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Schlaftipps

Nackt schlafen – Vorteile und Risiken

Nackt oder angezogen? Die diesem Thema scheiden sich die Geister. Foto: Jekapix/iStockphoto

Nackt oder angezogen? Die diesem Thema scheiden sich die Geister. Foto: Jekapix/iStockphoto

Wenn es nachts heiß ist, möchte man so wenig Stoff wie möglich um sich haben. Die einen schwören auf das Nacktsein, andere ekeln sich allein beim Gedanken daran. Ein Experte spricht über die Vorteile und Risiken, die eine Nacht ohne Kleidung mit sich bringt.

Mittwoch, 23.08.2023, 09:30 Uhr

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Berlin. In heißen Sommernächten haben vor allem hitzeempfindliche Menschen Probleme, zu schlafen. Alles, was den Körper wärmen könnte, muss dann weg – auch Schlafanzug und Unterhosen. Während einige auf das Adams- beziehungsweise Eva-Kostüm im Bett schwören, ekeln sich andere allein beim Gedanken daran. Ein Experte verrät, wie unhygienisch das Schlafen in Nacktheit ist und welche Vorteile oder Risiken es mit sich bringt.

Schwitzen im Schlaf

Bis zu einen Liter Feuchtigkeit schwitzt man jede Nacht aus, sagt Hans-Günter Weeß, Schlafforscher und -therapeut, Psychologe und Buchautor („Schlaf wirkt Wunder“, Droemer-Verlag) im Gespräch mit dieser Redaktion: „Wie viel man schwitzt, hängt stark von dem Material des Schlafanzugs ab. Wenn die Schlafklamotte aus Synthetikprodukten besteht, dann ist es so, als würde man sich in Cellophanfolie einwickeln. Darin schwitzt man deutlich mehr als in Naturstoffen wie beispielsweise Baumwolle oder Leinen.“ Diese Stoffe, so Weeß, führten die Feuchtigkeit eher ab und sorgen für einen besseren Temperaturausgleich.

Schlafe man nackt, würde die ausgeschwitzte Flüssigkeit wiederum ungehindert an die Umgebung abgegeben. Bettbezug, Leinentuch, Matratze, Bettdecke und Kissen nehmen diese dann auf, wodurch sich Pilze und Bakterien ansammeln können, so der Experte. Das bedeute aber nicht, dass nackt zu schlafen zwangsläufig unhygienischer ist als in Pyjama oder Nachthemd. „Wenn wir nackt schlafen, schwitzen wir weniger in Hautfalten und im Genitalbereich. Dadurch kann man Hauterkrankungen infolge von Bakterien und Pilzbefall vorbeugen“, so Weeß.

Wichtig sei es, dabei den regelmäßigen Wechsel der Bettwäsche nicht zu vernachlässigen. „Wenn man nackt schläft, sollte man zweimal die Woche das Laken und die Bettwäsche waschen. Wenn man mit Klamotten schläft, reicht es in den Sommermonaten einmal die Woche“, sagt Weeß. Im Winter könne das Bettzeug noch ein paar Tage länger drauf bleiben.

Vor allem Menschen, die zu Allergien neigen, müssten auf eine hinreichende Betthygiene achten, da sich sonst Hausstaubmilben im Bettzeug sammeln könnten. Außerdem solle man den Schmutz des Alltags nicht mit ins Bett tragen. Das heißt, wer körperlich gearbeitet und oder geschwitzt hat, müsste vor dem Zubettgehen duschen. Der Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel rät, spätestens alle zwei Wochen Kopfkissen und Bettdecke neu zu beziehen. Neben Schweiß sammelt sich dort auch Schmutz in Form von Hautschuppen und Staub. Laut einer GfK-Umfrage halten sich immerhin gut 41 Prozent der Deutschen an die Empfehlungen. Rund 33 Prozent gaben an, nur monatlich das Bettzeug zu wechseln. Knapp 18 Prozent der Befragten wechseln die Bettwäsche wöchentlich. Etwas mehr als ein Prozent beziehen das Bett sogar täglich neu.

Erkältungsgefahr

Aber birgt es weitere gesundheitliche Risiken, nackt zu schlafen? Schlafexperte Hans Günter Weeß warnt vor der möglichen Erkältungsgefahr. „Man muss immer darauf achten, dass man sich im Schlaf nicht der Zugluft aussetzt. Bei einer niedrigen Raumtemperatur in den kalten Jahreszeiten besteht die Gefahr, dass man sich im Schlaf von seiner Decke unbewusst freistrampelt und friert.“

Das könne eine Erkältung nach sich ziehen. Das Risiko bestünde vor allem in der REM- oder Traumschlafphase: „In dieser Schlafphase verliert unser Körper die Fähigkeit, die Körperkerntemperatur zu kontrollieren. Deshalb ist es bei kalten Temperaturen so wichtig, richtig zugedeckt zu sein mit einer Decke, die ausreichend wärmt.“ Bei Hitze empfiehlt der Experte, sich ein Beispiel an südländischen Gewohnheiten zu nehmen und sich lediglich mit einem Baumwoll- oder Leinenlaken zuzudecken.

Beziehungspflege

Vor allem Paare könnten profitieren, so Weeß. Wer nackt schläft, habe womöglich häufiger Sex miteinander. Das wiederum entspanne und habe einen schlaffördernden Effekt. Viel Hautkontakt schütte zudem das Bindungshormon Oxytocin aus, welches das Stresshormon Cortisol hemmt. „Ein erhöhter Cortisolspiegel greift das Immunsystem an. Durch Hautkontakt kann man also das Immunsystem positiv beeinflussen.“ Oxytocin könne zudem die Beziehung stärken. Weeß: „Man wird entspannter und das wirkt sich positiv auf die Psyche aus.“

Zu einer besseren Schlafqualität trage das Nacktschlafen aber nicht zwangsläufig bei, so Weeß. Sein Credo lautet: Erlaubt ist, was gefällt. „Wenn man so schläft, wie man sich wohlfühlt – egal ob im Pyjama oder nackt – dann bin ich am entspanntesten. Und die Entspannung ist die Autobahn in den Schlaf.“  Von O. Dittrich, Funke Medien Gruppe, und unseren Agenturen

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