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Spielplatz-Huhn

Die Hühner auf dem Goslarer Spielplatz sollen bleiben

Rotweißes Absperrband, striktes Kontaktverbot: Was machen die Steinhühner an der Thomasstraße nach gefühlt 50 Jahren anders als früher?  Fotos: Schlimme

Rotweißes Absperrband, striktes Kontaktverbot: Was machen die Steinhühner an der Thomasstraße nach gefühlt 50 Jahren anders als früher? Fotos: Schlimme

Nach zwei Rettungseinsätzen: Der Vorfall mit dem Spielplatz-Huhn wirft Fragen auf. Was passiert, wenn wiederholt Kinder in den steinernen Hühnern stecken bleiben und sich nicht mehr befreien können? Trotzdem sollen die Tiere vorerst ihren Platz behalten.

Von Frank Heine Freitag, 24.05.2024, 18:00 Uhr

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Goslar. Als betroffene Spielplatz-Patin und Quasi-Hühnermutter macht sich Goslars Bürgermeisterin Renate Lucksch ihre Gedanken: Was soll im grünen Wallgürtel an der Thomasstraße passieren, wenn plötzlich wiederholt Kinder in den steinernen Vögeln stecken bleiben und sich ohne fremde Hilfe nicht mehr befreien können? Oder anders ausgedrückt: Wenn die Hühner dort seit einem gefühlten halben Jahrhundert stehen und ebenso lange eigentlich nichts passiert ist, stellt sich für Sozialdemokratin Lucksch aktuell die Frage: „Was hat sich verändert?“

Und sie gibt auch gleich die Antwort: „Die Hühner sind es jedenfalls nicht.“ Offenkundig haben Kinder heutzutage „andere Körpermaße“ und bzw. oder sind „weniger beweglich“, sinnierte die frühere Leistungsschwimmerin.

Zum Hintergrund: Im Moment ist das komplette Hühnervolk noch mit Flatterband abgesperrt, nachdem die Goslarer Feuerwehr in dieser Woche erneut zu einem Hilfseinsatz ausgerückt war. Zwei Kinder hatten sich auf den Rücken zwischen Hals und Schwanzfedern eines Tieres gezwängt. „Da die Goslarer Feuerwehr inzwischen Expertise hinsichtlich dieses Spielgerätes hat, wurde unter Zuhilfenahme zweier Kisten zum Abstützen der Füße schnell eine Möglichkeit gefunden, wie die Kinder schmerzfrei durch Anheben unter den Armen befreit werden konnten“, schrieb die Feuerwehr. Der Rettungsdienst begutachtete die Kinder – zum Glück alles okay.

Am 6. April hatte sich selbiges Szenario an einem Samstagabend schon einmal ähnlich abgespielt. Gegen 18.30 Uhr waren zwei Mädchen beim „Chillen“ plötzlich nicht mehr allein bewegungsfähig. Die Teenies hatten sich hintereinander in einer Art Reitsitz niedergelassen. „Eine rutschte dabei von hinten in eine Spalte und verklemmte sich mit der vor ihr sitzenden Person, die ihrerseits am Kopf der Installation positioniert war“, schrieb die Feuerwehr seinerzeit.

Huhn auf dem Spielplatz Thomasstraße

Huhn auf dem Spielplatz Thomasstraße

Und nun? Was tun? Dem widerborstigen Federvieh den Garaus machen und ab auf den Betriebshof als Gnadenhof? „Die Hühner bleiben“, trat Glucke Lucksch potenziellen Gedankenspielen vorsorglich mit Verve entgegen. Aus der Politik kam im Ausschuss für Bildung, Familie und Soziales jedenfalls kein Widerspruch. Und Sven Busse als zuständiger Fachbereichsleiter für Hühnerservice – Pardon – für Bürgerservice war sofort an der Seite der Bürgermeisterin. Er sah die Sache ganz ähnlich. Im Zweifel sollte in der Altstadt ohnehin der Denkmalschutz gegen jede Veränderung helfen. Aber auch die Kindersicht zählt. Die Kita Zum Markte nebenan geht dort laut Lucksch regelmäßig spielen. Und zwar regelmäßig ohne Probleme. Und der Spielplatz heißt dort sogar der Hühnerhof. Wer wollte das wirklich ändern? Vielleicht reicht ein Hinweisschild: „Vorsicht, Hühnerkuscheln nur solo erlaubt.“ 

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