2023 steigen im Oberharz die Unfallfluchten um 25 Prozent

Die Polizei Oberharz verzeichnet 97 Unfallfluchten für 2023. Symbolfoto: Burgi/dpa
Immer mehr Leute machen sich im Oberharz aus dem Staub, nachdem sie einen Unfall gebaut haben: 2023 waren es 25 Prozent mehr als im Jahr davor. Das ist die nüchterne Erkenntnis der Verkehrsunfallstatistik der Polizei. Sie leifert noch weitere Zahlen.
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Clausthal-Zellerfeld. Der Eindruck, dass sich im vergangenen Jahr eine Serie von tödlichen Motorradunfällen im Oberharz ereignet hat, scheint zu täuschen. Bei der Präsentation der Verkehrsunfallstatistik berichtet Kommissariatsleiter Steffen Jach jetzt, dass sich 2023 lediglich 17 Motorradfahrer leicht oder schwer verletzten, im Jahr zuvor waren es noch zehn mehr. Erfreulicherweise ist laut Polizei kein Motorradfahrer in der Berg- und Universitätsstadt ums Leben gekommen. Eine weniger erfreuliche Entwicklung: 2023 ist die Zahl der Unfallfluchten um fast 25 Prozent auf 97 gestiegen.
Beim Blick in die Statistik erläutert Polizei-Chef Jach, dass es zu Saisonbeginn 2023 tatsächlich eine Häufung von Motorradunfällen gegeben habe – fast die Hälfte aller Crashs ereigneten sich in den ersten Wochen. Danach sei es jedoch ruhiger geworden, was die Motorradunfälle anging. Einen Unfallbrennpunkt kann Jach in seinem Zuständigkeitsbereich nicht ausmachen. Die Zusammenstöße seien im Oberharz in der ganzen Fläche verteilt.
In Clausthal-Zellerfeld passierten laut dem Kommissariatsleiter 2023 349 Verkehrsunfälle und damit elf mehr als im vorvergangenen Jahr. Erfreulich sei allerdings, dass die Zahl der Verletzten um 15 auf 51 zurückging. Darunter befindet sich jedoch ein Toter: Ein 35-Jähriger verunglückte im vergangenen Mai auf der B242 zwischen Clausthal-Zellerfeld und Bad Grund. Der Mann war wie berichtet mit seinem Geländewagen in einer Rechtskurve nach links von der Fahrbahn abgekommen und zunächst mit der Schutzplanke und danach mit mehreren Bäumen kollidiert. Eine knappe Woche später starb auf derselben Straße ein Motorradfahrer. Laut Jach ereignete sich dieser Unfall allerdings kurz hinter der Grenze zu Osterode, weswegen der 21-Jährige aus der Sösestadt nicht in der Oberharzer Statistik auftaucht.
Regelmäßige Kontrollen von Motorrädern
Die Zahl der Schwerverletzten sank im vorigen Jahr von 22 auf 12. Jach fasst zusammen, dass es zwar mehr Verkehrsunfälle gegeben habe, sie jedoch nicht so schwer gewesen seien wie noch im Jahr zuvor. Regelmäßige Verkehrskontrollen hätten bestätigt, dass die allgemeine Geschwindigkeit auf den Oberharzer Straßen geringer gewesen sei. Der Polizei-Chef berichtet von vier großen Motorradkontrollen anlässlich der Kampagne „Sicher durch den Harz“. Auch in diesem Jahr soll es bei Dammhaus wieder so viele Kontrollen geben und zusätzlich noch kleinere Aktionen, bei denen Zivilstreifen etwa im Oberharz überprüften, ob Überholverbote eingehalten werden.
Eine groß angelegte Kontrolle im Altenauer Schultal, wie sie kürzlich die Einwohner der Bergstadt im Ortsrat gefordert haben, sei so gut wie unmöglich. Der Polizei-Chef weiß über die dortige Lärmbelastung durch Motorradfahrer Bescheid und sagt wie auch Vertreter der Stadtverwaltung, dass der Landkreis mit seinem Blitzeranhänger vorbeischauen könnte.
Fahrten unter Drogeneinfluss
Im Oberharz ereigneten sich 2023 52 Wildunfälle. Jach schildert, dass dabei jedoch keine Menschen zu Schaden gekommen seien. Bei Verkehrskontrollen ertappte die Polizei in der Berg- und Universitätsstadt 26 Fahrer, die unter dem Einfluss von Drogen standen, 16 führten ein Fahrzeug unter Alkoholeinfluss. Die Polizei nahm in Clausthal-Zellerfeld fünf Verkehrsunfälle auf, bei denen mindestens ein Beteiligter unter Alkoholeinfluss stand.

Oberkommissar Heiko Kühn (l.) und Kommissariatsleiter Steffen Jach können für den Oberharz keinen Unfallschwerpunkt auf der Karte identifizieren. Foto: Knoke
Oberkommissar Heiko Kühn, der als Sachbearbeiter für Verkehrsdelikte im Polizeikommissariat Oberharz tätig ist, ärgert sich besonders über den drastischen Anstieg der Unfallfluchten. Dabei handelt es sich beispielsweise um abgefahrene Spiegel oder das Touchieren eines Autos beim Ein- und Ausparken. Die Motivation von der Unfallstelle abzuhauen sieht Kühn darin begründet, dass die Verursacher keine höheren Versicherungsgebühren zahlen oder vertuschen wollen, dass Drogen oder Alkohol im Spiel gewesen sind. Ansonsten seien es nur Scherereien für das Opfer – die Eigentümer der beschädigten Wagen.
Für Kühn als Ermittler sei es oftmals unmöglich, einen Verursacher zu ermitteln – insbesondere, wenn es keine Zeugen gebe. Für ihn sei es frustrierend, einen ungelösten Fall an die Staatsanwaltschaft übergeben zu müssen. Daher bittet der Oberkommissar jeden, der so eine Tat beobachtet hat, sich das Kennzeichen zu merken und sich an die Polizei zu wenden. Zeugen sollten sich in die Lage der Geschädigten versetzen. Im vergangenen Jahr ist laut dem Kommissariatsleiter die Aufklärungsquote bei Unfallfluchten von 28 auf 39 Prozent gestiegen. „Mein Kollege Kühn hat also gut gearbeitet“, lobt Jach.