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Rückepferde im Oberharz

Altenau: Wie Kaltblüter bei der Walderneuerung helfen

Rückepferde ziehen gefällte Baumstämme aus dem Wald.

Rückepferde ziehen gefällte Baumstämme aus dem Wald. Foto: Landesforsten

Die ersten Buchen der Generation „Waldsterben 1.0“ wachsen laut der Niedersächsischen Landesforsten zu Nutzholz heran. Aktuell helfen bei Altenau Rückepferde dabei, gefällte Baumstämme aus dem Wald zu ziehen.

Von Redaktion Dienstag, 13.05.2025, 10:00 Uhr

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Altenau. Zwölf Millionen im Harz gepflanzter Buchen sollten einst gegen den Sauren Regen helfen. Vor rund 40 Jahren startete ein umfangreiches und teures Aufforstungsprojekt in den Niedersächsischen Landesforsten. Forstleute pflanzten 1987 die ersten Buchen unter kränkelnde Nadelbäume. Der damalige Auftrag hieß Walderneuerungsprogramm Harz (WEP). Die Landesforsten berichten jetzt, wie es aktuell um das Projekt steht.

Das Ziel lautet demnach: Aus gleichförmigen Fichten-Reinbeständen einen widerstandsfähigen Mischwald zu begründen. Anlass waren bedrohliche Schäden besonders an Fichten, die der sogenannte Saure Regen verursacht hatte. Die Jahrzehnte andauernde Luftverschmutzung aus Industrie- und Autoabgasen hatte Waldböden übersäuert und Nadeln geschädigt. Die Folgen: Im Harz, Solling, Schwarzwald und Erzgebirge wurden Bäume gelb und verloren Nadeln. Jungbuchen und ihre Blätter dienten gleichermaßen als Säurepuffer und Bodenverbesserer – mit Erfolg. Der vier Jahrzehnte dauernde Waldumbau im Mittelgebirge erreicht eine entscheidende Phase.

Buchen für die Bodengesundheit

Von den Millionen kleiner Buchen sind die ältesten inzwischen haushoch. Nun stehen die ersten Pflegearbeiten in den jungen Buchenwäldern an. In Altenau haben Forstwirte in den vergangenen Wochen dichtstehende Bäume vereinzelt. Jetzt soll ein Holzrückepferd das Nutzholz bodenschonend bergen. Kaltblut-Pferde des Unternehmers Karsten Wüstefeld aus Einbeck werden die gefällten Baumstämme aus dem Unterholz bringen. Pferde können die dünnen und relativ leichten Stammstücke im dichten Bestand über den empfindlichen Boden ziehen. Der vierbeinige Holztransport gefährdet weder eine benachbarte Orchideenwiese noch den Untergrund für eine Langlaufloipe.

Die als Durchforstung bezeichnete Selektion kommt den verbleibenden Buchen zugute. Sie erhalten mehr Platz zum Wachsen und bilden kräftige und standfeste Stämme aus. Die gefällten Buchen verkauft das Forstamt Clausthal auf dem heimischen Markt.

Ziel ist es, aus den gleichförmigen Fichten einen widerstandsfähigen Mischwald zu formen.

Ziel ist es, aus den gleichförmigen Fichten einen widerstandsfähigen Mischwald zu formen. Foto: Landesforsten

Meilenstein beim Waldumbau im Harz

Das Aufforstungsprogramm (WEP) startete mit bis zu 10.000 Jungbäumen pro Hektar, die zu Füßen alter Fichten gesetzt wurden. Die alten Fichtenbäume schützten damals die empfindlichen Jungpflanzen vor Frost im Winter und boten Schatten im Sommer. Dank einer erfolgreichen Luftreinhaltepolitik hatten sich die Altfichten revitalisiert. Sie wurden zwischenzeitlich planmäßig genutzt oder fielen dem Borkenkäfer zum Opfer. Als wertvolles Bauholz sind sie bis heute gefragt.

Jetzt wachsen die Pioniere der damaligen Walderneuerung ungebremst in den Himmel. Revierförster Mathias Weikert will die Konkurrenzsituation steuern, die Stammzahl verringern und so mehr Wuchsraum pro Baum schaffen. Der Leiter der Försterei Altenau markiert die Entnahmebäume. Gut gewachsene und gesunde Buchen bleiben erhalten. Weikert setzt große Hoffnung in die Elite-Kandidaten und will sie möglichst lange herauspflegen. „Einige können über 200 Jahre alt werden. Schon bald tragen sie Früchte und sorgen dafür, dass sich vielerorts im Wald um Altenau Buchensämlinge ansiedeln“, erwartet der Revierförster. Damit leisten die einst gepflanzten Buchen auch einen wichtigen Beitrag für die aktuelle Herausforderung der Wiederbewaldung.

Das Holz der gefällten Bäume ist zwar schon dicker als einer Straßenlaterne. Als Bauholz eignen sich die Erstdurchforstungs-Stämme noch nicht. Förster Weikert will sie als Brennholz verkaufen, denn Laubholz ist in seinem Revier Mangelware und Brennholz sehr gefragt.

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