Aus für Goslarer Hochwassertunnel: „Jetzt sind wir Bittsteller“

Nach dem Starkregen am 22. Mai ist die Diskussion um Hochwasserschutz in Goslar wieder hochgekocht. Archivfoto: Epping
Das Aus des Goslarer Hochwassertunnels sorgt weiter für Diskussionen. Die Befürchtung: Die Stadt hat nun eine wichtige Säule des Hochwasserschutzes nicht mehr in der eigenen Hand, sondern ist Bittsteller beim Umweltministerium und den Harzwasserwerken.
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Goslar. „Der Tunnel ist tot.“ Im Bauausschuss machte Marion Siegmeier, die bei der Stadtverwaltung den Fachbereich Bauservice leitet, deutlich, dass der unterirdische Hochwassertunnel, der die Altstadt vor Überschwemmungen schützen sollte, nicht gebaut wird. Es gibt eine Alternative, die aber durchaus umstritten ist.
Der Tunnelbau ist am Ende an den massiven Kosten gescheitert – zuletzt wurden rund 30 Millionen Euro kolportiert. Eine Aufweitung des Oker-Grane-Stollens soll wie berichtet den Wegfall kompensieren.
Für Dr. Friedhart Knolle, Vorsitzender des BUND-Regionalverbandes Westharz, bedeutet das für den Goslarer Hochwasserschutz eine „Verschiebung auf den St. Nimmerleinstag“. Beim Bau des Tunnels hätte die Stadt selbst Regie geführt. „Jetzt sind wir immer nur Bittsteller“, kritisierte Knolle. Der Oker-Grane-Stollen ist Eigentum der Harzwasserwerke, das Umbauprojekt wird vom niedersächsischen Umweltministerium mitfinanziert.
Zukunftsmusik
Das ist aber noch Zukunftsmusik, derzeit wird eine Machbarkeitsstudie für erstellt, die Ende 2024 fertig sein soll. Kritik an den Plänen gibt es trotzdem schon: So erinnerte Bürgerlisten-Ratsherr Henning Wehrmann daran, dass der 7,5 Kilometer lange Stollen, der Oker- und Granetalsperre verbindet und über einen Zulauf im Goslarer Wintertal verfügt, bei der Flutkatastrophe 2017 kaum einen Beitrag zur Bewältigung der Wassermassen geleistet habe, weil er nach wenigen Stunden verstopft gewesen sei. Außerdem warnte Wehrmann vor den ökologischen Folgen einer Stollenaufweitung.
Dirk Sielaff, Leiter der Unteren Wasserbehörde bei der Stadt Goslar, erinnerte im Ausschuss daran, dass der Tunnel nur eine Säule des städtischen Hochwasserschutzes war.
So solle zudem der Herzberger Teich künftig als Rückhaltebecken eingesetzt werden. Die Abzucht sei bereits ertüchtigt und natürliche Abflussbahnen in der Altstadt gesichert worden.
In Gose- und Wintertal seien neue Rechen aufgestellt worden, die Treibgut abfangen. Die Feuerwehr sei wesentlich besser ausgestattet, um auf Hochwasserereignisse reagieren zu können. Ein Frühwarnsystem mit künstlicher Intelligenz sei eingeführt worden und habe, so Sielaff, auch beim Starkregen am 22. Mai hervorragend funktioniert.
Genaue Prognose
Am Rammelsberghaus sei an dem Tag in der Abzucht ein Spitzendurchfluss von etwa mehr als 2500 Liter pro Sekunde gemessen worden, das System habe drei Stunden vorher etwa mehr als 2600 Liter prognostiziert – ein Wert, der im Übrigen noch keine weiteren Schutzmaßnahmen nach sich ziehe. Dass ein solch massiver Sturzregen Straßen überflutet, hätte laut Sielaff weder ein Fluttunnel, noch ein weiterer Oker-Grane-Stollen verhindern können.
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