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GZ-Adventsserie „Mein schönstes Weihnachtsfest“ (15) – Wenn Kinderträume doch noch in Erfüllung gehen

Geschafft! Heiligabend endlich im neuen Haus

Mit der Kelle auf die Schnelle – um Weihnachten endlich im neuen Haus feiern zu können.  Archivfoto: dpa

Mit der Kelle auf die Schnelle – um Weihnachten endlich im neuen Haus feiern zu können. Archivfoto: dpa

„Mein schönstes Weihnachtsfest“ heißt unsere GZ-Adventsserie. Leserinnen und Leser schreiben Geschichten, die ermuntern, besinnlich sind, Hoffnung geben – gerade auch im zweiten Corona-Jahr. Maritta Richter erzählt die Geschichte, wie sie als Mädchen das erste Weihnachtsfest im neuen Haus erlebte.

Freitag, 17.12.2021, 09:00 Uhr

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Langelsheim. „Weihnachten sind wir im neuen Haus“, so vertrösteten mich meine Eltern von Monat zu Monat. Weihnachten – das waren noch fast sechs Monate. Wieso konnte es so lange dauern, bis so ein Haus fertig war? Für mich als Kind war das unfassbar. Dabei sah es doch von außen schon ganz gut aus.

Ich malte mir vielleicht hundertmal aus, was ich denn tun könne, um das Ganze ein wenig voranzutreiben. Meine Aktivitäten wurden aber nicht gebraucht. Man erklärte mir, das Haus müsse noch trocknen, um mit den Innenarbeiten weitermachen zu können. Es war Ende der 50er Jahre. Damals wurde nicht wie heute ein Haus in ein paar Wochen hochgezogen. Es dauerte und dauerte.

Dann kam der Herbst. Aber vom Einzug war nicht die Rede. Der erste Frost ließ die letzten Blätter von den Bäumen fallen, und manchmal rieselten auch ein paar Flöckchen vom Himmel. Ich betrachtete unser Haus und stellte fest, dass, weil es gerade geschneit hatte, durch den Schnee alles weiß eingehüllt war und der Schornstein rauchte, damit die Räume weiter trockneten, alles recht heimelig wirkte.

Die Spannung stieg. Immer noch fast sechs Wochen bis Weihnachten. Dann kam die Adventszeit, und es hieß, eine Woche vor Weihnachten wäre der Umzug. Ich tröstete mich damit, dass diese Aktion ja ruck, zuck über die Bühne gehen würde, da wir ja noch nebenan wohnten. Weit gefehlt!

Ich legte mir einen Vorrat an Kerzen zu und bestückte damit jedes Fenster im Neubau. An jedem Adventswochenende nachmittags zündete ich die Kerzen an, und kurz vor dem Abendessen stiefelte ich nach nebenan, um die Lichter wieder auszupusten. Und was soll ich sagen? Genau zwei Tage vor Heiligabend war es so weit. Einzugstag! Endlich!

Die Wochen zuvor wurden so nach und nach die Möbel und zum Schluss der gesamte Hausrat nach nebenan geschafft. Ich war damit beschäftigt, mir etwas auszudenken. Denn man sagt doch, dass das, was man in der ersten Nacht im neuen Haus träumt, in Erfüllung gehen würde. Ich überlegte angestrengt, was ich nun träumen könnte. Aber Träume kommen nun mal nicht auf Bestellung, und vor lauter Aufregung verging die Nacht ohne Traum.

Die zwei Tage bis Heiligabend vergingen derweil mit Möbelaufstellen und -einräumen. Ich bekam die Aufgabe zu überlegen, wo der Weihnachtsbaum aufgestellt werden sollte. Aber es gab immer wieder Gründe, den Baum lieber in einer anderen Ecke unterzubringen. Entweder war es zu nah am Ofen oder am Schrank oder am Fenster. Letztlich einigten wir uns auf einen Platz, den wir alle für gut befanden.

Apropos Weihnachtsbaum. In der ganzen Aufregung war vergessen worden, eine Tanne zu besorgen, und es war Heiligabend. Also los. Opa Dege hatte in seinem Wäldchen bestimmt noch einen passenden Baum für uns. Nach einer Stunde stand ein angespitzter Tannenbaum im Garten und wartete darauf, in einem Ständer befestigt zu werden. Doch, wo war der Ständer? „Der könnte doch ... Nein, dort ist er nicht! Ich glaube, er war ...?!“ Es war eben noch nicht alles am richtigen Platz im neuen Haus.

Dann kam Heiligabend. Es war so weit. Die Tür zum noch nicht ganz fertig eingerichteten Wohnzimmer wurde geöffnet, und in der gemeinsam ausgesuchten Ecke strahlte der Weihnachtsbaum in vollem Glanz und in einem geliehenen Ständer. Geschafft.

Der Traum, den ich träumte, schon lange vor der ersten Nacht im neuen Haus, war in Erfüllung gegangen. So wurde es mein schönstes und zugleich spannendstes Weihnachtsfest.

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Maritta Richter

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