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48 Jahre bei der Volksbank Nordharz

Frank Peters: Über Banker, Räuber und Karate

Frank Peters ist ein Urgestein der Volksbank Nordharz. Nach 48 Jahren geht er Ende März in den Ruhestand.  Foto: Kleine

Frank Peters ist ein Urgestein der Volksbank Nordharz. Nach 48 Jahren geht er Ende März in den Ruhestand. Foto: Kleine

Frank Peters ist nicht nur in seinem Heimatort Jerstedt bekannt wie ein bunter Hund. Der 64-Jährige gibt der Volksbank Nordharz für viele Menschen ein Gesicht. Zweimal machte der Jerstedter sogar harte Bekanntschaft mit Bankräubern. Aber: Frank Peters kann Karate.

Von Jörg Kleine Freitag, 17.03.2023, 10:00 Uhr

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Goslar. Nach knapp 48 Jahren als Banker geht Peters Ende März in Ruhestand – mit einer Berufserfahrung, die alles andere war als dröge Zahlenkost. Davon kann der 64-jährige Jerstedter so manche Geschichte erzählen.

Es war der 30. Dezember 1986, der Harz lag im weißen Winterkleid, als Frank Peters gegen 8 Uhr wie üblich auf die Volksbank-Filiale in Jerstedt zuging. Schon 1981 hatte er als Jungspund die Regie der Volksbank in seinem Heimatort übernommen, jetzt fieberte der inzwischen 28-Jährige wie alle in Jerstedt dem Jahresausklang und Silvester entgegen.

Gefesselt und geknebelt

Plötzlich sprangen zwei maskierte Männer aus den Büschen vor der Volksbank und stürzten sich auf den jungen Zweigstellenleiter. Ein kurzes Handgemenge, dann drückte ihm einer der beiden Bankräuber eine Pistole in den Rücken. Sie zwangen Peters ins Gebäude, weiter in den Tresorraum, packten 60.000 D-Mark in Peters Aktenkoffer – und flohen unerkannt Richtung Hahndorf. Den Filialleiter ließen sie geknebelt und mit Klebeband gefesselt im Tresorraum zurück.

Wie bei Winnetou „habe ich mich dann an der offenen Tresorkante von den Fesseln befreit“, schildert Peters. Durch ein Fenster kletterte er ins Freie, ging durch die Eingangstür wieder in die Bank und drückte den Alarmknopf. Den leeren Aktenkoffer fand ein Treckerfahrer später am Straßenrand.

Silvester als Therapie

Vom Druck der Pistole im Kreuz hat Frank Peters bis heute eine Narbe. Vor allem aber ärgerte er sich damals, dass sein schönes Sakko kaputt war. „Es war kein Highlight meines Lebens, aber es hat mich bis heute auch nicht belastet“, bilanziert der Banker.

Krankschreiben ließ er sich nach der gefährlichen Begegnung nicht, eine psychologische Betreuung brauchte er ebenfalls nicht – sondern er nutzte eine eher fröhliche Therapie: Er ging zur Silvesterparty ins „Tiffany“ am Marktplatz, „und irgendwann war ich über den Punkt hinweg“, sagt Peters schmunzelnd. Bestimmt dreißigmal musste er damals in Goslars Kultdisko die Geschichte vom Bankraub erzählen, „und jedes Mal bekam ich einen ausgegeben“. So bewahrte ihn die Silvesterparty vor bösen Träumen.

„Mein Gedanke war eher, warum Menschen so etwas machen“, sagt Peters: Sich selbst und unbeteiligte Menschen für den Wert „eines Mittelklassewagens“ einer derartigen Gefahr auszusetzen.

Vermutlich für viel weniger brachte sich und andere rund 15 Jahre später ein junger Mann in Gefahr. Unmaskiert und offenbar angetrunken kam er in die Volksbank-Hauptstelle in Goslar, zückte ein Messer und bedrohte Mitarbeiterinnen an den Serviceschaltern.

