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CDU-Kritik und konkrete Zahlen

Goslarer Feuerwehren erhalten viel zu wenig Lehrgänge

Wenn es brennt, rücken freiwillige Feuerwehren aus. Und die werden auch ehrenamtlich geführt. Symbolfoto: Pixabay

Wenn es brennt, rücken freiwillige Feuerwehren aus. Und die werden auch ehrenamtlich geführt. Symbolfoto: Pixabay

Die Feuerwehren in Niedersachsen erhalten viel zu wenig Lehrgänge, um Führungspersonal ausreichend zu schulen: Was die CDU schon länger scharf kritisiert, unterlegt der Goslarer Stadtbrandmeister Christian Hellmeier auf GZ-Nachfrage mit Zahlen.

Von Frank Heine Donnerstag, 28.09.2023, 11:00 Uhr

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Goslar. Bereits im Dezember des Vorjahres hatte der Ratsfraktionsvorsitzende und Kreistagsabgeordnete Norbert Schecke auf die nicht ausreichende Anzahl von Lehrgangsangeboten aufmerksam gemacht. Als Ursache waren zu wenig Personal und Raumkapazitäten in Loy und Celle/Scheuen genannt, wo Niedersachsen seine Brandbekämpfer weiterbildet. Schecke hatte seinerzeit auf einen Austausch mit Kreisbrandmeister Uwe Fricke verwiesen, der deutlich gemacht habe, dass seitens der Landesregierung dringend gehandelt werden müsse – auch um den Unmut bei den ehrenamtlichen Feuerwehrleuten einzudämmen.

„Auf Dauer kann das nicht funktionieren“

Christian Hellmeier

Christian Hellmeier

Wie dramatisch ist die Lage? Hellmeier stuft sie für den Bereich der Goslarer Feuerwehren schon nicht mehr als länger hinnehmbar ein. So hätten die Wehren im Jahr 2022 insgesamt 120 Lehrgänge angefordert – nur 29,3 Prozent seien bewilligt worden. „Auch Nichtfachleute müssten erkennen, dass das auf Dauer nicht funktionieren kann“, sagt der Hahnenkleer.

Um wieder mehr Luft zu bekommen, will das Land laut Hellmeier ab dem nächsten Jahr den Truppführer-Lehrgang ersatzlos streichen – den ersten Lehrgang auf Führungsebene, den ein Feuerwehrmann ableisten muss. Ob dies sinnvoll ist? Es gebe sicherlich verschiedene Meinungen, sagt Hellmeier, und immer wieder auch Hinweise auf andere Bundesländer, die ähnlich verfahren. Hellmeier hält ihn aber eben nicht für komplett überflüssig und sieht die Entwicklung als fatal an. Fakt ist für ihn: „Wir haben einen kleinen Puffer von etwa einem Jahr, dann können wir das nicht mehr ausgleichen.“ Oder anders ausgedrückt: „Sonst sind wir irgendwann führungslos.“

Regierungsfraktionen von SPD und Grünen verweigern sich

Norbert Schecke

Norbert Schecke

Schecke berichtet jetzt, dass die Landtagsabgeordnete Sophie Ramdor Ende August im Ausschuss für Inneres und Sport um Unterstützung gebeten habe. Die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen hätten sich aber geweigert, die Sorgen und Nöte der Feuerwehren weiter zu diskutieren, und eine Anhörung zur Thematik abgelehnt.

André Bock, der innenpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, nennt Landesregierung und Regierungsfraktionen deshalb realitätsfern. „Bei den Feuerwehren vor Ort brennt es lichterloh“, wird Bock zitiert. Viele Fragen seien offen, SPD und Grüne weigerten sich aber, die ehrenamtlichen Helfer im Ausschuss anzuhören. „Das ist ein Schlag ins Gesicht Tausender Feuerwehrkameradinnen und Feuerwehrkameraden, die Tag für Tag ihre Gesundheit oder auch ihr Leben riskieren“, sagt Bock. Er sei „fassungslos über dieses ignorante Verhalten“. Landauf, landab sei bekannt, führt Schecke für die Goslarer CDU weiter aus, wie hoch das Engagement der Einsatzkräfte bei Feuerwehr, Rettungsdiensten und Katastrophenschutz sei: „Wir haben diesen Menschen unsere Sicherheit zu verdanken.“ Von stetig wachsenden Einsatzzahlen werde auch auf den Versammlungen der Goslarer Feuerwehren fortwährend berichtet.

Ausbildung nicht auf Ehrenamtliche vor Ort abwälzen

Die Ausbildungen auf die Ehrenamtlichen vor Ort abzuwälzen, ist laut Schecke „der falsche Schritt“. Neben inhaltlicher Wissensvermittlung sei der Austausch der Kameraden untereinander wichtig – „auch, um mal über den Tellerrand schauen zu können“. Praktische Übungen in reale Szenarien seien nicht zu ersetzen, ist sich Schecke sicher. Den konkreten Bedarf der Goslarer Feuerwehren will die CDU kurzfristig bei der Verwaltung erfragen. „Ausbildungsqualität und Wertschätzung haben für uns einen hohen Stellenwert“ erklärt Schecke.

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