Zähl Pixel
Diskussion mit Andreas Zumach

Goslarer Friedensbündnis: Vortrag über Krieg in der Ukraine

Journalist Andreas Zumach signiert sein Buch „Reform oder Blockade“.  Foto: Hartmann

Journalist Andreas Zumach signiert sein Buch „Reform oder Blockade“. Foto: Hartmann

Beim Goslarer Friedensbündnis hielt der Journalist Andreas Zumach einen Vortrag über den Krieg in der Ukraine und Möglichkeiten, Frieden zu schaffen. Er entwickelte Ideen für eine  Verhandlungslösung und hat auch Vermittler dafür im Auge.

Von Petra Hartmann Donnerstag, 29.09.2022, 13:00 Uhr

Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!

Goslar. Der Krieg in der Ukraine, die Gefahr eines Atomschlags und eines möglichen dritten Weltkriegs, aber auch die Frage, wie Frieden doch noch möglich ist, bestimmten das zweite Friedensgespräch des Goslarer Friedensbündnisses im Kulturmarktplatz. Referent war der Journalist und langjährige UN-Korrespondent der taz, Andreas Zumach, der sein Thema vor gut 50 Teilnehmern mit Verve und Sachkenntnis vertrat.

Zumach begann seinen Vortrag mit der klaren Ansage: „Putins Krieg gegen die Ukraine ist ein klarer Verstoß gegen das Völkerrecht – ohne Wenn und Aber.“ Natürlich könne man über Fehler des Westens reden, etwa die Nato-Osterweiterung: „All das ist richtig, aber es darf nicht dazu gebraucht werden, Putins Vorgehen zu entschuldigen.“ Das wolle er in aller Deutlichkeit so voranstellen, sagte Zumach, bevor er begann, nicht nur Fehler und Versäumnisse aufzuzeigen, sondern auch über mögliche Wege zu sprechen, wie der Frieden wieder hergestellt werden könne.

„Putin hat sich selbst ins Krie geschossen“

Putin habe sich mit seiner jüngsten Rede vor den Vereinten Nationen „selbst ins Knie geschossen“, meinte Zumach. Bis zu diesem Zeitpunkt habe es unter den Mitgliedsstaaten eine Art Leben in zwei verschiedenen Welten gegeben. Während die Vertreter der Nationen des Nordens in ihren Beiträgen ausführlich Putins Angriffskrieg auf die Ukraine thematisierten und den Klimawandel eher beiläufig behandelten, waren die Erderwärmung und Dürre zentrales Problem der Südländer, die sich für die Ukraine kaum interessierten. Nun sei die Stimmung gekippt. „Für viele Uno-Mitglieder ist das Prinzip der Unverletzlichkeit der Grenzen ein heiliges Prinzip“, sagte Zumach. Inzwischen sei sogar China deutlich zurückhaltender geworden. Grenzverletzungen, so Zumach, lägen nicht im Interesse der chinesischen Politik. Er beobachte ein gewisses Abrücken Chinas vom russischen „Juniorpartner“.

Russland habe wohl die besseren Chancen, den Krieg zu gewinnen, es sei der Ukraine weit überlegen in der Zahl der potenziellen Soldaten und der Waffensysteme, habe auch die größere Durchhaltefähigkeit. „Putin hat vorläufig noch die Eskalations-Dominanz“, sagte er mit Betonung auf dem Wort „vorläufig“. Langfristig werde der Krieg Putin aber schaden, sei sogar „der Anfang vom Ende der Ära Putin“ ist Zumach überzeugt. So werden nach dem Krieg überall die zurückgekehrten verletzten und verstümmelten Soldaten in Russland sichtbar sein und das Bewusstsein der Bevölkerung prägen.

Die Rolle Chinas und der UN in möglichen Verhandlungen

Trotz aller Rückschläge setzt Zumach auf Verhandlungen. Die Vereinten Nationen und China könnten eine wichtige Rolle spielen und auf Putin einwirken. Ein Verzicht auf eine Nato-Mitgliedschaft der Ukraine, verbunden mit verlässlichen Sicherheitsgarantien, könnte ein Verhandlungsangebot sein. Zumach sprach auch vom Einfrieren des Status quo für 15 Jahre, um eine Lösung zu finden. Wichtig sei aber auch, Russland eine Perspektive zu geben, vor allem seine Abhängigkeit vom Export seiner Bodenschätze zu beseitigen. Auf jeden Fall sei in dieser Diskussion der Ausspruch Egon Bahrs noch immer gültig: „Eine europäische Sicherheitspolitik ist nur mit Russland möglich, es geht nicht ohne Russland und erst recht nicht gegen Russland.“

Diskutieren Sie mit!
Weitere Themen aus der Region

Weitere Themen