Paralympics-Star gibt Training im Hochsprung

Paralympics-Medaillengewinner Reinhold Bötzel (re.) schreibt für die Grundschüler aus Wolfshagen Autogramme und zeigt seine Medaillen. TSV-Vorsitzender Rolf Nolte (li.) hat das besondere Training möglich gemacht. Foto: Epping
Das kommt nicht alle Tage vor: Paralympics-Medaillengewinner Reinhold Bötzel gibt an der Grundschule Wolfshagen ein Training im Hochsprung. Die Kinder sind mit großem Eifer dabei und zeigen sich begeistert. Es geht aber nicht nur um Sport.
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Kindern und Jugendlichen wird häufig nachgesagt, dass sie bewegungsfaul sind und sich nicht mehr für Sport begeistern können. Die Corona-Pandemie hat diesen Eindruck noch verstärkt. Es gibt aber auch Ausnahmen, wie zum Beispiel an der Grundschule Wolfshagen.
Dort war am Mittwoch der ehemalige Behindertensportler und Paralympics-Medaillengewinner Reinhold Bötzel zu Gast, der den Kindern Spaß an der Leichtathletik und besonders am Hochsprung vermittelte. Und nach dem rund dreistündigen Training war er vom Interesse und dem Bewegungsdrang der 16 Kinder positiv überrascht. „Man kennt es ja mittlerweile, dass doch viele Kinder da eingeschränkter sind. Das war hier überhaupt nicht der Fall“, sagte Bötzel.
Die Idee zu diesem besonderen Vormittag war durch den TSV Wolfshagen entstanden, der Kooperationspartner für Leichtathletik der Grundschule ist. Vorsitzender Rolf Nolte hatte Bötzel im Herbst 2021 im Leistungszentrum Hannover kennengelernt und die Zusammenarbeit eingefädelt. Damit das Training gut über die Bühne ging, waren vorher drei bis vier Kinder aus jeder Klasse ausgesucht worden, die dabei sein durften. „So etwas kann man nicht mit 60, 70 Kindern machen“, sagte Nolte.
Den jungen Schülerinnen und Schülern machte das Training unter der Leitung eines ehemaligen Profisportlers sichtlich Spaß. Selbst als die Zeit vorbei war, wollten einige einfach weitermachen. „Rolf, darf ich noch einmal springen?“, fragte ein Kind. Und dann ging es weiter – das Umziehen musste warten.
Bötzel brachte den Kindern aber nicht nur Hochsprung bei, sondern erzählte auch viel aus seinem Leben. Unter anderem sprach er darüber, wie er als kleines Kind in eine landwirtschaftliche Maschine gekommen war und dabei seinen linken Arm verlor. Auch zeigte er seine WM- und EM-Medaillen – und schrieb gefühlt unzählige Autogramme. Die Kinder wollten gleich mehrere haben, für Eltern, Geschwister oder Freunde.
Mit seinem Handicap geht Bötzel, der heute hauptberuflich als Telekommunikationsberater, aber auch als Mentor, Coach, Mentaltrainer und sportlicher Botschafter tätig ist, entspannt um. Ohne den Verlust seines Armes hätte er alle die Erfolge wohl nicht einfahren können. „Sonst wäre ich nicht da, wo ich heute bin, wenn man mich nicht danach fragen könnte“, sagte der 46-Jährige. Er wolle sogar danach gefragt werden, denn nur so könne das Thema Inklusion weiter vorangetrieben werden. „Mein Appell an Nichtbehinderte: Fragt einfach nach bei den Behinderten. Das ist immer viel besser, als irgendein Rumgetuschel.“