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Wasser knapp

Wasserstand im Edersee: Resolution soll Anrainern helfen

Die Schiffstouren werden wegen des Niedrigwassers kürzer.

Die Schiffstouren werden wegen des Niedrigwassers kürzer. Foto: Swen Pförtner/dpa

Jahr für Jahr hat der Tourismus am Edersee dasselbe Problem. Der Wasserstand sinkt und liegt derzeit bei zwölf Prozent. Ist das gewollt?

Von Oliver Pietschmann (Wort) und Swen Pförtner (Foto) Montag, 20.10.2025, 04:11 Uhr

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Waldeck/Vöhl. Boote liegen auf dem Trockenen. Rissiger Boden statt Wassermassen und aus den Tiefen taucht die alte Aseler Brücke als Teil des Edersee-Antlantis auf. Das Ablassen des Wassers aus der Edertal-Sperre ist seit Jahren ein politischer Zankapfel. 

Was genau ist die Streitfrage?

Im Kern geht es um die Belange des Tourismus für die Anrainer des Sees und um die Schifffahrt für die Anrainer der Oberweser, die über die Sommermonate mit Wasser aus dem riesigen See gespeist wird. Dieses Abfließen des aufgestauten Wassers führt Jahr für Jahr dazu, dass der See immer weniger Wasser hat, eigentlich versunkene Gebäude wieder auftauchen, Ausflugsdampfer kürzere Fahrten anbieten und es Einschränkungen für touristische Angebote auf dem See gibt. 

Alte Bauwerke liegen sonst unter Wasser.

Alte Bauwerke liegen sonst unter Wasser. Foto: Swen Pförtner/dpa

Die Anlage mit ihrer 48 Meter hohen Staumauer kann rund 200 Millionen Kubikmeter Wasser stauen. Nach Angaben der Edersee Marketing GmbH ist der See derzeit zu rund zwölf Prozent gefüllt. Buchungen von Touristen seien in diesem Jahr zurückgegangen.

Was sind die Forderungen der Ederseeanrainer?

Sie wollen, dass die Bewirtschaftung umgestellt und den heutigen Anforderungen angepasst wird. „Weserschifffahrt, Tourismus der Edersee-Region, Naturschutz und regionale Wirtschaft sind gleichermaßen zu berücksichtigen. Die Betriebsvorschrift für die Edertal-Sperre ist veraltet und bevorzugt einseitig die Interessen der Schifffahrt auf der Oberweser.“ 

So heißt es in einer Resolution, mit der der Kreis Waldeck-Frankenberg und die Kommunen Bad Wildungen, Waldeck, Vöhl und Edertal die Bundes- und hessische Landesregierung auffordern, sich für eine Weiterentwicklung der Wasserbewirtschaftung des Edersees einzusetzen.

Geflutete Bauwerke werden freigelegt.

Geflutete Bauwerke werden freigelegt. Foto: Swen Pförtner/dpa

Die auch in diesem Jahr wieder starke Wasserabgabe aus der Edertal-Sperre soll einerseits dem Schutz der Wasser-Lebensräume an der unteren Eder und der Oberweser dienen. Nicht bedacht würden aber die damit verbundenen Verschlechterungen von Fauna und Flora im Edersee und den Uferbereichen. Die Resolution soll heute vorgestellt werden.

Was halten Gegner von diesen Forderungen?

Nichts. „Das wäre das Aus für die Schifffahrt auf der Oberweser und würde gleichzeitig die Auenentwicklung und Gewässerökologie gefährden. Die Abgabe aus der Talsperre in den Sommermonaten darf nicht zugunsten des Tourismus am Edersee reduziert werden“, heißt es beim Weserbund in Bremen, in dem Anrainerkommunen Mitglied sind. Die Abgabe aus der Talsperre in den Sommermonaten dürfe nicht zugunsten des Tourismus an der Talsperre und zulasten der Schifffahrt auf der Weser reduziert werden. Ein Pegel von mindestens 1,2 Metern im niedersächsischen Hann. Münden müsse garantiert werden.

Wie viel Wasser fließt aus der Talsperre ab?

Um einen Pegelstand von 1,2 Metern in Hann. Münden zu halten, kommen nach Angaben des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes in sehr trockenen Zeiten bis zu 30 Kubikmeter pro Sekunde aus der Edertalsperre.

Warum wurde die Talsperre gebaut?

Der Bau der Edertal-Sperre Anfang des vergangenen Jahrhunderts war dem Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt zufolge eng verbunden mit der Planung des Mittellandkanals und einem daraus resultierenden Absinken des Wasserstandes der Weser unterhalb von Minden. Aufgrund der Stauregulierung der Mittelweser sei diese Zweckbestimmung entfallen. Die Edertal-Sperre diene aber noch heute der Erhöhung des Wasserstandes in der Oberweser, dem Hochwasserschutz und der Energieerzeugung.

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