DRK-Landesverband: Rettungsdienst ist überlastet

Wenn der Notarzt kommt: Vielfach wird die 112 gewählt, obwohl der Rettungsdienst gar nicht erforderlich wäre. Das ist eines der Probleme, mit dem sich Experten beim DRK-Dreikönigstreffen in Goslar beschäftigen. Foto: Oli Moeller/DRK
Bei seiner Dreikönigstagung in Goslar schlägt der DRK-Landesverband mit seiner Rettungsschule in Goslar Alarm: Der Rettungsdienst ist landesweit überlastet und daher ein Notfallpatient. Während der Tagung wird ein Lösungsweg aufgezeigt.
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Goslar. Der Rettungsdienst steht vor vielen Herausforderungen. Nicht ohne Grund hat der Landesverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) sein am Mittwoch eröffnetes Dreikönigstreffen in Goslar mit den Worten „Notfallpatient: Rettungsdienst“ angekündigt. Ein großes Problem liegt offenbar in einer strukturellen Überforderung.

Ralf selbach
Der Rettungsdienst sei zwar ausschließlich dafür da, um „Leib und Leben zu retten, ihn kenne aber jeder“, berichtete Selbach am Mittwoch in einer Pause der Fachtagung. Wegen des großen fachfremden Andrangs am ärztlichen Bereitschaftsdienst vorbei sei der Rettungsdienst überlaufen.
Bedarf sortieren
Zuvor hatte sich Bernd Gerberding aus Schaumburg, Leiter im DRK-Landesausschuss Rettungsdienst, dafür ausgesprochen, Rettungsdienst und Kassenärztliche Vereinigung stärker zu verzahnen. Die 116-117, der Bereitschaftsdienst der Kassenärztlichen Vereinigung, und der Notruf 112 müssten zusammengeschaltet werden, das sagte auch Ralf Selbach. Die Rettungsleitstelle prüfe dann, ob tatsächlich ein Notfall vorliege und der Rettungsdienst benötigt werde.
Selbach berichtete, Innenstaatssekretär Stephan Manke, der aus Goslar stammt und die Tagung eröffnet hatte, habe mitgeteilt, dass sein Ministerium mit dem Sozialministerium sowie der Kassenärztlichen Vereinigung über das Problem der Überlastung gesprochen habe und nach einer Lösung suche. Manke hatte in seiner Begrüßung das 2021 im Landkreis eingeführte Pilotprojekt zur Telenotfallmedizin angesprochen, bei dem ein Mediziner bei Einsätzen per Videoanruf zugeschaltet wird und die Einsatzkräfte bei Bedarf anleitet. Auf diese Weise wird dem Medizinermangel begegnet. Das Projekt wird bereits von Rettungsdiensten anderer Landkreise übernommen und soll landesweit als Vorbild taugen. Manke sagte dazu, er sei froh, „dass wir im Haushalt 2024 eine Anschubfinanzierung veranschlagen konnten, um die landesweite Einführung der Telenotfallmedizin im Rettungsdienst voranzutreiben“.
Immer wieder Übergriffe
Ralf Selbach befürchtet zudem, dass im Zuge der Krankenhausreform Kliniken und damit Notaufnahmen schließen. Das erschwere zusätzlich die Arbeit, weil es längere Wege für den Rettungsdienst bedeute. Ein weiteres Thema waren Übergriffe gegen Einsatzkräfte. Bernd Gerberding erklärte, Attacken auf Helfer habe es schon immer gegeben. Deren Anzahl habe sich kaum verändert, das Ausmaß der Gewalt habe aber zugenommen. Vielen Menschen fehle der Respekt.
Deniz Böhmelt, stellvertretende Leiterin der DRK-Rettungsschule Goslar, stellte zudem kurz ihre Einrichtung vor. Diese wurde 1969 gegründet und beschäftigt in Goslar 14 sowie in der 2015 in Hannover eröffneten Dependance 7 Mitarbeiter. Die Rettungsschule ist landesweit die zentrale Fortbildungsstätte für das DRK und der Grund dafür, dass das Dreikönigstreffen in Goslar erfolgt.