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Drei Tage Programm

Schulenberg: Umsiedlungsfest zwischen Feierlaune und Brückenärger

Mit einer Fahrt über das im Okerstausee versunkenen Unterschulenberg beginnt der Samstag.

Mit einer Fahrt über das im Okerstausee versunkenen Unterschulenberg beginnt der Samstag. Foto: Neuendorf

„Die Gemeinschaft stimmt noch“ meint Ortsbürgermeister Alexander Ehrenberg über Schulenberg. Doch beim Kommers des 70. Umsiedlungstages überwiegt ein anderes Thema: Die Bramkebrücke. Samstag steht das musikalische Programm im Festzelt im Vordergrund.

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Von Sören Skuza
Montag, 26.08.2024, 10:00 Uhr

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Schulenberg. Das war es nun also: Das große Fest zum 70. Umsiedlungstag Schulenbergs. Während der Samstag bei strahlendem Sonnenschein die Feierlaune bei Einheimischen und Gästen einheizte, ging es am Freitag beim Eröffnungsabend durchaus nicht unerwartet auch politisch zu. Grund dafür war natürlich das Dauerthema Bramkebrücke.

Bundestagsabgeordnete Frauke Heiligenstadt (SPD) verzichtet zwar auf Grußworte, trägt sich aber ins Gästebuch ein.

Bundestagsabgeordnete Frauke Heiligenstadt (SPD) verzichtet zwar auf Grußworte, trägt sich aber ins Gästebuch ein. Foto: Neuendorf

„Großartig“ organisiert

„In einem der schönsten Orte des Harzes“, begrüßte Bürgermeisterin Petra Emmerich-Kopatsch im vollen Festzelt an der Wiesenbergstraße und hob die Leistung des Organisators und letzten Bürgermeisters Schulenbergs Detlef Henke hervor: „Du machst das alles großartig“. Zur geplanten Eröffnung einer neuen Bramkebrücke im Jahr 2028 sagte sie: „Das ist eindeutig zu lang.“

Noch vier Jahre bis zur neuen Bramkebrücke? „Das ist eindeutig zu lang“, findet Bürgermeisterin Petra Emmerich-Kopatsch (SPD).

Noch vier Jahre bis zur neuen Bramkebrücke? „Das ist eindeutig zu lang“, findet Bürgermeisterin Petra Emmerich-Kopatsch (SPD). Foto: Neuendorf

Behelfsbrücke für Schulenberg?

Emmerich-Kopatsch brachte eine Behelfsbrücke ins Gespräch, wie sie etwa in Ahrweiler von Technischem Hilfswerk und Feuerwehr nach der Flut unkompliziert und unbürokratisch aufgebaut worden sei. Den Schulenbergern wünschte sie, dass sie ihren Ort aktiv weiterentwickeln würden. Und Harzwasserwerke-Geschäftsführer Lars Schmidt erinnerte daran, wie wichtig die Okertalsperre noch heute für den Hochwasserschutz sei.

Harzwasserwerke-Geschäftsführer Lars Schmidt erinnert an die Bedeutung der Okertalsperre für den Hochwasserschutz im Harzvorland.

Harzwasserwerke-Geschäftsführer Lars Schmidt erinnert an die Bedeutung der Okertalsperre für den Hochwasserschutz im Harzvorland. Foto: Neuendorf

Ministerpräsident lässt sich vertreten

Eigentlich, so war es angekündigt, sollte Ministerpräsident und Schirmherr Stephan Weil Worte zur Begrüßung sprechen. Stattdessen war Gesundheitsminister Dr. Andreas Philippi angereist. Er habe sich gefreut nach Schulenberg zu kommen, hat er doch selbst viele Jahre am Harz gelebt und als Arzt im Krankenhaus in Herzberg gearbeitet. „Den einen oder anderen von Ihnen kenne ich auch von Innen“, scherzte der Chirurg.

Arbeits- und Gesundheitsminister Dr. Andreas Philippi (SPD) vertritt den verhinderten Ministerpräsidenten Stephan Weil.

Arbeits- und Gesundheitsminister Dr. Andreas Philippi (SPD) vertritt den verhinderten Ministerpräsidenten Stephan Weil. Foto: Neuendorf

Skepsis bei Schulenbergern

Ihm wurde auch die zweifelhafte Ehre zuteil, einige Worte des Ministerpräsidenten zum Brückenbau zu übermitteln. Die vielen Beteiligten würden alle an einem Strang ziehen, die Planung werde intensiviert und das Verfahren beschleunigt. So richtig konnte ihm das wohl keiner der Schulenberger abkaufen, die das alles schon etliche Male von verschiedenen Seiten gehört haben. Ähnliches gilt für die Abwesenheit von Landrat Dr. Alexander Saipa. Dessen Stellvertreter Bodo Mahns versicherte zwar, Saipa „wäre wirklich gerne hier gewesen“, die Skepsis in den Gesichtern der Schulenberger sprach allerdings Bände. Kein Wunder, waren die letzten Besuche des Landrats doch von schlechten Nachrichten geprägt.

Rüdiger Wiehmann verliest einen offenen Brief an den Ministerpräsidenten und überreicht ihn im Anschluss Minister Philippi.

