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Ingenieurleistungen für die Zukunft

Clausthaler TU-Professor: „Das Mitmachen ist hier“

Präsentieren einen Miniatur-Bohrturm: Ali Alkhawaja, Prof. Philip Jaeger, Wolfgang Hollstein und Erik Feldmann (v.l.). Foto: Berg

Präsentieren einen Miniatur-Bohrturm: Ali Alkhawaja, Prof. Philip Jaeger, Wolfgang Hollstein und Erik Feldmann (v.l.). Foto: Berg

In Sachen Klimawandel: Beim freitags nicht zur Schule gehen, dürfe es nicht bleiben. Philip Jaeger von der Clausthaler Universität meint, junge Leute müssten bereit sein, Zukunftstechnologien zu studieren, etwa Tiefbohrtechnik zur Nutzung der Erdwärme.

Von Guido Berg Donnerstag, 09.11.2023, 15:00 Uhr

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Clausthal-Zellerfeld. Am Mittwoch hat an der Technischen Universität Clausthal eine studentische Konferenz zu den Themen Geothermie und Tiefbohrtechnik begonnen. Organisiert wird sie von der Clausthaler Studentengruppe („Student chapter“) des globalen Netzwerks der Ingenieurinnen und Ingenieure der Erdöl fördernden Industrie (SPE – Society of Petroleum Engineers).

Die Wende vollzogen

Freilich, Erdöl hat eine große Vergangenheit, muss aber in der Zukunft eine geringere Rolle spielen. „Wir haben eine Metamorphose von Erdöl und Erdgas hin zur Geothermie vollzogen“, erklärte Prof. Philip Jaeger vom Clausthaler Institute of Subsurface Energy Systems (Institut für Untertage Energie-Systeme) am Mittwoch gegenüber der GZ. Allein die Tatsache, dass Jaegers Institut bis 2020 noch Institut für Erdöl- und Erdgastechnik hieß, verdeutlicht die vollzogene Wende.

Zu den Mitorganisatoren der am Mittwoch begonnenen Tagung gehören auch der Student Ali Alkhawaja und der wissenschaftliche Mitarbeiter für Tiefbohrtechnik, Erik Feldmann. Letzter bekennt, dass er „nach langen Jahren im fossilen Bereich rübertransferiert“ sei in „die alternativen Energien“. Feldmann: „Es hat ein Umdenken eingesetzt.“ Aus Sicht von Prof. Jaeger wird bei der Wärmewende, die die Energiewende bei genauer Betrachtung darstelle, die Geothermie eine große Rolle spielen. Und dabei komme die Kernkompetenz seines Instituts ins Spiel: „Tiefbohrtechnik ist der große Stolz des Instituts“.

Studierende aus zahlreichen Ländern nehmen die Tagungsteilnehmer in Empfang. Foto: Berg

Studierende aus zahlreichen Ländern nehmen die Tagungsteilnehmer in Empfang. Foto: Berg

Verkürzt dargestellt: Wurde in Clausthal vormals das Know-how für Tiefbohrungen – die Rede ist von ein bis zwei Kilometer – zugunsten der fossilen Energien gelehrt, könne diese Kompetenz künftig für die Geothermie genutzt werden. Also für die Nutzung der Tatsache, dass es in der Erde unter Deutschland pro 100 Meter Tiefe etwa drei Grad wärmer wird. Ein „Fluid“, gemeint ist Wasser, könnte über die eine Tiefbohrung in die Tiefe geleitet, sich dort erwärmen, und über eine zweite Tiefbohrung wieder an die Oberfläche gepumpt und die aufgenommene Wärme des Wassers genutzt werden.

In der Vorreiter-Rolle

Was heißt „könnte“? Die Münchner Stadtwerke nutzen Jaeger zufolge die Geothermie bereits in großem Umfang. Auch im Landkreis Goslar sind die Chancen der Geothermie bereits erkannt worden. Erst Mitte Oktober berichtete die GZ über den Bohringenieur Uwe Bokemüller aus Oker, der die Genehmigung erhalten hat, nach Erdwärme zu suchen.

Die Überschrift des Beitrages: „Erster Schritt zu Harzer Erdwärme“. Doch ungeachtet dessen weiß Prof. Jaeger, dass sie bei vielem erst am Anfang stehen. „Wir nehmen eine Vorreiterrolle ein.“ Denn noch seien Kohlenstoffe die Energie-Lieferanten Nummer eins. Soll sich das ändern, bedarf es umfangreicher Forschung und ingenieur-technischer Lösungen. „Hier bei uns kann man das zum Anfassen studieren“, wirbt der im Übrigen Fahrrad-fahrende Professor um das Interesse der jungen Generationen. Es genüge nicht, sich bei „Fridays for Future“ zu engagieren, die Lösungen der Zukunft müssten erforscht, gelehrt und studiert werden. „Das Mitmachen ist hier!“, erklärt der TU-Professor.

Dass die nächste Ingenieur-Generation bereits mit den Hufen scharrt, kann jeder Besucher der noch bis Freitag, 10. November, stattfindenden Tagung in der Aula Academica erleben. Unter der Leitung von Promotionsstudent Wolfgang Hollstein zeigen Studenten dort einen von ihnen gebauten Miniatur-Bohrturm, der digital-gesteuerte Bohrungen – auch schräg, auch mit Kurven – vornehmen kann. Allein das Design des diamantgehärteten Bohrmeißels verdeutlicht, welch Know-how es bedarf, um die Geothermie für die Energiewende nutzen zu können.

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