Spenden retten wildem Kater das Leben
Ein Bild, auf dem es dem mittlerweile fünfjährigen Kuder (so werden männliche Wildkatzen genannt) noch besser geht. Mittlerweile ist sein Zustand wieder stabil. Foto: Monique Wackrow
Anfang September erlitt Wildkatzen-Kater "Otto" einen plötzlichen Krampfanfall und kämpfte in den darauffolgenden Wochen um das Überleben. Für die Behandlungskosten haben sich viele freiwillige Spender gefunden: 1500 Euro sind auf diesem Weg zusammengekommen.
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Bad Harzburg. Für die Tierpfleger des Wildkatzengeheges bei Bad Harzburg, Monique Wackrow und Reinhard Wolff, ist es ein Schock, als sie Anfang September ins Gehege von Kuder Otto schauen: Das fünfjährige Tier hat plötzlich einen Krampfanfall, zeigt anschließend Orientierungsprobleme. Über mehrere Wochen muss es von Tierärztin Dr. Alina Dietz behandelt werden, bekommt Medikamente und Infusionen. Der Verein Klein- und Wildtierhilfe Harz schenkt Otto hilfreiche Nahrungsergänzungsmittel.
Nicht nur in den sozialen Netzwerken, sondern auch bei den Besuchern des Geheges an der Marienteichbaude hat der Vorfall großes Mitgefühl und Spendenbereitschaft ausgelöst: Mehr als 1500 Euro sind in der Folge für die Behandlung des Kuders zusammengekommen, teilt Monique Wackrow mit. Ob Tumor, Einblutung im Gehirn durch einen Sturz oder ein entzündetes Organ – was Ottos Anfall ausgelöst hat, ist bis heute unklar. Mittlerweile ist der Kuder frei von Symptomen.
In den Stunden nach dem Anfall Anfang September zeigt Otto bis auf besagte Orientierungsprobleme ebenfalls keine Auffälligkeiten. „Tiere allgemein, aber besonders Wildtiere, versuchen bis zum Schluss, Krankheitsanzeichen zu verstecken. Das liegt in ihrer Natur, um nicht auf andere schwach zu wirken“, erklärt Wackrow. Das scheint sich zwei Tage später zu bestätigen, als sich der Zustand des Tieres plötzlich rapide verschlechtert. Ottos Leben steht zwischenzeitlich auf der Kippe.
Das Gehege an der Marienteichbaude muss bereits vor Ende der Öffnungszeit geschlossen werden, die Tierärztin Dietz nimmt dem stark desorientierten Kuder ein weiteres Mal Blut ab und gibt eine Spritze für die Leber, die auf Grundlage eines ersten Blutbilds zunächst als Ursache im Verdacht steht.
Der Bereich um Ottos Gehege wird für Besucher abgesperrt. Über mehrere Tage geht es dem Tier mal besser, dann wieder schlechter. Immer wieder kommt es kurzzeitig zu neuen Krämpfen. Renato Rafael, Experte für Raubkatzen aus der Nähe von Berlin, berät telefonisch und kommt anschließend auch persönlich vorbei.
An der Infusion hängend wird Otto gewogen. Über Wochen muss er Medikamente nehmen. Foto: Monique Wackrow
Seine Behandlung steckt Otto allerdings gut weg. Das bescheinigen zu diesem Zeitpunkt sowohl der Experte als auch die Tierärztin. „Besonders ist, dass Otto selbst sehr ruhig war und sich nach Behandlung nicht verängstigt oder scheuer gezeigt hat“, berichtet Tierpflegerin Wackrow. Normalerweise, so hatte es das Wildkatzengehege auf seiner Facebook-Seite geschrieben, seien Behandlungen bei Wildtieren in solchen Umfang eher schwierig, da der Stress die Narkose und die Medikation für sie gefährlicher machen würden.
Von Beginn an berichtet das Team des Wildkatzengeheges in den sozialen Netzwerken täglich über den Gesundheitszustand Ottos. Sie machen täglich Videos, um das Verhalten des Kuders für seine Tierärztin zu dokumentieren.
Zahlreiche Menschen wollen helfen: Sie spenden per Überweisung oder in die Spendenbox an der Marienteichbaude. Hilfe kommt aus der ganzen Region: Unter anderem wird auch beim Dorfflohmarkt in Jerstedt für den kranken Kuder gesammelt. Aus einer kurz vor dem Anfall geschlossenen Tierpatenschaft kommen 500 Euro, von Einzelspendern mehr als 1000 Euro zusammen. Geld, das komplett für die Behandlung geflossen ist. Entsprechend dankbar und gerührt zeigen sich Ottos Pfleger: „Es gibt uns Kraft zu wissen, dass euch unsere Katzen auch so am Herzen liegen“, schrieben sie in einem Beitrag.
Mittlerweile sei der Gesundheitszustand des Kuders stabil, ein abschließendes Blutbild stünde allerdings noch aus, da die Medikamente, die das Tier bekommen hat, die Werte verfälschen würden, erklärt Monique Wackrow. Was einen Besuch bei Otto angeht, müssen sich Interessierte trotzdem noch immer etwas gedulden. Coronabedingt hat das Wildkatzengehege an der Marienteichbaude jetzt erst einmal mindestens bis Dienstag, 14. Dezember, geschlossen. Geöffnet ist anschließend wieder zwischen Mittwoch und Sonntag, jeweils 11 bis 16 Uhr (15.30 Uhr letzter Einlass). Fütterungen sind bei gutem Wetter täglich um 12 sowie um 14 Uhr. Hunde dürfen beim Besuch des Geheges nicht mitgebracht werden.