Bis 2027 sollen rund 20 Tiere in die Freiheit entlassen werden

Umsiedlung in den Thüringer Wald: Luchs Ionel aus Rumänien hat es eilig, um in die Freiheit zu kommen. Der Halsbandsender ermöglicht es, dass die Projektbeteiligten erfahren, wo sich das Tier später aufhält. Foto: Luchs Thüringen/Max Kesberger
Seit 2024 läuft in Thüringen ein Luchsprojekt. Bis 2027 sollen 20 Tiere ausgewildert werden. Jetzt wurde ein Wildfang aus Rumänien in den Thüringer Wald umgesiedelt. Die Tiere, mittlerweile sind es fünf, sollen auch den Harzer Luchsen helfen.
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Harz. Im Thüringer Wald wurde in dieser Woche ein Luchs ausgewildert. Es ist die fünfte Raubkatze, die in Thüringen seit dem Start des Projektes im vorigen Jahr durch Wälder und Felder der Region streift. Die Tiere sollen eine stabile Gemeinschaft bilden und wenn es gut läuft, sich mit anderen Luchsen vermehren, etwa mit denen aus dem Harz.
Kein Wunder also, dass der BUND Niedersachsen sich über die Auswilderung in Thüringen freut und sie „als wichtigen Beitrag zum bundesländerübergreifenden Schutz der bedrohten Tierart“ würdigt. Die Thüringer Luchse sollen helfen, so erklärt es Andrea Krug, die Luchsexpertin des BUND Niedersachsen, dass die Populationen im Harz und im Bayerischen Wald sich mit der in Thüringen vernetzen.
Wildfang aus Rumänien
Bei einer internationalen Expertentagung 2023 im Kloster Wöltingerode hatten Fachleute darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, dass es deutschlandweit mehrere Populationen gibt. Die Vielzahl von Lebensgemeinschaften soll es ermöglichen, dass sich Tiere aus unterschiedlichen Populationen näher kommen, paaren und vermehren, um auf diese Weise den Folgen von Inzucht entgegenwirken und die einzelnen Gemeinschaften zu stärken.
Ungewöhnliches Foto
Natur-Influencer fotografiert Luchsmutter mit Jungtier im Harz
Der jetzt ausgewilderte Luchs Ionel ist ein Wildfang aus Rumänen, ebenso wie ein weiteres der Tiere, die mittlerweile in Thüringen unterwegs sind. Beide wurden zuvor einige Zeit in einem Quarantäne-Gehege in der Nähe von Oberhof gehalten. Die weiteren drei Luchse stammen aus Gehegen in Deutschland und der Schweiz. Die bisher fünf Tiere im Thüringer Wald sind eine kleine Population. Ob sie sich stabil entwickelt, ist unsicher.
Stabile Population
Ole Anders, Luchsbeauftragter des Nationalparks Harz, antwortet auf die Frage nach den Chancen, dass Harzer und Thüringer Luchse sich paaren, es gebe unter den Harzer Großkatzen einige, die in Richtung Thüringen unterwegs seien. „Noch offen ist aber, ob wir einen regelmäßigen Austausch hinbekommen.“ Das aber sei wichtig, damit sich die Population langfristig stabil entwickele. „Es wäre auch hilfreich für die Harzer Population“, sagt Anders. „Im Moment aber müssten sich die Thüringer Luchse erstmal nachhaltig reproduzieren.“ Fünf Luchse seien nicht viel. Das Projekt in Thüringen läuft bis August 2027. Ziel ist es, bis dahin 20 Tiere ausgewildert zu haben, berichtet BUND-Sprecherin Kerstin Neumann aus Thüringen.
Die Auswilderung im Harz war die erste von einer Landesregierung getragene in Deutschland überhaupt. Von 2000 bis 2006 wurden 24 Luchse in die Freiheit entlassen. Das anfangs umstrittene Projekt gilt längst als Erfolg, nachdem 1818 der letzte Harzer Luchs erschossen und die Art in der Region ausgerottet wurde. Die Zahl der Tiere, die im Harz lebt, wird mit rund 90 angegeben.
Mittlerweile gibt und gab es Auswilderungsprojekte in Rheinland-Pfalz, im Erzgebirge und im Schwarzwald. Auch in Bayern gibt es ein Luchs-Programm.
Um zu erfahren, wie die Tiere im Thüringer Wald Fuß fassen, tragen sie Halsbandsender, die ihre Standorte per GPS-Daten übermitteln. Nach einem Jahr fallen die Halsbänder ab, berichtet der BUND.
Kontakt in der Paarungszeit
Der Luchs Ionel ist drei oder vier Jahre alt und wiegt 22 Kilogramm. Benannt wurde er nach dem Wildhüter, in dessen Revier er in Rumänien gefangen wurde, heißt es in der BUND-Mitteilung weiter. Die Projektbeteiligten hoffen jedenfalls auf Nachwuchs. In der Paarungszeit im März seien sich zwei der im vorigen Jahr ausgewilderten Luchse nähergekommen und eine Zeit lang durch den Wald gestreift, berichtet der Naturschutzbiologe Markus Port von der Universität Göttingen.