Tierheim Eckertal gibt rumänischen Straßenhunden zweite Chancen

Klaudia Klensmann verliebt sich in Rumänien schlagartig in Nukka. Das Tierheim Eckertal vermittelt dem Vierbeiner eine neue Familie. Foto: Privat
Das Tierheim Eckertal vermittelt seit Kurzem Straßenhunde aus einem Tierheim im rumänischen Pejmer. Klaudia Klensmann, die zweite Vorsitzende des Tierschutzvereins Bad Harzburg, hat die Partnereinrichtung besucht und berichtet von ihren Erlebnissen.
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Eckertal. In Rumänien leben Hunderttausende heimatlose Hunde auf den Straßen. Lokale Tierschützer setzen sich dafür ein, den Vierbeinern eine zweite Chance zu geben, und seit Kurzem landen einige auch im Tierheim Eckertal. Klaudia Klensmann, die zweite Vorsitzende des Tierschutzvereins Bad Harzburg, ist nach Rumänien gereist, um die Zusammenarbeit mit dem Tierheim im Ort Prejmer zu vertiefen und hat auch gleich ein paar Hunde für die Einrichtung in Bad Harzburg ausgesucht.
„Ich bin früher Lkw gefahren und habe damals schon in Italien immer die Tiere auf den Straßen gesehen“, sagt Klensmann. Als sie im Vorstand des Tierschutzvereins Bad Harzburg aktiv wurde, sei ihr vor allem der Auslandstierschutz ein Anliegen gewesen. Über die Organisation Hunderettung Europa, mit Sitz in Deutschland, entstanden dann Kontakte nach Rumänien und letztlich eine Partnerschaft mit einem Tierheim im Ort Prejmer zur Vermittlung von Hunden nach Deutschland.
Nach einigen Telefonaten und Besuchen der Hunderettung in Eckertal entschloss Klensmann, sich das rumänische Tierheim einmal selbst anzuschauen. Zunächst habe sie gemischte Gefühle gehabt: „Je näher der Tag kam, desto mehr Bauchschmerzen hatte ich“ – vor allem wegen des Tierleids, das sie auf Rumäniens Straßen erwarten würde. „Als ich dann aber das Tierheim gesehen habe, ging es mir schlagartig besser.“

Das Tierheim in Pejmer besitzt mehrere Reihen großer Tiergehege mit Freilauf. Foto: Privat
Rundumverpflegung für 500 Hunde

Nach einem Anruf im Tierheim retten Klensmann und die Mitarbeiter des rumänischen Tierheims eine Gruppe ausgesetzter Hundewelpen aus einem Rohr am Straßenrand. Foto: Privat
In der Klinik werden zudem regelmäßige Kastrations-, Impf- und Kennzeichnungsaktionen für Besitzer- und Straßenhunde durchgeführt – häufig mit Hausbesuch. Sobald der umgebaute Krankenwagen des Tierheims in Sicht sei, würden dann zahlreiche Anwohner – teils mit Körben voller Welpen – auf die Straße kommen, um ihre Tiere kastrieren zu lassen, sagt die Eckertaler Tierschützerin. Indes würden die Mitarbeiter nach Rettungstouren stets zahlreiche aufgelesene Hunde und Katzen in ihrer Einrichtung absetzen.
Während ihres Aufenthalts in Rumänien unterstützte Klensmann die Tierschützer bei ihren Einsätzen, etwa beim Einfangen ausgesetzter Hundewelpen. Ein Ereignis sei ihr besonders im Kopf geblieben: Ein Hundebesitzer habe angerufen, um seinen Hund kastrieren zu lassen. Plötzlich habe auf dem Weg dorthin eine Gruppe von 10 bis 15 Kindern die Straße blockiert, um das Fahrzeug anzuhalten. „Der Fahrer musste sich von ihnen die Hand küssen lassen, sonst hätten sie ihn nicht weiter fahren lassen“, sagt Klensmann rückblickend. „Das war unvorstellbar.“
Doch so dankbar seien die Leute nicht immer gewesen: Noch vor einigen Jahren hätten sie mit Steinen nach ihnen geworfen. Heute wüssten sie, dass die Kastration helfe, die Population der Straßenhunde zu verringern und den Tierschutz in Rumänien zu stärken. Laut Angaben der Hunderettung Europa veranstaltet das Tierheim häufig Aktionen in Verbindung mit Bildungseinrichtungen und leistet Aufklärungsarbeit.

Teils geben die Anwohner ganze Körbe voller Hundewelpen zur Kastration bei den Tierschützern ab. Foto: Privat
Neuzugänge aus Rumänien
Zudem vermitteln sie ihre felligen Vierbeiner sowohl innerhalb von Rumänien als auch nach Deutschland weiter – und da kommt das Tierheim Eckertal ins Spiel. „Als ich in Rumänien war, habe ich mich schlagartig in zwei kleine Hunde verliebt“, schwärmt Klensmann. Sechs Wochen später kamen der zweijährige braunhaarige Hund Nukka und die weiß gefleckte drei Jahre alte Sally nach Deutschland. Mittlerweile hat das Tierheim beide vermittelt.
Seit Anfang November warten jetzt die vier- bis fünfjährigen Mischlingsrüden Lio und Willy aus Rumänien in Eckertal auf eine neue Familie. „Auch die beiden sind ganz, ganz liebebedürftig“, sagt Klensmann. Wenn Platz sei, werde das Tierheim Eckertal in Zusammenarbeit mit der Hunderettung erneut Tiere aus Rumänien aufnehmen. Im nächsten Jahr wolle Klensmann auch wieder nach Prejmer fliegen und die Zusammenarbeit mit den dortigen Tierschützern stärken.

Die Mischlinge Lio und Willy sollen jetzt im Tierheim Eckertal vermittelt werden. Foto: Hunderettung Europa