Im Ostharz wächst langsam ein neuer Wald heran

Mitglieder des „Krisenstabs Wald“ unter Vorsitz von Landrat Thomas Balcerowski (3. v. r.) verschaffen sich im Kommunalwald von Ilsenburg einen Überblick über die Fortschritte bei der Aufforstung der Harzer Wälder. Foto: Landkreis Harz
Gezielte Anpflanzungen und die natürliche Waldverjüngung haben erstmals seit vielen Jahren die Kahlflächen im Ostharz verringert. Allein 2023 wurden 1246 Hektar durch den Landesforstbetrieb aufgeforstet. Dazu kommen Pflanzungen durch Spenden.
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Halberstadt. Wiederaufforstung und die natürliche Vermehrung von Pflanzen, Naturverjüngung genannt, zeigen im Ostharz bereits Wirkung. Erstmals seit vielen Jahren haben Waldbesitzer gemeldet, dass die Kahlflächen geringer werden. Ermöglicht haben dies auch zahlreiche Baum-Spenden.
Die Wald-Kahlflächen im Harzkreis reduzierten sich Ende 2023 um 5500 Hektar auf aktuell 14.800 Hektar, meldet die Kreisverwaltung in Halberstadt nach einer Befragung unter 27 größeren Waldbesitzern. Landrat Thomas Balcerowski spricht von einem Lichtblick und Fortschritt nach dem großflächigen Fichtensterben. Aufforstung und Waldverjüngung würden dazu führen, dass der Wald in kleinen Schritten gesunde.
Der Landesforstbetrieb habe 2023 im Bereich des Ostharzes einschließlich höherer Lagen 1246 Hektar Wald aufgeforstet. Bis 2035 wolle der Landesforstbetrieb pro Jahr 1000 Hektar bepflanzen. Finanziert wird diese Wiederbewaldung aus den Erlösen, die mit dem Verkauf von Fichtenholz erzielt werden, heißt es in der Landkreismeldung weiter.
Zu der Aufforstung des Landesforstbetriebs Sachsen-Anhalt kommen Aktivitäten des Projekts „Harzer Wandernadel“, die Initiative in Blankenburg koordiniert die Aufforstung über Spenden. Schwerpunkte des Einsatzes waren vom Baumsterben besonders heftig getroffene Bereiche an der Hammerwarte in Quedlinburg und rund um Ilsenburg. In diesem Jahr sind weitere Pflanzungen in Quedlinburg, Derenburg und bei Halberstadt geplant. Laut Mitteilung des Harzkreises kamen bisher über die vom Harzer Tourismusverband und der „Harzer Wandernadel“ koordinierte Initiative „Der Wald ruft“ seit 2018 rund 250.000 Euro zusammen. 117.000 Euro davon liegen noch bereit, um den weiteren Waldaufbau zu finanzieren.
Die Bereitschaft zu spenden sei in der Bevölkerung und bei Firmen weiterhin hoch, heißt es. Auch im Landkreis Goslar gibt es zahlreiche Wiederaufforstungsaktionen, die von Organisationen, Unternehmen und Privatleuten unterstützt werden.
Balcerowski vergleicht das Bild des vom Baumsterben gezeichneten Harzer Waldes mit einem Bombeneinschlag und spricht vom „Ground Zero des deutschen Klimawandels“. Weil sich aber bereits „zartes Grün“ rege, sei der Harz anderen Regionen beim Waldwandel um zwei Jahre voraus. Dennoch setze die Trockenheit den Bäumen weiter zu, so würden die Baumkronen von Laubbäumen immer lichter. Neben der Fichte ist im Ostharz aktuell die Eiche „hart getroffen“, wie es in der Mitteilung heißt. Der zweipunktige Eichenprachtkäfer setze den durch Trockenheit bereits geschwächten Bäumen zu.
Statt der Fichtenmonokultur strebt der Landesforstbetrieb eine Mischung aus heimischen Bäumen und Exoten an, gepflanzt werden Birken, Eichen, Ebereschen, Douglasien, Küstentannen, Roteichen, Zedern und Esskastanien. Balcerowski sagt: „Wir müssen den Wald zukunftsfähig und klimaresistent in einem Mix aus verschiedenen Arten gestalten.“
Durch die Trockenheit steigt zudem die Waldbrandgefahr. Die Zahl der Waldbrandeinsätze hat sich nach Angaben des Halberstädter Kreisordnungsdezernenten Thomas Golinowski von 100 auf 151 im Jahr 2023 erhöht. Jeder dritte Einsatz galt einem Waldbrand. Das in Ballenstedt stationierte Löschflugzeug flog 2023 sechs Einsätze und in diesem Jahr bereits zwei.