Betreiber für Gründungszentrum Clausthal-Zellerfeld steht fest

Auf dem Campus der TU Clausthal entsteht zurzeit das neue Gründungszentrum. Foto: Landkreis
Während der Landkreis am Dienstag mitteilte, dass mit der Wirego der Betreiber des neuen Gründungszentrums im Oberharz gefunden ist, befasst sich der Rat der Berg- und Universitätsstadt am Donnerstag mit den Mietpreisen des Objektes. Aus der Vorlage geht auch hervor, dass das Ganze für die Kommune möglicherweise fast doppelt so teuer wird wie erwartet.
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Clausthal-Zellerfeld. Während der Bau des neuen Gründungszentrums auf dem Campusgelände der TU Clausthal voranschreitet, teilte der Landkreis am Dienstag mit, dass eine weitere wichtige Entscheidung getroffen worden ist: Ab Januar 2022 wird die Wirtschaftsförderung der Region Goslar (Wirego) das Management des Zentrums übernehmen. „Das ist das Ergebnis eines Vergabeverfahrens, das in diesen Tagen erfolgreich abgeschlossen wurde“, heißt es in der entsprechenden Pressemitteilung des Landkreises.
Goslars Landrat Dr. Alexander Saipa und Petra Emmerich-Kopatsch, Bürgermeisterin der Berg- und Universitätsstadt Clausthal-Zellerfeld, begrüßen laut der Mitteilung die Fortschritte bei der Realisation des gemeinsamen Gründungszentrums. Sie werten die Entscheidung, die Wirego als Betreiber an Bord zu haben, als ausgesprochen positiv. „Dr. Aßmann und sein Team haben mit ihrer Arbeit einen erheblichen Beitrag zur guten wirtschaftlichen Entwicklung der vergangenen Jahre geleistet. Hier ha-ben wir kompetente Netzwerker an unserer Seite, die ihr Handwerk verstehen und stets das Wohl des Landkreises im Blick haben“, so Emmerich-Kopatsch und Saipa.
Manches Ratsmitglied der Berg- und Universitätsstadt wird sich allerdings angesichts der Nachricht verwundert die Augen reiben. Denn das Gründungszentrum steht mit einer umfassenden Vorlage auf der Tagesordnung der heutigen Ratssitzung – die Entscheidung über das Betreibermodell wurde allerdings laut der entsprechenden Ratsvorlage nach Abwägung verschiedener Varianten und „eingehender Erörterung in der Gesellschafterversammlung“ im Juli durch die Geschäftsführung der GmbH getroffen.
Die Wirego übernimmt nach diesem Modell ausschließlich die „reinen Managementaufgaben“, wie Mieterberatung, Fördermittelmanagement, Überwachung der Hausmeistertätigkeiten und Marketing. Die übrigen Aufwendungen, die für die Unterhaltung des Zentrums erforderlich sind, übernimmt die gemeinsame GmbH von Landkreis und Berg- und Universitätsstadt.
Dieses Modell stelle „zusammenfassend die kostengünstigste Alternative für den Betrieb des Gründungszentrums dar, mit der zugleich noch relativ große Einflussmöglichkeiten auf den Betreiber verbunden sind“, werden die Ratsmitglieder informiert.
Das Entscheidende der Beschlussvorlage verbirgt sich dagegen gewissermaßen im Kleingedruckten. Demnach haben sich „für die Finanzierung des Gründungszentrums neue Erkenntnisse ergeben, die eine Anpassung der bisherigen Beschlussfassung notwendig machen.“ Bislang hatte die Stadt einen Baukostenanteil von 813.000 Euro bereitgestellt. Nun könnten weitere 750.000 Euro Verlustausgleich dazu kommen. Denn es sei zu erwarten, dass ein solcher Verlustausgleich über den gesamten Fördermittelzeitraum von 15 Jahren erforderlich sein wird, so die Vorlage.
Wie hoch dieser Verlustausgleich genau ausfallen wird, den sich die beiden Gesellschafter Landkreis und Stadt Clausthal-Zellerfeld teilen, hänge davon ab, wie gut die Auslastung des Zentrums sei. „Ziel ist, diesen Auslastungsgrad so zu erhöhen, dass der jährliche Verlustausgleich für beide Gesellschafter die bereits beschlossene Gesamtsumme von 100.000 Euro nicht überschreitet.“ Der Landkreis hatte bis 2023 eine Anschubfinanzierung von jährlich 100.000 Euro zugesagt. Nun soll die Stadt über den Verlustausgleich in diese Finanzierung mit einsteigen. Das könnten bis 2037 jedes Jahr Kosten von 50.000 Euro für das Gründungszentrum sein.
Damit das Zentrum möglichst viele Mieter findet, sollen die Mietpreise niedrig gehalten werden, empfiehlt die Beschlussvorlage, die wortgleich Anfang Dezember im Kreistag beraten wurde. Das Preismodell sieht einen Quadratmeterpreis von 2 Euro für eine Halle und 2,60 Euro für die 22 vorhandenen Büroräume vor. Dabei handelt es sich wohlgemerkt um die Kaltmiete. Rechnet man alle Nebenkosten hinzu, kommt man für Büroräume auf eine Warmmiete von knapp über 9 Euro. Zum Vergleich: Auf dem Portal Immobilienscout24 werden zurzeit Büroräume in Clausthal-Zellerfeld für eine Warmmiete von 6,60 bzw. 7,80 Euro angeboten.
Die Verantwortlichen halten die vorgeschlagenen Preise trotz „der üblichen Liquiditätsprobleme in der Startphase von Gründungsvorhaben“ für empfehlenswert. Der Finanzausschuss der Berg- und Universitätsstadt hatte die Vorlage in der vergangenen Woche ohne Diskussion oder Rückfragen durchgewunken. Der Rat wird sich bei seiner heutigen Sitzung ab 18 Uhr in der Stadthalle damit befassen.