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250 Jahre

Streifzug durch die Geschichte der TU Clausthal

Der Campuslauf hat in Clausthal eine lange Tradition.

Der Campuslauf hat in Clausthal eine lange Tradition. Foto: TU Clausthal

In ihrer 250-jährigen Geschichte hat sich die damalige Bergschule hin zur Technischen Universität entwickelt. Von den Anfängen 1975 über die ersten Immatrikulationen von Frauen 1919 bis hin zum Landesentscheid von „Jugend forscht“: eine Zeitreise.

Sonntag, 15.06.2025, 18:00 Uhr

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Clausthal-Zellerfeld. Die TU Clausthal hat sich in den vergangenen 250 Jahren von einer Bergschule über die Bergakademie hin zur Technischen Universität gewandelt. Der Harz und die Geschichte des Bergbaus hatten über lange Zeit einen erheblichen Einfluss auf die Entwicklung der montanistischen Bildungsstätte. Mehrere Angehörige der Oberharzer Uni haben die Geschichtsbücher gewälzt und einige Highlights herausgegriffen. Der Überblick kann allerdings angesichts eines Vierteljahrtausends Clausthaler Hochschulgeschichte keinen Anspruch auf Vollständigkeit beanspruchen.

Die ersten montanwissenschaftlichen Lehrkurse in Clausthal beginnen im Jahr 1775. Sie schaffen die Voraussetzungen für die Gründung einer Bergschule, die 1810/11 als eine feste Einrichtung mit eigenem Etat und eigenem Gebäude institutionalisiert wird. Die Ausbildung in Clausthal dient damals noch der allgemeinen und fachlichen Bildung des Nachwuchses für die unteren und mittleren Leitungsfunktionen in Berg-, Hütten- und Salinenwerken. Neben Bergbaukunde umfasst der Lehrplan etwa Mathematik, Mechanik, Mineralogie, Chemie, Probierkunst sowie Maschinen- und Hüttenwesen.

Die Gründungsurkunde der späteren TU Clausthal.

Die Gründungsurkunde der späteren TU Clausthal. Foto: TU Clausthal

Wachstum durch Fortschritt

Ab 1864 führt die Lehranstalt die offizielle Bezeichnung „Königliche Bergakademie“. In den folgenden Jahrzehnten verbreitet sich ihr Ruf als hervorragende akademische Einrichtung weltweit. Der seither gängige Abschluss des Berg- und Hütteningenieurs wird 1912 durch den gesetzlich geschützten Grad des Diplom-Ingenieurs ersetzt.

Nach dem Ersten Weltkrieg erlebt die Bergakademie einen Aufschwung. Das Bestreben nach Unabhängigkeit vom Clausthaler Oberbergamt führt zum Übergang von der Direktorats- in eine Rektoratsverfassung. Willi Bruhns wird 1919 als erster Rektor gewählt. Auch in anderen Bereichen gibt es Bewegung. Nach 25 Jahren Ringen erhält auch die Bergakademie Clausthal das Recht zur Promotion. Zuvor war dies nur zusammen mit der Technischen Hochschule Berlin möglich. Ebenfalls 1919 schreiben sich erstmals fünf Frauen an der Bergakademie ein.

Clausthal-Zellerfeld hat eine lange Bergbautradition.

Clausthal-Zellerfeld hat eine lange Bergbautradition. Foto: TU Clausthal

Finanzielle Unterstützung erhält die Akademie nach dem Ersten Weltkrieg vom neu gegründeten Verein von Freunden. Das Netzwerk aus Ehemaligen, das aktuell über 1500 Mitglieder zählt, fördert die Universität bis heute.

In den 1930er-Jahren werden die studentischen Korporationen aufgelöst. Der Lehrbetrieb wird aufgrund des Zweiten Weltkrieges zunächst eingestellt, später jedoch bis Kriegsende eingeschränkt fortgeführt. Nach dem Ende des Krieges werden die Professoren und Beschäftigten entlassen und die Bergakademie geschlossen. Die Institute sind weitgehend unbeschädigt. Der personelle Wiederaufbau beginnt 1946 durch die drei Professoren Heinrich Hock, Gerhard Krüger und Günter Wassermann.

Neue Strukturen und Studiengänge

Um der Krise in der Montanindustrie entgegenzuwirken, wird auf Empfehlung des Wissenschaftsrats der Ausbau der Bergakademie zu einer Technischen Hochschule beschlossen. Seit Mitte der 1960er-Jahre können Studierende auch Abschlüsse in Chemie, Physik, Mathematik und Maschinenbau erlangen. 1968 folgt dann der Aufstieg der Hochschule zur Technischen Universität Clausthal.

In den 1960er Jahren entsteht im Feldgrabengebiet ein regelrechter Bau-Boom.

In den 1960er Jahren entsteht im Feldgrabengebiet ein regelrechter Bau-Boom. Foto: TU Clausthal

In den 1990er-Jahren darf sich die Universität über weitere Erfolge und Neuheiten freuen: Die Zahl der Studierenden klettert erstmals auf über 4000. Auch wird die erste Universitätsprofessorin der TU Clausthal, Gudrun Schmidt-Naake (Chemie), ernannt. Ab 1995 erweitern die Studiengänge Umweltschutztechnik, Energiesystemtechnik, Kunststofftechnik, Wirtschaftsmathematik und Wirtschaftsinformatik sowie Physikalische Technologien das Angebot. Zudem werden um die Jahrtausendwende die Wirtschaftswissenschaften ausgebaut.