Rüdiger Wiehmann verliest einen offenen Brief an den Ministerpräsidenten und überreicht ihn im Anschluss Minister Philippi. Foto: Neuendorf

Offener Brief an Stephan Weil

Rüdiger Wiemann, der in Sachen Bramkebrücke zum Sprachrohr der Schulenberger avanciert ist, nutzte die Gelegenheit dafür, einen offenen Brief an Ministerpräsident Stephan Weil zu verlesen, in dem er die Situation des Ortes schilderte und zu mehr Tempo aufrief. Den Brief überreichte Wiemann schließlich Minister Philippi, der versprach, ihn an Stephan Weil weiterzuleiten (Bericht folgt). Im Anhang einige Artikel der GZ zum Thema.

„Angenehme Landsleute“ sind die Schulenberger, findet Orstbürgermeister Alexander Ehrenberg (SPD), und ruft zu mehr Gemeinschaftsgefühl auf.

„Angenehme Landsleute“ sind die Schulenberger, findet Orstbürgermeister Alexander Ehrenberg (SPD), und ruft zu mehr Gemeinschaftsgefühl auf. Foto: Neuendorf

Fragwürdiges Geschenk

Auf einen dieser Artikel spielte auch Alexander Ehrenberg, Ortsbürgermeister von Altenau-Schulenberg, an. „Eine marode Brücke zum Geburtstag“ titelte die GZ am Donnerstag. „Wo stellen wir das Geschenk hin?“, meinte Ehrenberg trocken, der in diesem Zusammenhang nicht zum ersten Mal von „Behördenversagen“ sprach. Doch genug der Brücke.

Strahlender Sonnenschein zum 70. Umsiedlungstag.

Strahlender Sonnenschein zum 70. Umsiedlungstag. Foto: Skuza

„Die Gemeinschaft stimmt noch“

Ehrenberg würdigte die Arbeit derer, die vor 70 Jahren ihr Heimatdorf aufgeben mussten. Schon vor der eigentlichen Umsiedlung hätten sie schließlich in ihren neuen Häusern einiges zu tun gehabt. Und das alles neben ihrer eigentlichen Arbeit und in Zeiten, in denen es noch keine 40-Stunden-Woche gab. „Ein schwieriger Anfang in einer schwierigen Zeit“, sagte der Ortsbürgermeister. Eine gute Hand voll Einwohner, die beim Umzug in das neue Schulenberg dabei gewesen sind, waren auch am Wochenende bei den Feierlichkeiten dabei. Den in den letzten Jahren neu Zugezogenen riet Ehrenberg dazu, sich im Ort zu engagieren. Denn die Schulenberger seien „angenehme Landsleute“, die dafür sorgen, dass sich alle willkommen fühlen. Kurzum: „Die Gemeinschaft stimmt noch“.

Festorganisator Detlef Henke bedankt sich bei Verwaltungsmitarbeiterin Inga Pätzolt für die Zusammenarbeit.

Festorganisator Detlef Henke bedankt sich bei Verwaltungsmitarbeiterin Inga Pätzolt für die Zusammenarbeit. Foto: Neuendorf

Schließlich ging es darum, endlich das zu tun, wofür alle zusammengekommen waren: Zum Feiern. Detlef Henke dankte Verwaltungsmitarbeiterin Inga Pätzolt mit einem Blumenstrauß für die Zusammenarbeit bei Planung und Organisation und versprach: „Ich werde es so lange machen, wie ich kann“. Ohne viele Worte eröffnete er das Buffet.

Mit musikalischer Begleitung der Blechkapelle Harzaranka marschiert der Tross vom Bootsanleger zurück nach Schulenberg.

Mit musikalischer Begleitung der Blechkapelle Harzaranka marschiert der Tross vom Bootsanleger zurück nach Schulenberg. Foto: Neuendorf

Programm im Festzelt

Der Samstag begann mit einem Marsch zum Schiffsanleger und einer Fahrt über das alte Schulenberg. Den Weg zurück begleitete die Blechkapelle Harzaranka, die auch das Programm im Festzelt eröffnete. Dort spielte sich auch den überwiegenden Teil des Tages das Geschehen ab – obwohl auf der Festmeile etliche Stände, beispielsweise vom Technischen Hilfswerk, der Feuerwehr und des Raceparks, aufgebaut waren.

Der MTV Buntenbock ist mit zwei Tanzgruppen beim Umsiedlungsfest vertreten.

Der MTV Buntenbock ist mit zwei Tanzgruppen beim Umsiedlungsfest vertreten. Foto: Skuza

Besucher fliehen in den Schatten

Doch viele flüchteten von der prallen Sonne in den Schatten des Zeltes, wo sie sich bei kühlen Getränken von den zahlreichen Gruppen unterhalten ließen. Musikalische Beiträge gab es vom Marinechor Clausthal-Zellerfeld und den Altenauer Bruchbergsängern. Dazwischen zeigten zwei Tanzgruppen des MTV Buntenbock ihr Können, bevor abends die große Party stieg.

Am Programm im Festzelt beteiligt sich auch der Marinechor Clausthal-Zellerfeld.

Am Programm im Festzelt beteiligt sich auch der Marinechor Clausthal-Zellerfeld. Foto: Skuza

Am Sonntag klang das dreitägige Fest zum 70. Umsiedlungstag mit Gottesdienst und Tzscherper-Essen aus.

Auf der Festmeile präsentieren sich verschiedene Organisationen. Unter anderem das Technische Hilfswerk und der Segel-Club Goslar.

Auf der Festmeile präsentieren sich verschiedene Organisationen. Unter anderem das Technische Hilfswerk und der Segel-Club Goslar. Foto: Skuza

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