Joachim Witt beim 1. Glückauf-Konzert

Joachim Witt trägt gern schwarzen Hut und weißen Vollbart. Foto: Veranstalter
Goslar. Zur Premiere der neuen Glückauf-Konzerte von Maik Herrmann und Paul Kunze kommt am 19. November ein Mann an den Rammelsberg, der die ganz großen Geschichten erzählt: Joachim Witt.
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Schon zweimal hat er eine Album-Trilogie herausgebracht, mit einem Oberthema über viele Jahre hinweg: Bayreuth und Rübezahl. Wer außer Witt würde sich als Berggeist auf die Bühne stellen, um mit verstellt brüchiger Stimme auf einen Wurzelstock gestützt zu raunzen: „Ich brauch‘ die Berge, ich brauch‘ das Wasser, ich brauch‘ das Feuer, brauch‘ keine Menschen.“ Dieser reine Rock-Song über Rübezahls selbst gewählte Einsamkeit ist ein finsteres Donnergrollen, gefeiert in erster Linie von der deutschen Gotik- und Wave-Szene.
Mehrere Stile
In diese Sparte der schwarzen Szene gehört Witt aber nicht ausschließlich. Er hat auch reine Pop-Perlen im Programm, zum Beispiel auf dem jüngsten Album „Fels in der Brandung“ im Duett mit Marianne Rosenberg. Witt hat viele Gesichter. Als in Ehren ergrauter Fürst der Finsternis wird er vor 20.000 Menschen beim M’era Luna in Hildesheim als Rockstar gefeiert. Ein paar Songs passen aber auch zur Schlager-Show in ARD und ZDF.
Witts ‚Goldener Reiter‘ vom ersten Album ‚Silberblick‘ (1980) entfaltet live eine Frische, die bei keinem seiner Konzerte fehlt: eine zeitlose Nummer über die Gefahr aller Himmelsstürmer, im größten Erfolg abzustürzen. Witt selbst musste sich durch die 90-er Jahre kämpfen. Die Beachtung seiner Musik hatte stark nachgelassen.
Die Flut bringt ihn zurück
Die große Wende gelingt ihm 1998. Im Duett mit Peter Heppner, Sänger von Wolfsheim, Ikone der Dark-Wave-Szene, übertrifft die Single „Die Flut“ sogar Witts Verkaufszahlen während der Neuen Deutschen Welle um ein Vielfaches. „Und du rufst in die Nacht, und du flehst um Wundermacht, um eine bessere Welt zum Leben, doch es wird keine andere geben. Wann kommt die Flut?“
Textlich wird die Liebe zum Pathos sein Markenzeichen. „Eine Welt ohne Dich ist eine Welt aus Hass und Schmerz. Du bringst mich um mit deinem Eisenherz.“
Geboren 1949 in Hamburg, ist Witt in der deutschsprachigen Musik einer der Ältesten auf den großen Bühnen. Keiner breitet die Verzagtheit des Alterns so schonungslos aus. „Hätt ich nur einmal mit Verstand auf dieses mein Leben gesehen, ich fühlte mich jetzt nicht so verloren. Deus, Dei, Dämon, Ihr löscht mein Leben.“
Was er mit seiner Dichte großer Gefühle ausdrückt, hat nichts mit der Abkehr vom Verstand zu tun. Das ist kein Aufruf zur Innerlichkeit. Seine Kernbotschaft lautet: Stellt die vielen emotionalen Gemeinsamkeiten aller Menschen in den Mittelpunkt. Das verbindet und ist für alle verständlich. Wer die Unterschiede wichtiger findet, landet in einer kriegerischen Welt – im eigenen Land wie weltweit. Dass diese Welt der Kriege mit voller Wucht zurückgekehrt ist, darin sieht Witt die Gefahr des Weltuntergangs – die seine Generation hinter sich zu haben glaubte, als 1989 der Eiserne Vorhang fiel.
Am Rammelsberg gehen 700 Tickets in den Verkauf. Das ganz große Gedränge wird dort vermieden. Karten gibt es bei der Goslarschen Zeitung, in der Tourist-Info, an allen Konzertkassen und auf www.glueckauf-konzerte.de.
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Das neue Logo im Zeichen des Bergbaus. Foto: Privat