DGB-Demo in Goslar vereint Stimmen für faire Bedingungen

Klartext: Verdi-Sekretär Marc Jäger spricht unter den Augen von Goslars IG BCE-Institution Werner Schwerthelm über René Benko und das „Gespenst Signa“. Foto: Epping
Wie kämpft der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) in Goslar für Arbeitnehmerrechte? Eine Demonstration am 1. Mai bringt klare Forderungen und bewegende Botschaften hervor. Rund 110 Demonstranten zogen gestern Vormittag vom Domplatz durch die Altstadt bis an die Abzucht.
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Goslar. „Ich bin wieder hier.“ Ja, und eigentlich war der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) am 1. Mai auch nie wirklich weg, wenn es auf seinem Revier am Museumsufer um das Streiten für Arbeitnehmerrechte ging. Rund 110 Demonstranten zogen gestern Vormittag vom Domplatz durch die Altstadt bis an die Abzucht, wo sie die Band Dreiviertelhelden mit dem Lied von Marius Müller-Westernhagen begrüßte.
Wer leider nicht da war: Die Goslarer DGB-Kreisvorsitzende Susanne Ohse musste gesundheitlich passen. Vize Rosi Bergmann übernahm als Versammlungsleiterin und bündelte die herzlichen Grüße aller an die Adresse von Ohse. Sie hätte sicher ihre Freude an den Botschaften der drei Redner des Tages gehabt. Marc Jäger von der Verdi-Region Süd-Ost-Niedersachsen demonstrierte frisch gewonnenes Selbstbewusstsein, das sich aus Erfolgen bei Arbeitskämpfen und einer wahren Eintrittswelle bei den Gewerkschaften speist. „Gute Tarifverträge schützen, alles andere ist Quark“, wusste der Verdi-Sekretär. Er forderte mit Blick auf die Politik dazu auf, „klar und laut zu benennen, was wir wollen – unsere Stärke bleibt die Solidarität.“ Und er warnte vor Einschüchterungsversuchen aus Chef-Etagen, wenn in Unternehmen neue Betriebsräte gegründet werden sollten. Denn: „Die Arbeitgeber sind kein Garant für die soziale Absicherung.“

Nach der vor zweieinhalb Wochen angemeldeten Insolvenz von Heubach haben auch Langelsheimer Gewerkschaftler der IG BCE in Goslar am 1. Mai vorne mit demonstriert. Archivfoto: Epping
Schon zuvor hatte Jäger auf dem Zug durch die Stadt vor Galeria-Karstadt gesprochen. Schön, dass das „Gespenst Signa“ samt René Benko weg sei und endlich wieder auf die Expertise der Beschäftigten vor Ort gesetzt werde. Aber auch „eine riesige Schande“, dass in den Häusern nur noch so wenige, eigentlich zu wenige Mitarbeiter beschäftigt seien – in Goslar rund 70.
„Nazi-Steigbügelhalter“
Vor dem Verwaltungsgebäude an der Charley-Jacob-Straße fand Hans Georg Ruhe vom Pulse of Europe fünfeinhalb Wochen vor der Europawahl bewegende Worte. „Wir wollen diese Zyniker der Menschlichkeit nicht in unserem Rathaus, nicht in unserer Verwaltung und nicht in unseren Parlamenten“, positionierte er sich gegen die AfD. Sie sei für Pulse of Europe „keine Protestpartei, sondern Steigbügelhalterin der Nazis.“
Vor der Kindertagesstätte Kunterbunt erhob Donata Prietz ihre Stimme, um für die Goslarer Kita-Eltern für „faire Arbeitsbedingungen“ zu demonstrieren. Dazu gehöre auch eine verlässliche Kinderbetreuung. „Leider ist es so, dass mittlerweile bundesweit die Kitas am Limit laufen“, hielt sie fest.

Energische Wortmeldung: Donata Prietz, Vorsitzende des Kita-Stadtelternrates, will den bundesweiten Personalmangel in Kitas bekämpft wissen. Foto: Epping
Nach Applaus für alle drei ging es jeweils weiter und am Ende aufs Museumsufer, wo neben diversen Ständen noch weitere Kundgebungsteilnehmer warteten. Und natürlich die Dreiviertelhelden, die auf der Bühne mit Musik von Udo Lindenberg – wie der DGB – an diesem ersten Mai-Tag ihr Ding machten. Bei schönstem Sommerwetter und jeder Menge Beifall.