Bankräuber mit Messer

„Bei Messern muss man sehr vorsichtig agieren“, schildert Peters: „Wir haben ihn dann überwältigt, auf die Treppe gelegt, ein Kollege hat sich auf ihn gesetzt – und ich habe ihm das Messer abgenommen.“ Die Banker hielten den jungen Mann so lange fest, bis die Polizei ihn schließlich abführte.

Ob er keine Angst hatte? „Das war einfach aus der Situation heraus, wir mussten handeln“, sagt Peters. Dass ihm dies gelang, auch die Befreiung damals aus dem Tresorraum in Jerstedt, liegt nicht nur an seiner starken seelischen Konstitution: Frank Peters betreibt seit Jahrzehnten Sport zur Selbstverteidigung. Als Jugendlicher begann er zunächst mit Judo, später wechselte er zu Karate und ist mit Schwarzgurt ausgezeichnet.

Schwarzgurt in Karate

Das hat ihn körperlich wie seelisch fit gehalten, auch wenn inzwischen „die Knie nicht mehr so gut mitspielen“, räumt Peters ein. Am Engagement für seinen Verein, den Shotokan-Karate-Club Goslar, hält er trotzdem fest – als Schatzmeister, wie es sich für einen versierten Banker gehört.

Von all den Erfahrungen und Stationen seines Lebens erzählt Frank Peters in ebenso sportlicher Geschwindigkeit. Jeder Satz geht ihm präzise, meist druckreif über die Lippen: Wie er am 1. August 1975 die Lehre zum Bankkaufmann bei der Volksbank begann, später in Jürgenohl arbeitete, dann nebenher an der Frankfurt School of Finance sein Studium zum Bankfachwirt draufsattelte, nach acht Jahren Jerstedt dann 1989 die Leitung der neu gebauten Zweigstelle in Hahnenklee übernahm. 1998 kam er zurück nach Goslar, wurde 2004 Leiter der Hauptfiliale – und erhielt 2008 Prokura.

Der Volksbank treu

Warum er in all den Jahren der Volksbank Nordharz treu geblieben ist? Da war noch die Option, vielleicht doch im Tischlerbetrieb seines Vaters einzusteigen. Zwischendrin gab es für ihn ebenso Angebote von Großbanken, verrät Peters. Aber was nützen 500 Euro monatlich mehr Gehalt, wenn man dafür nach Düsseldorf umziehen muss, fragt der überzeugte Volksbanker rhetorisch. Und die handwerklichen Fähigkeiten konnte er auch privat zu Hause gut nutzen.

Einmal allerdings hat Peters der Volksbank vorübergehend doch den Rücken gekehrt – als er Anfang 1978 für 15 Monate zum Wehrdienst gerufen wurde. Als frischgebackener Bankkaufmann bezog er in Clausthal eine Stube der PSV Kompanie 381, also die Truppe für „Psychologische Verteidigung“. Nach drei Monaten Grundausbildung „wurde ich Rechnungsführer“, erzählt er.

Neckermann in die Zone

Andere in der Truppe fuhren mit großen Lautsprecherwagen auf an der damaligen Zonengrenze zur DDR und ließen Panzergeräusche in den Osten schallen, erinnert sich Peters. Oder sie knüpften Reisekataloge von Neckermann an Ballons, die mit dem Westwind auch westliche Verlockungen über den Eisernen Vorhang tragen sollten.

Knapp zwölf Jahre später war das alles Schnee von gestern – wie der Banküberfall ehedem in Jerstedt. Frank Peters aber blickt nach vorne, wie immer in seinem Leben – auch wenn es mal Rückschläge gibt. Die Arbeit in der Volksbank wird er sehr vermissen, gesteht Peters. Aber er freut sich auf Reisen und Ausflüge mit seiner Frau, mit der er seit mehr als 40 Jahren verheiratet ist. Auch auf Besuche bei seiner Tochter und der Enkelin in Othfresen. Und es fehlen ihm noch ein paar Stempel zum Harzer Wanderkaiser.

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