Von der einzigen Frau zur Seele des Instituts: Abschied nach 40 Jahren

Martina Wächter wird nach 45 Jahren an der TU Clausthal von Prof. Armin Lohrengel am Institut für Maschinenwesen verabschiedet. Foto: Ernst/TU Clausthal
Ein Soufflé hat sie nie gemacht – dafür Generationen von Studenten geprägt. Martina Wächter begann einst als einzige Frau im Maschinenbaustudium. Jetzt verlässt sie nach mehr als 40 Jahren die TU Clausthal. Die Universität verabschiedet ein Unikum.
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Clausthal-Zellerfeld. Die TU Clausthal hat Martina Wächter verabschiedet. Sie hat an der TU Clausthal Maschinenbau studiert – als einzige Frau unter 60 Männern. Im Anschluss war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin, Fakultätsgeschäftsführerin und Frauenbeauftragte tätig. „Sie ist ein Unikum“, findet die TU Clausthal.
Die Oberharzer Universität schreibt in einer Pressemitteilung, dass sich zu ihrer Verabschiedung rund 80 Menschen aus fast allen Bereichen der TU Clausthal im größten Seminarraum des Instituts für Maschinenwesen (IMW) eingefunden hätten. „Du bist wahrscheinlich die Person, die an der TU Clausthal am besten vernetzt ist“, sagte Prof. Armin Lohrengel bei seiner Abschiedsrede. Martina Wächter kennt die Oberharzer Universität als Studentin, wissenschaftliche Mitarbeiterin, nebenberufliche Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte sowie als Fakultätsgeschäftsführerin.
Als Frau in einer Männerdomäne
Zu Beginn ihrer Verabschiedungsfeier, zu der sich auch zahlreiche Professorinnen und Professoren eingefunden hatten, ließ Wächter ihre Zeit an der TU Clausthal Revue passieren: Im Wintersemester 1979/80 begann sie, Maschinenbau zu studieren. „Mein Fahrrad habe ich früher immer selbst repariert. Und da dachte ich, ich versuche mal Maschinenbau“, erinnert sich die Frau, die in Förste bei Osterode aufgewachsen ist. Die ersten Tage im Studium seien dann etwas gewöhnungsbedürftig gewesen. „Ich war die einzige Frau unter 60 Männern.“ Und ein damaliger Professor riet ihr: „Sie können sicher ein gutes Soufflé machen, aber von Maschinenbau sollten sie die Hände lassen.“ „Na, ja“, berichtete Martina Wächter dem gespannten Publikum, „ein Soufflé habe ich bis heute nicht gemacht, aber das Maschinenbaustudium habe ich geschafft.“
Und das war nicht alles. Nach dem Studium merkte sie: „Jungen Menschen etwas zu vermitteln, das ist mein Ding.“ Also bewarb sie sich um eine halbe Stelle im Institut für Maschinenwesen und wurde genommen. Prof. Peter Dietz, der damalige Institutsleiter, förderte sie. Hunderten von Studenten brachte sie zum Beispiel Technisches Zeichnen bei. Darunter war auch Prof. Lohrengel, der später die Institutsleitung von Prof. Dietz übernahm. Er erinnere sich noch genau, so Lohrengel, was die stets engagierte Martina Wächter den Studenten zum Abschluss der Lehrveranstaltung mit auf den Weg gab: „So, nun wünsche ich Ihnen einen guten Wirkungsgrad.“ Sie habe es mit ihrem durchsetzungsfähigen Naturell immer verstanden, zu fordern und zu fördern, so Lohrengel: „Martina Wächter hat das Institut geprägt, mit Herz, mit Verstand und mit Humor. Sie ist die Seele des IMW.“
Wie wird es ohne Martina Wächter?
Neben den Aufgaben am Institut stellte sie sich weiteren Herausforderungen. So übernahm sie Ende der 1990er-Jahre für mehrere Jahre die Aufgabe als nebenberufliche Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte der TU Clausthal. Und als 2005 die sieben Fachbereiche der Universität in drei Fakultäten umstrukturiert wurden, waren ihre zwei Kinder schon groß. Sie bewarb sich um eine weitere 50-Prozent-Stelle als Geschäftsführerin der Fakultät für Mathematik/Informatik und Maschinenbau. Diesen Job erfüllte sie neben ihrer Aufgabe am Institut bis Ende Juni 2025, bis zu ihrer Verabschiedung. Aktuell können sich das IMW und die Fakultät 3 eine Arbeit ohne Martina Wächter, die immer das offene Wort pflegte, gar nicht vorstellen.
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