Ulrich Zerreßen: „Vor einem Jahr stand der Theresienhof vor dem Nichts“

<p>124 Bewohner mussten aus dem Theresienhof evakuiert werden, als die Flut kam.</p>
Goslar. Für den Theresienhof war die Flut eine „Katastrophe“. Das sagt auch ein Jahr später noch der Leiter der Einrichtung, Ulrich Zerreßen: Vor einem Jahr standen wir vor dem Nichts.“ Er selbst weilte gerade im Urlaub, als die Abzucht über die Ufer trat – dafür hatte er nach der Welle durch alle Räume umso mehr mit den Aufräumarbeiten zu tun – und die dauern an, bis heute.
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Goslar. Für den Theresienhof war die Flut eine „Katastrophe“. Das sagt auch ein Jahr später noch der Leiter der Einrichtung, Ulrich Zerreßen: Vor einem Jahr standen wir vor dem Nichts.“ Er selbst weilte gerade im Urlaub, als die Abzucht über die Ufer trat – dafür hatte er nach der Welle durch alle Räume umso mehr mit den Aufräumarbeiten zu tun – und die dauern an, bis heute.
Das Pflegeheim war besonders hart getroffen; durch die schweren Überflutungen des gesamten Erdgeschosses mussten alle 124 Bewohner von der Feuerwehr aus dem Heim evakuiert und für mehrere Monate anderweitig untergebracht werden – es gelang. „Strom, Telefon, Wasser, Heizung, EDV – alles fehlte“, erinnert sich Zerreßen. „Wir haben gebuckelt bis zur Wiedereröffnung am 2. Januar – und sind stolz darauf“, betont der zupackende Rheinländer.
„Wir leiden immer noch unter den Folgen“, sagt er – und fügt ein „sehr“ hinzu. Statt ehemals vier Brücken über die Abzucht gibt es heute zwei, sie wurden neu gebaut, eine davon ist gerade fertig geworden – die freitragende Konstruktion lässt jede Menge mehr Wasser durch als die Betonröhren, durch die das Wasser früher abfließen musste – und es am 26. Juli 2017 eben nicht mehr tat.
Gespräche mit der Unteren Wasserbehörde laufen, noch immer gibt es viel abzustimmen, um die Wiederholung einer solchen Katastrophe zu verhindern. Die Abzucht ist auf dem Theresienhof-Gelände heute wesentlich tiefer, das Bachbett breiter. Allerdings sind dadurch auch die Böschungen steiler geworden, weist Zerreßen auf eine neue Herausforderung hin. Die Absturzgefahr für die Bewohner ist größer, Zäune müsse her.
Ein Kanalrohr liegt durch die Ausschachtung der Abzucht plötzlich über dem Grund; es muss noch versenkt werden. Zusätzlich zu den 50 bereits gefällten Bäumen müssen weitere gefällt werden, deren Stand durch die Unterspülung nicht mehr sicher sei. Am Haus Ulme wird noch ein Erddamm aufgeschüttet.
Drei Millionen Euro hat die Flut den Theresienhof/die Stiftung Neuerkerode gekostet, die Hochwasserhilfe deckte laut Zerreßen nur einen Teil der Kosten ab. Die Tatsache, dass diese Mittel bereitgestellt wurden, war ein klares Bekenntnis der Stiftung zu Haus und Standort.
Die aktuelle Bewohnerzahl liegt mit 97 zu ehemals 124 deutlich niedriger – was im Moment gar nicht anders gehe, denn es mussten und müssen Gebäude abgerissen werden. Erst, wenn der (unabhängig vom Hochwasser geplante) Neubau realisiert wird, kann die Einrichtung wieder zu einer Belegungszahl zurückkehren, die sich rechnet, sagt der Leiter. Jetzt gehe es an die Planungen für den Bau, der auf dem Grund der Häuser Buche und Tanne entstehen soll. 2019 steht ein Jubiläum ins Haus: Dann gibt es den Theresienhof seit 50 Jahren.

Gerade fertig geworden: Die neue Brücke über dem Fluss lässt viel durch. Fotos: Epping