Eine Absolventenverabschiedung im großen Stil findet erstmals am 26. Oktober 2001 statt, damals noch zusammen mit der Immatrikulationsfeier. Zu diesen Anlässen in der Aula strömen bis heute regelmäßig bis zu 500 Teilnehmende. 2005 kommt es zu einem Wandel der akademischen Strukturen. An die Stelle von Fachbereichen treten drei Fakultäten: für Natur- und Materialwissenschaften, für Energie- und Wirtschaftswissenschaften sowie für Mathematik/Informatik und Maschinenbau.

Erschließung neuer Standorte

Der Aufstieg der Lehrstätte spiegelt sich auch in ihrer Baugeschichte wider. Das repräsentativ gestaltete Hauptgebäude gegenüber der Marktkirche wird im Jahr 1907 fertiggestellt. Viele architektonische Extras des Gebäudes, dessen Neuerrichtung 352.000 Mark gekostet hat, werden in späteren Jahren wieder zurückgebaut, da sie dem Oberharzer Wetter nicht dauerhaft standhalten.

Die Aula Academica wird nach den Plänen des Architekten Leopold Rother gebaut und 1927 eingeweiht. Ihr beeindruckender Kuppelsaal dient heute als zentraler Veranstaltungsort und verbindet klassizistische und expressionistische Stile. Zu Zeiten der Weimarer Republik entstehen weitere imposante Institutsgebäude.

In den 1950er-Jahren entwickelt sich die Bergakademie zunächst in der Erzstraße baulich weiter. Im Feldgrabengebiet entsteht dann ab den 1960er-Jahren ein regelrechter Bauboom: zahlreiche neue Institute für Naturwissenschaften, Ingenieurwesen und Erdölwissenschaften sprießen aus dem Boden. Für die Institute für Wirtschaftswissenschaft und Informatik sowie den Hochschulsport werden 1994 weitere Gebäude der Oberharzkaserne auf der Tannenhöhe übernommen.

Die bisher letzte große Ausbaustufe der Universität bildet der Schritt in die Region, der ab 2007 mit den Aktivitäten auf dem Energie-Campus der TU Clausthal in Goslar beginnt. Einen weiteren Standort erschließt sich die Hochschule ab 2014 in Celle.

Das Drahtseil: eine Erfindung aus dem Oberharz.

Das Drahtseil: eine Erfindung aus dem Oberharz. Foto: Martinewski/TU Clausthal

Das Motto „Traditionell innovativ“

Aus Clausthal heraus erobern Innovationen die Welt. Das Drahtseil, eine Erfindung des Oberbergrats Julius Albert, wird am 23. Juli 1834 im 484 Meter tiefen Schacht der Grube Caroline erprobt. Es löst die bis dato genutzten instabilen Eisenketten und Hanfseile ab.

Heinrich Hock, Professor für Brennstoffchemie, wird 1944 durch die Entwicklung der Hock‘schen Phenolsynthese bekannt, die in der industriellen Produktion von Phenol Anwendung findet. Hock gilt als Wegbereiter der Kunststoffproduktion und erhält 1964 das Große Bundesverdienstkreuz.

Die Sympatec GmbH, heute ein Weltmarktführer in der Partikelmesstechnik, ist 1984 die erste Ausgründung aus der TU. Für die dahinterstehende technologische Innovation erhält Firmenmitgründer Dr. Stephan Röthele 1986 den Technologietransferpreis des Bundeswirtschaftsministers. Einen ähnlichen Weg geht seit 1991 das Clausthaler Spin-Off SincoTec, heute Weltmarktführer in der Resonanzprüftechnik. Viele weitere Spin-offs haben sich seither aus der TU heraus gegründet. Jüngstes Beispiel für die ungebrochene Innovationskraft der Universität ist der Gewinn des IHK-Technologietransferpreises 2025. Zusammen mit der Clausthaler Bassmanufaktur Marleaux wird das Projekt einer neuartigen E-Bassgitarre mit Faserverbundwerkstoffen ausgezeichnet.

Das Landesfinale von „Jugend forscht“ findet seit 1981 in Clausthal statt.

Das Landesfinale von „Jugend forscht“ findet seit 1981 in Clausthal statt. Foto: TU Clausthal

Ebenfalls ein Highlight: Das Landesfinale von „Jugend forscht“, Europas größter Nachwuchswettbewerb für Naturwissenschaft und Technik, findet seit 1981 in der Aula der TU Clausthal statt. Bis heute ist die Universität Veranstalterin des Abschlussevents in Niedersachsen – auch eine langjährige Erfolgsgeschichte.

Eine umfangreichere Darstellung zur Geschichte der TU Clausthal bietet die neue Ausstellung „Historie der TU Clausthal – erzählt in vier Teilen“, die im Vestibül der Aula Academica zu besichtigen ist.

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