen müssten.

Es sei richtig, dass die damals bereits geplante Anbindung in die Baßgeige hinein von einem vierspurigen Ausbau der B6 ausgegangen sei. Aber auch ohne Ausbau sei die Verkehrsbelastung auf der B6 als nördlicher Hauptachse in den Harz in den letzten 20 Jahren extrem gewachsen. „Es muss das Ziel der Stadt Goslar sein, dieses Gefährdungspotenzial zu entschärfen, eine bessere Straßenführung zu ermöglichen und dem Betrieb zu helfen“, sagt Rehse.

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