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GZ-Adventsserie

Der nachhaltige Weihnachtsmann

Der Klorollen-Weihnachtsmann von Gudrun Langner.  Fotos: Privat

Der Klorollen-Weihnachtsmann von Gudrun Langner. Fotos: Privat

Mit dem Klorollen-Weihnachtsmann treibt es Gudrun Langner aus Hahausen auf die Spitze. Der Strohstern war kein adäquater Ersatz für den ganz besonderen  Weihnachtsmann der Familie.

Montag, 06.12.2021, 09:00 Uhr

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Hahausen.„Mein schönstes Weihnachtsfest“ heißt unsere GZ-Adventsserie. Leserinnen und Leser schreiben Geschichten, die ermuntern, besinnlich sind, Hoffnung geben – gerade auch im zweiten Corona-Jahr. Gudrun Langner aus Hahausen erzählt uns die muntere Geschichte vom Weihnachtsbaumschmuck aus einer Klopapierrolle:

Die Advents- und Weihnachtszeit war, als meine Kinder klein waren, eine wunderschöne Zeit. Wir haben zusammen gebacken und gebastelt und uns alle gemeinsam mit schönen Aktivitäten in Weihnachtsstimmung gebracht. Ich wünsche mir, dass meine Kinder, die nun alle eine eigene Familie haben, ein bisschen was davon weitertragen und sich gern an Advent und Weihnachten in ihrer Kinderzeit erinnern.

Die Geschichte, die ich erzählen will, liegt fast 30 Jahre zurück. Wir sind sehr naturverbunden und unser Weihnachtsbaum ist auch heute noch mit vielen Naturmaterialien geschmückt. Dinge, die uns bei einem Waldspaziergang ins Auge fallen, werden mitgenommen und zum Trocknen in die Sonne gelegt. Schon damals, als die Kinder klein waren, ist daraus an vielen schönen Bastelabenden unser Christbaumschmuck entstanden.

Kieferzapfen bekamen eine Styroporkugel als Kopf, und die Kinder malten mit Freude Lachegesichter darauf. Walnüsse wurden sehr vorsichtig geöffnet und dann mit einem Aufhängerband wieder aneinandergeklebt. Strohsterne bastelten wir in vielen Varianten, und kleine Mobiles aus Strohhalmen und roten Perlen schmückten unseren Weihnachtsbaum. Nur mit der Christbaumspitze taten wir uns schwer.

Es war uns allen klar, dass so eine tolle, glänzende Christbaumspitze, die es überall zu kaufen gibt, nicht das Richtige für uns ist. Nach vielen Überlegungen fanden wir dann doch eine sichere Lösung für die Spitze – und alle in der Familie freuten sich, wenn am Heiligen Abend die Honigkerzen am Weihnachtsbaum leuchteten und unsere Stube im Lichterglanz stand.

In der Adventszeit vor etwa 30 Jahren ging unsere Tochter in die Grundschule. Sie war eine gute Schülerin, und ich kann mich nicht daran erinnern, dass sie mal mit Klassenkameraden Probleme hatte. Jedenfalls an dem besagten Tag kam sie mit mauligem Gesicht nach Haus, schmiss den Ranzen in die Garderobe und ward nicht mehr gesehen. Oh, dachte ich als Mutter, welche Laus ist dem Kind denn heute über die Leber gelaufen? Ich jedenfalls ließ sie in Ruhe und dachte mir, beim Mittagessen werde ich bestimmt erfahren, was heute schiefgelaufen ist.

Als wir alle um den Mittagstisch saßen, sah ich ihr zerknittertes Gesicht und wollte nun endlich wissen, was denn in der Schule so Schreckliches passiert sei. „Nur wegen euch,“ sagte sie, „hat heute die ganze Klasse über mich gelacht.“ Sie erzählte, dass die Klassenlehrerin über Weihnachtsrituale und über Christbaumschmuck gesprochen habe. Und dann fragte die Lehrerin: „Und was habt ihr zu Hause auf der Spitze eures Weihnachtsbaumes?“ „Da habe ich mich gemeldet und erzählt, dass wir uns aus einer Klopapierrolle einen kleinen, hübschen Weihnachtsmann gebastelt haben – und dass der nun auf der Spitze unseres Weihnachtsbaumes thront: Mama, bald hätte ich geweint. Alle haben mich ausgelacht, und die anderen haben gesagt, dass auf den Weihnachtsbaum so eine glänzende, schöne Kugel mit langer Spitze gehört.“

Tja, da saß nun mein kleines Mädchen, und irgendwie tat sie mir leid. Ich versuchte, sie zu überzeugen, dass in jeder Familie eben etwas anderes gelebt wird. Aber dass alle über sie gelacht haben, konnte ich als Mutter nun doch nicht wiedergutmachen.

Im nächsten Jahr fuhr ich mit Freundinnen zum Weihnachtsmarkt nach Nürnberg. Schon vorher hatte ich mich schlau gemacht, was denn das Besondere an dem Nürnberger Christkindlmarkt ist. „Auf jeden Fall ist die Auswahl an Weihnachtsbaumschmuck dort ausgezeichnet“, sagte mir meine Tante, die in der Nähe von Nürnberg wohnt.

Ich jedenfalls freute mich über diese Information und schaute in Nürnberg gezielt nach einer schönen, natürlichen Christbaumspitze. Die Entscheidung fiel auf einen großen Strohstern, der an einer Tülle befestigt war und somit gut auf der Spitze des Weihnachtsbaumes angebracht werden konnte.

Stolz ließen wir unsere Kinder am Heiligen Abend in die Weihnachtsstube. Der Weihnachtsbaum erfüllte unsere Stube wieder mit Festtagsstimmung und Lichterglanz. Ich weiß es noch ganz genau: Das Erste, was die Kinder sagten: „Und wo ist in diesem Jahr unser Weihnachtsmann?“ Eines der Kinder stellte einen Stuhl an den Weihnachtsbaum, nahm den großen Strohstern von der Spitze, und ich war froh, dass wir unseren Klorollen-Weihnachtsmann gut aufbewahrt hatten.

Der aus Stroh kunstvoll geformte Weihnachtsstern aus Nürnberg .

Der aus Stroh kunstvoll geformte Weihnachtsstern aus Nürnberg .

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