Zähl Pixel
Gründungszentrum

Diplom-Ingenieur will Papier aus Stein entwickeln

Ein Muster des nicht brennbaren Papiers. Die Erfindung durch Christian Mühl könnte auch für Brandschutz und Wärmedämmung neue Perspektiven eröffnen. Foto: Privat

Ein Muster des nicht brennbaren Papiers. Die Erfindung durch Christian Mühl könnte auch für Brandschutz und Wärmedämmung neue Perspektiven eröffnen. Foto: Privat

„Rückbesinnung auf die Steinzeit“, sagt Christian Mühl mit einem Augenzwinkern. Seine Geschäftsidee ist vielversprechend: Es geht um die Herstellung von Papier aus Steinmaterial. Seine Idee war es ein Papier herzustellen, das nicht brennt.

Mittwoch, 20.12.2023, 05:59 Uhr

Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!

Clausthal-Zellerfeld. Das Papier, das nicht brennt, basiert auf einem mineralischen Gemisch. Wenn es sich zu einem neuen Standard entwickelt, könnte wie vor vielen Tausend Jahren quasi wieder auf Stein geschrieben werden. Zudem könnte das Material auch als Brandschutz und Wärmedämmung genutzt werden.

Brandschutz

Als Diplom-Ingenieur und Sachverständiger für Brandschutz war Christian Mühl 45 Jahre in München tätig, ehe er in seine Heimatstadt Bad Lauterberg im Harz zurückkehrte. In einem Alter, in dem andere an Ruhestand denken, verfolgt er seine Idee, um nicht brennbares Papier herzustellen. Mit Blick auf den Brandschutz wäre das eine Revolution und könnte relativ einfach zu deutlich mehr Sicherheit in Gebäuden führen. Die Idee ließe sich auch auf Schaumstoff und andere sonst leicht entzündliche Stoffe ausweiten. Unterstützt wird Mühl von seiner Ehefrau, die ihm als Laborantin zur Seite steht. Als potenzielle Nachfolgerin ist auch die älteste Tochter bereits in die Geschäftsgeheimnisse eingewiesen.

Uni-Forschung

Nach Gesprächen an Universitäten in München, Braunschweig und Clausthal-Zellerfeld hat Christian Mühl in Paderborn mit Professor Wolfgang Bremser einen findigen Mitstreiter gefunden. In einer Entwicklungsgruppe wurde ein Prototyp des Materials auf universitärer Ebene entwickelt. Mit der Mühl Engineering Systems GmbH (MES) wollen sie zusammen mit weiteren Gesellschaftern der Idee des „MinPier“ Flügel verleihen.

Christian Mühl und seine Frau sind mit ihrer neuen Firma als Mieter in das Gründungszentrum in Clausthal-Zellerfeld eingezogen. Fotos: Privat

Christian Mühl und seine Frau sind mit ihrer neuen Firma als Mieter in das Gründungszentrum in Clausthal-Zellerfeld eingezogen. Fotos: Privat

Dank des Kontakts zu Dr. Markus Reinhold, Technologie- und Innovationsberater der Wirtschaftsförderung Region Goslar (Wirego), und Samet Kibar, Manager des Gründungszentrums Clausthal-Zellerfeld (GrüZ), gehört Mühl seit1. Januar 2023 zu den Mietern im Gründungszentrum. „Für uns ist der Standort direkt neben den Instituten, die wir brauchen, ein echter Glücksfall“, sagt Mühl.

Im Gründungszentrum

Im Gründungszentrum belegt er den – nach eigenem Empfinden – „schönsten Raum“. Mit der Nähe zu den Instituten der TU Clausthal und der MAC Frischkorn e.K. im Gründungszentrum direkt gegenüber ergeben sich unerwartete Synergien. In Clausthal soll das bisher nur auf universitärer Ebene entwickelte Produkt auf einen vorindustriellen Maßstab skaliert werden. Erster Meilenstein soll der Abschluss der Entwicklung der Grundsubstanz und die planbare Ausbringbarkeit bis Ende des Jahres sein. Einen Prototyp hat die Hochschule für Papiertechnik in München bereits erstellt.

Neben der richtigen Rezeptur ist auch die Umweltverträglichkeit ein wichtiger Aspekt für die weitere Entwicklung. Bereits im Rahmen der Forschung zeigt sich, dass das neuartige „MinPier“ bei der Herstellung rund sechsfach weniger Energie für die Trocknung benötigt als herkömmliches Papier. Auch beim Recycling zeigt sich ein positiver Nebeneffekt: Geschreddert wird das „MinPier“ zum Gartendünger.

Patent und Produktion

Auf universitärer Ebene sieht sich Christian Mühl gut unterstützt. So hat ein der Uni Freiberg nahestehendes Maschinenbauunternehmen signalisiert, die Anlage zur Fertigung einer 60 Zentimeter breiten kontinuierlichen Min-Pier-Bahn zu bauen. Nun gilt es, auch aus der Wirtschaft Partner zu finden, die die industrielle Herstellung mit übernehmen. Durch eine besondere Verfahrenstechnik soll das nicht brennbare „MinPier“ produziert werden. Ein Gebrauchsmusterschutz besteht, das Patent zur Herstellung ist angemeldet, und die Idee hat großes Erfolgspotenzial. Offen ist, wann „MinPier“ Marktreife erlangt. red

Diskutieren Sie mit!
Meistgelesen
Weitere Themen aus der Region

Weitere Themen