Der Mann, der mit Comicfiguren redet

Den Froschkönig kennt man eigentlich, aber bei Piero Masztalerz ist der Prinz schwul und eigentlich in seinen Diener verliebt. Und auch sonst dreht der Cartoonist gerne mal Märchen auf links. Foto: Schlegel
Wer mit Comicfiguren spricht, den hält man gemeinhin für bekloppt. Piero Masztalerz indes hat man am Samstag im Bündheimer Schloss dafür bejubelt. Denn bei ihm ist das Sprechen mit Comicfiguren, also das Beklopptsein, Programm.
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Bad Harzburg. Masztalerz´Witzbildshow lockte 130 Besucher ins Schloss, von denen einige womöglich gar nicht so richtig wussten, was auf sie zukommen würde.
Was macht Piero Masztalerz also eigentlich? Spaß. Das mal vorweg. Aber seine Form des Kabaretts ist speziell, er hat sie vielleicht nicht erfunden, wohl aber perfektioniert. Eigentlich ist der Mann Cartoonist und er warf auch seine normalen Witzzeichnungen auf die Leinwand. Die Sprechblasen kamen immer Bild für Bild dazu, er las sie vor, die Comics wurde in gewisser Weise lebendig.
Perfektes Text-Timing
Das Eigentliche, das Besondere, das Bekloppte an Masztalerz’ Show sind aber die wirklich „lebenden“ Comicfiguren, die mit ihm zu interagieren scheinen. Genau genommen laufen auf der Leinwand Comicfilme, die allerdings textlich abgestimmt sind. So entwickelt sich ein Dialog mit den Figuren im Comic, was natürlich ein gutes Timing voraussetzt.
Klingt kompliziert? Ist es vielleicht für den Künstler, denn der muss natürlich höllisch gut im Dialog sein und auf die Sekunde seinen Text parat haben. Für die Zuschauer aber ist das einfach nur ein riesiger Spaß.
Durchgeknallte Figuren
Denn Pieros Figuren sind auch noch so schräg, böse, durchgeknallt und durch die Bank unverschämt, dass jedes staubige Märchen (und derer gibt es viele) zu einem fiesen Stück Comedy wird. Da hüpfen irre Frösche über die Leinwand und werden zu schwule Prinzen. Bekiffte Wölfe pennen vor dem Bett der Großmutter ein, statt sie zu fressen. Rapunzel ist ein Fan von Nacktyoga und der Zwerg in Schneeweißchen und Rosenrot ein pädophiles Ekelpaket.
Dann kommt auch noch immer wieder Masztalerz’ Mutter ins Spiel und haut mamatypisch pikante Details aus Pieros Kindheit raus, zum Beispiel dass der arme Junge früher mal eine ganz fiese Phimose gehabt hat, was eigentlich gar keiner wissen möchte. Und irgendwann erscheint auch Gott, der eigentlich Jürgen heißt, stolz ist, Dinge wie den Kugelschreiber und die Lava-Lampe geschaffen zu haben und sogar eine Antwort auf die großen Fragen des Lebens hat: Warum hat er so viele Arschlöcher in die Welt gesetzt? „Manchmal muss es halt schnell gehen...“.