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Experten geben Tipps

Wallboxen: Eine Steckdose für das E-Auto

Wer sich eine Wallbox für sein E-Auto kaufen will, sollte sich vor der Anschaffung gut informieren. Foto: Fabian Strauch dpa

Wer sich eine Wallbox für sein E-Auto kaufen will, sollte sich vor der Anschaffung gut informieren. Foto: Fabian Strauch dpa

Wer sich ein E-Auto kaufen will, muss es auch laden. Die Batterie kann an einer E-Tankstelle geladen werden. Oder zu Hause über eine Wallbox, eine Art Steckdose für E-Autos. Die gibt es schon für unter 100 Euro zu kaufen. Doch Experten warnen vor Billigprodukten und geben Tipps.

Samstag, 27.04.2024, 08:06 Uhr

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Von Nina Kugler, Funke Mediengruppe

Berlin. Es gibt 1,4 Millionen E-Autos (Stand: Anfang 2024) und  gleichzeitig laut Bundesnetzagentur 93.000 Normalladepunkte und 22.000 Schnellladepunkte (November 2023). Kein Wunder, dass sich E-Autofahrer für private Ladestationen interessieren. „Wallboxen gibt es teilweise schon für weniger als 100 Euro zu kaufen“, weiß Martin Brandis von der Verbraucherzentrale. Er warnt: „Zwischen so günstigen und teureren Geräten gibt es nicht nur den Preisunterschied, sondern auch einen Qualitätsunterschied.“ Er empfiehlt, für eine Wallbox Kosten im mittleren dreistelligen Bereich zu veranschlagen.

Erste Frage: Habe ich Platz für eine Wallbox? Laut ADAC-Umfrage können Mieter und Wohnungseigentümer in Mehrfamilienhäusern eine eigene Wallbox schwer realisieren. Demnach beklagt mehr als die Hälfte (57 Prozent) Probleme innerhalb ihrer Hausgemeinschaft bei der Planung und Organisation von Ladelösungen.

Hat man jedoch den Platz und entscheidet sich für den Kauf, sollte man sich darüber informieren, welche Wallbox überhaupt die richtige für das E-Auto ist. Es gibt bisher zwei verschiedene Wallboxen: entweder für einen einphasigen oder dreiphasigen Anschluss. Einphasige haben laut ADAC eine Ladeleistung von 4,6 Kilowatt (kW), dreiphasige Versionen sind leistungsstärker und können entweder 11 kW oder 22 kW Ladeleistung vorweisen. „Es sind noch nicht alle E-Auto-Batterien dazu fähig, dreiphasig geladen zu werden. Das hängt von der Ladeelektronik im Fahrzeug ab“, so Brandis. Einphasiges Laden ist in jedem Auto möglich. Informiert man sich nicht vorab, welche Ladeleistung das E-Auto braucht, kann man zu viel Geld für eine größere Wallbox ausgeben – obwohl man die gar nicht braucht.

„Man kann das E-Auto auch an einer normalen Haushaltssteckdose laden, aber das würde ich nur in Ausnahmefällen raten, in denen es keine andere Möglichkeit gibt“, sagt Brandis. Zum einen, weil es sehr lange dauern würde, weiß der Energie-Experte. Und der ADAC warnt: Beim mehrstündigen Laden kann es bei alten Leitungen oder durch unsachgemäße Installation der Wallbox zu einer Überlastung der Stromleitung kommen. Im schlimmsten Fall kann das zur Überhitzung der Leitungen bis hin zu einem Brand führen.

PV-Anlage aufs Dach

Grundsätzlich müssen Wallboxen vom Elektriker angeschlossen werden. Schließlich handelt es sich um einen Starkstromanschluss. Der Elektriker sollte dann auch gleich die Leitungen überprüfen. Brandis sagt: „Man muss bedenken, dass für eine Wallbox in alten Häusern nicht selten die Elektrik saniert werden muss – und das ist mit weiteren Kosten verbunden.“ Laut ADAC müssen Wallbox-Installationen auch immer über geeignete Schutzeinrichtungen gegen Gleich- und Wechselstromfehler verfügen. Das soll verhindern, dass Autobesitzer einen Stromschlag bekommen, etwa wenn die Leitung defekt oder ein Kontakt feucht geworden ist.

Wallboxen müssen beim Energieanbieter angemeldet werden. Brandis kennt die Details: „Wenn Sie eine Elf-Kilowatt-Wallbox einbauen lassen, müssen Sie Ihren örtlichen Verteilnetzbetreiber vor Inbetriebnahme informieren. Bei einer 22-Kilowatt-Wallbox ist sogar zuvor die Zustimmung des Netzbetreibers erforderlich.“ Die Anmeldung kann unter Umständen vom Elektriker übernommen werden.

Will man Geld sparen, lohnt es sich, eine Photovoltaikanlage aufs Dach zu bauen – samt Stromspeicher. Denn der Preis an den öffentlichen Ladesäulen variiert zwar, liegt aber laut Brandis im Schnitt bei etwa 40 Cent pro Kilowattstunde. „Es gibt mittlerweile Wallboxen, die erkennen mithilfe eines Energiemanagement-Systems den Solarstrom und laden tatsächlich nur mit dem Überschussstrom der PV-Anlage“, erklärt Brandis. Autofahren ist dann nur mit der Energie der Sonne sozusagen möglich. Wenn weniger Überschussstrom da ist, lädt das E-Auto dann entsprechend zwar länger. „Aber man kann, wenn man es eilig hat, dann auch auf schnelleres Laden mit Netzstrom umstellen“, sagt der Experte.

Brandis erklärt zudem, dass einige Energieversorger spezielle Stromtarife für Wallboxen anbieten. Die sogenannten abschaltbaren Verbrauchseinrichtungen – neben Wallboxen gehören zum Beispiel auch Wärmepumpen dazu – werden dann abgeschaltet, wenn dem Stromnetz Überlastung droht. Trotzdem ist Brandis von diesen speziellen Tarifen überzeugt: „Da E-Autos häufig nachts geladen werden, also in einer Zeit mit eher geringer Belastung des Stromnetzes, kommt es im besten Fall zu keiner Leistungsreduzierung – aber der Strompreis ist dennoch geringer.“ 

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