Eichenkonfirmation für Inge Graus aus Bad Harzburg

Vor etwas mehr als acht Jahrzehnten feiert Inge Graus, damals noch Strube, ihre Konfirmation. Heute kann sie im Fotoalbum blättern, um den Tag noch einmal Revue passieren zu lassen. Foto: Potthast
1942 war es, als Inge Strube, so ihr einstiger Nachname, eingesegnet wurde. Sie wohnte mit ihrer Familie damals in Othfresen und erlebte den Krieg und die durch ihn bedingten Entbehrungen. Rund acht Jahrzehnte später feiert sie Eichenkonfirmation.
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Bad Harzburg. Eine Einsegnung zu Kriegszeiten, ein Fest unter Entbehrungen, aber eines, das Inge Graus viel bedeutete. Vor 80 Jahren feierte sie es in Othfresen – und kürzlich dann die Eichen-Konfirmation in der Luthergemeinde.
An Stunden im Luftschutzkeller erinnert sich Inge Graus, sie hatte damals noch den Nachnamen Strube, an rationierte Lebensmittel, an Lebensmittelkarten, Kleiderkarten und an Bezugsscheine.

Inge Strube, so ihr damaliger Nachname, 1942 am Tag ihrer Konfirmation. Repro: Potthast
Zu neunt fanden sie sich zusammen, um den Tag für Inge Strube, an dem sie sich zum christlichen Glauben bekannte, schön zu gestalten. „Alle haben sich wohlgefühlt.“ Und von Vaters letzter Flasche Mosel habe auch sie als Hauptperson ein Gläschen abbekommen.
Premiere für den Probst
Für Probst Jens Höfel war die Eichenkonfirmation von Inge Graus eine Premiere: Eine solche habe er in 25 Dienstjahren noch nicht gefeiert, sagt er. Bemerkenswert ist, dass an dem Tag des Gedenkens in der Lutherkirche auch einige der ehemaligen Schüler von Inge Graus Diamantene Konfirmation hatten.
Sie war Oberstudienrätin, unterrichtete an den Berufsbildenden Schulen in Bad Harzburg unter anderem das Fach „Textil und Bekleidung“. Vor dem Studium hatte sie ja eine Ausbildung zur Schneiderin absolviert. 1988 ging sie in Pension, widmete sich kurze Zeit später dem Heimatmuseum in Lutter am Barenberge. Das habe sie mit aufgebaut, sagt die 94-jährige Inge Graus. Und dort sei auch die Haube, die zum Hochzeitskleid ihrer Großmutter gehört habe, ausgestellt.
Erinnerungen niederschreiben
Derzeit schreibe sie ihre Erinnerungen an den Ort Schulenrode nieder, an die Heimat ihrer Mutter, in der sie selbst so viel Zeit verbracht habe. Der Glaube habe sie immer begleitet. Es sei selbstverständlich gewesen, in die Kirche zu gehen. Sie habe Kirche aber auch aufgesucht, um allein zu sein, um nachdenken zu können. In schweren Zeiten habe sie dort um Kraft gebetet. „Gott ist Kraft“, sagt sie, „das habe ich in so vielen Situationen erlebt“. Leicht hatte sie es offenbar nicht. Ein Spruch, der auf eine Postkarte gedruckt war und über ihrem Studentinnen-Schreibtisch hing, gibt wieder, wie es war. Sie zitiert ihn noch heute: „Lieber ein Leben von Liebe und Leid als sonnenarme und windstille Zeit.“