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Right Livelihood Award

Alternative Nobelpreise - Gemeinsam für eine bessere Zukunft

Die Pacific Islands Students Fighting Climate Change (PISFCC) zählen zu den diesjährigen Alternativen Nobelpreisträgern.

Die Pacific Islands Students Fighting Climate Change (PISFCC) zählen zu den diesjährigen Alternativen Nobelpreisträgern. Foto: Only Idea Studios/PISFCC/Right Livelihood/dpa

Die diesjährigen Alternativen Nobelpreisträger kommen aus ganz unterschiedlichen Weltregionen. Sie alle zeigen, welche Macht die Zivilgesellschaft hat - wenn sie sich organisiert.

Von Steffen Trumpf, dpa Mittwoch, 01.10.2025, 08:20 Uhr

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Stockholm. Sie kämpfen fernab der großen Weltöffentlichkeit für eine lebenswertere Zukunft: Klimaschützer aus mehreren Inselnationen im Pazifik und eine Cyber-Expertin aus Taiwan werden in diesem Jahr ebenso mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet wie anonyme Aktivisten in Myanmar und freiwillige Nothelfer im Sudan. 

Während Autoritarismus und Polarisierung weltweit auf dem Vormarsch seien, setzten die diesjährigen Preisträger auf gemeinschaftliches Handeln, Widerstand und gelebte Demokratie, würdigte die zuständige Right-Livelihood-Stiftung bei der Preisbekanntgabe in Stockholm.

„Gemeinschaftliches Handeln ist die stärkste Antwort der Menschheit auf Gewalt, Polarisierung und Klimakatastrophen“, sagte Stiftungsdirektor Ole von Uexküll. Der Mut und der Weitblick der Preisträger sorgten für Hoffnung und zeigten, dass eine gerechtere und lebenswertere Zukunft möglich sei.

Gemeinschaftlich gegen Gewalt und Klimakrise

Die diesjährigen Preisträger des gemeinhin als Alternativer Nobelpreis bekannten Right Livelihood Awards zeigen jeweils, welche Macht die Zivilgesellschaft haben kann, wenn sie sich organisiert. Die ozeanische Organisation Pacific Islands Students Fighting Climate Change (PISFCC) und der Menschenrechtsanwalt Julian Aguon aus Guam zum Beispiel werden gemeinsam dafür geehrt, die Klimakrise vor den Internationalen Gerichtshof in Den Haag gebracht zu haben, um so Staaten rechtlich zum Klimaschutz zu verpflichten. 

Die taiwanesische Hackerin und Programmiererin Audrey Tang erhält den Right Livelihood Award für den visionären Einsatz digitaler Technologien, um so die Demokratie zu stärken, die Zivilgesellschaft einzubinden und gesellschaftliche Spaltung zu überbrücken. Die anonyme Aktivistengruppe Justice For Myanmar legt nach Angaben der Preisstiftung derweil offen, wie die Militärjunta in Myanmar aus dem Ausland finanziell unterstützt wird.

Die Emergency Response Rooms liefern im Sudan dringend benötigte Nothilfe für Millionen Hungernde.

Die Emergency Response Rooms liefern im Sudan dringend benötigte Nothilfe für Millionen Hungernde. Foto: LCC - ERR of North Kordofan/Right Livelihood/dpa

Das Freiwilligennetzwerk der Emergency Response Rooms wiederum wird für seine gemeinschaftliche Nothilfe für Millionen Menschen im Sudan gewürdigt. Für seinen unermüdlichen Einsatz in dem bürgerkriegsgebeutelten Land war dem Netzwerk vor zwei Wochen bereits der renommierte norwegische Rafto-Menschenrechtspreis zugesprochen worden.

In einer Reihe mit Lindgren, Snowden und Thunberg

Der Right Livelihood Award wird seit 1980 an mutige Vorkämpfer für Klima- und Umweltschutz, Menschenrechte, Gerechtigkeit und Frieden vergeben. Über die Jahre hat sich der Beiname „Alternativer Nobelpreis“ für den Award eingebürgert, auch wenn die Auszeichnung in kritischer Distanz zu den eigentlichen Nobelpreisen steht, deren diesjährige Preisträger ab Montag nach und nach in Stockholm und Oslo verkündet werden. 

Diesen Award erhalten die Preisträger.

Diesen Award erhalten die Preisträger. Foto: Right Livelihood Foundation/dpa

Zu den früheren Right-Livelihood-Preisträgern zählen große Namen wie die schwedische Kinderbuchautorin Astrid Lindgren, der US-Whistleblower Edward Snowden und die schwedische Aktivistin Greta Thunberg. Weitaus häufiger geht der Preis jedoch an international eher weniger bekannte Persönlichkeiten, denen mit der Auszeichnung mehr Gehör verschafft werden soll. 

Diesen Weg geht die Preisstiftung mit diesmal erneut - und richtet damit einen Blick auf oft ignorierte oder verdrängte Krisen und Konflikte, die angesichts der allgemeinen Weltlage mit Ukraine- und Gaza-Krieg leicht in Vergessenheit geraten können.

Macht der organisierten Zivilgesellschaft

Zur Auswahl standen diesmal 159 Nominierte aus 67 Ländern. Von Uexküll hat beim Blick auf den Kandidatenkreis einen bemerkenswerten Trend beobachtet, dass sich Bürger und Gemeinschaften vermehrt proaktiv rund um gemeinsame Werte und Sorgen vernetzen. Dabei gehe es nicht um vereinzelte Idealisten, sondern um viel mehr. 

„Wir sprechen hier von wirklich strategischem Organisieren, das wir als einen Weg zum Aufbau von Macht betrachten“, sagte von Uexküll. „Dieser Weg hat dasselbe Potenzial zur Veränderung des Laufs der Geschichte wie die missbräuchliche Machtausübung, die wir bei manchen sogenannten Weltführern beobachten.“ 

In äußerst schwierigen Konflikten könnten Menschen und Gemeinschaften einen spürbaren Unterschied machen, ist von Uexküll überzeugt - und davon brauche man in den kommenden Jahren eine ganze Menge mehr, während sich die Welt in eine sehr gefährliche Richtung bewege.

Preiszeremonie in Stockholm im Dezember

Am 2. Dezember sollen die Preisträger auf einer feierlichen Zeremonie in Stockholm geehrt werden. Die Auszeichnung ist unter anderem mit lebenslanger Unterstützung durch die Right-Livelihood-Stiftung verbunden, die bis heute etwa 200 Preisträger aus rund 80 Ländern ausgezeichnet hat. Die diesjährigen Geehrten sind die jeweils ersten aus ihren Ländern.

Julian Aguon, hier vor dem Sitz des Internationalen Gerichtshof in Den Haag.

Julian Aguon, hier vor dem Sitz des Internationalen Gerichtshof in Den Haag. Foto: Camarin D. Egurrola/Right Livelihood/dpa

Audrey Tang gilt als Vordenkerin für gemeinwohlorientierte KI-Nutzung.

Audrey Tang gilt als Vordenkerin für gemeinwohlorientierte KI-Nutzung. Foto: Right Livelihood/dpa

Justice For Myanmar legt die internationale Finanzierung der Militärjunta in Myanmar offen.

Justice For Myanmar legt die internationale Finanzierung der Militärjunta in Myanmar offen. Foto: Justice For Myanmar/Right Livelihood/dpa

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