Verschobener Mercosur-Deal sorgt für Unmut in Industrie
Die neue Freihandelszone mit mehr als 700 Millionen Einwohnern wäre nach Angaben der EU-Kommission die weltweit größte dieser Art. (Symbolbild) Foto: Christian Charisius/Deutsche Presse-Agentur GmbH/dpa
Die geplante Unterzeichnung des EU-Freihandelsabkommens muss verschoben werden. Die deutsche Industrie reagiert mit scharfer Kritik - und fordert rasche Klarheit.
Brüssel/Berlin. Mit scharfer Kritik hat die deutsche Industrie auf die Verschiebung des EU-Handelsabkommens mit vier südamerikanischen Mercosur-Staaten reagiert. „Die erneute Verschiebung ist ein Rückschlag für Europas Glaubwürdigkeit als geostrategischer Akteur“, kritisierte Tanja Gönner, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI).
Die eigentlich für diesen Samstag geplante Unterzeichnung des EU-Freihandelsabkommens mit vier Mitgliedsländern des südamerikanischen Staatenbunds Mercosur muss verschoben werden, wie die EU-Staats- und Regierungschefs am Donnerstag auf ihrem Gipfel entschieden hatten. Einen neuen Termin soll es in der ersten Januarhälfte geben.
„Die Staats- und Regierungschefs müssen alles dafür tun, damit Mercosur im Januar abgeschlossen wird“, so Gönner. Dafür müssten einige Staaten über ihren Schatten springen. Unter anderem die italienische Regierungschefin Giorgia Meloni hatte noch Vorbehalte geäußert.
VDA-Präsidentin: „Die Welt wartet nicht auf Europa“
Auch für den Verband der Automobilindustrie (VDA) ist die Verschiebung eine „schlechte Nachricht“. Die EU sende in Zeiten, in denen eine starke europäische Wirtschaft entscheidend sei, ein Zeichen der Schwäche und setze ihre Glaubwürdigkeit aufs Spiel, kritisierte VDA-Präsidentin Hildegard Müller. Die Welt warte nicht auf Europa. „Die Automobilindustrie in der EU ist heute stärker denn je auf eine Verbesserung des Marktzugangs in Drittländern angewiesen.“
Die neue Freihandelszone mit mehr als 700 Millionen Einwohnern wäre nach Angaben der EU-Kommission die weltweit größte dieser Art und soll auch ein Zeichen gegen die protektionistische Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump setzen. Geplant ist, Zölle und Handelsbarrieren zwischen der EU und der südamerikanischen Wirtschaftsorganisation Mercosur weitestgehend abzubauen.
Die Verhandlungen für den Deal mit Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay hatten bereits 1999 begonnen. Bolivien ist zwar seit Juli 2024 formell Mitglied des Blocks, befindet sich jedoch noch im Prozess der Umsetzung der Mercosur-Normen und ist nicht Vertragspartei des Abkommens mit der EU.

Die EU sende ein Zeichen der Schwäche, kritisierte VDA-Präsidentin Hildegard Müller. (Archivbild) Foto: Kay Nietfeld/dpa

„Die Staats- und Regierungschefs müssen alles dafür tun, damit Mercosur im Januar abgeschlossen wird“, so Gönner. (Archivbild) Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa