Zellerfelder Supermarkt heißt nistende Schwalben willkommen

Neun Schwalbenfamilien nisten am Rewe-Gebäude. Foto: Raksch
Die Rewe-Filiale in Clausthal-Zellerfeld hat vom Nabu eine Auszeichnung mit dem Titel „Schwalbenfreundliches Haus“ erhalten. Neun Schwalbenfamilien leben in den Giebeln des Supermarkts und können dort ungestört brüten.
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Clausthal-Zellerfeld. Zahlreiche Schwalben vollführen vor der Clausthal-Zellerfelder Rewe-Filiale, regelmäßig ihre kunstvollen Flugmanöver auf der Suche nach Nahrung. Auf den zweiten Blick fallen den Kunden womöglich auch ihre Lehmnester am Giebel des Gebäudes und die piependen Vogeljungen darin ins Auge. Die Kreisgruppe Goslar des Naturschutzbunds (Nabu) hat den Supermarkt dieser Tage als „Schwalbenfreundliches Haus“ ausgezeichnet.
Neun Schwalbennester
Über dem Kundeneingang, hinter dem Rewe-Schriftzug und an der Lüftung der Warenannahme haben insgesamt neun Schwalbenfamilien ihre Nester gebaut. In allen von ihnen tummeln sich aktuell Jungtiere. „Jedes Jahr kommen die Vögel erneut zum Nisten her“, so Filialleiter Ricardo Herrmann. Schwalben sind brutplatztreue Zugvögel. So haben sie nach der anstrengenden Rückreise aus ihren Winterquartieren in Afrika nach Deutschland sofort ein bezugsfähiges Nest.
Als Kulturfolger fühlen sie sich auch in von Menschen geprägten Umgebungen wohl. Immobilienbesitzer würden sich laut Annett Jerke, der Vorsitzenden der Nabu-Kreisgruppe Goslar, jedoch häufig aufgrund der Geräusche und des Kots an nistenden Schwalben stören und solche Nester illegal abreißen, erklärt sie. Mit der Aktion „Schwalbenfreundliches Haus“ will der Nabu die Akzeptanz für Schwalbennester in der Nähe des Menschen erhöhen und dazu beitragen, bestehende Quartiere zu erhalten und neue zu schaffen. Leute, die sich für Schwalben engagieren und sie an ihren Häusern dulden, zeichnet er deshalb mit einer Plakette aus.

Filialleiter Ricardo Herrmann nimmt Urkunde und Aushängeschild von Annett Jerke, der Vorsitzenden der Nabu-Kreisgruppe Goslar, entgegen. Foto: Raksch
Herrmann zeigt sich indes erfreut über die Tiere. Ihre Anwesenheit sorge bei Kunden und Mitarbeitern für Erheiterung, führt er aus. Für die Kollegen würden die Nester nur minimalen Aufwand bedeuten: Ab und zu müssten sie den für die Wände ätzenden Vogelkot entfernen, in Trockenperioden etwas Trinkwasser hinausstellen. Für das Dulden der Nester überreichte Jerke dem Filialleiter ein Aushängeschild, das künftig den Kundeneingang zieren wird. Es besagt: „Hier sind Schwalben willkommen!“
Zu wenig Nahrung und Nistplätze
Die Schwalbenbestände in Deutschland nehmen seit Jahren ab. Die in Niedersachsen vorkommende Mehlschwalbe gilt bereits als gefährdet. „Dabei sind Schwalben besonders schützenswert. Zum Beispiel fangen sie die Mücken weg“, sagt Jerke. Auch etwa Fliegen und Blattläuse stehen auf ihrem Speiseplan. Laut Nabu jagt ein Schwalbenpaar bis zu 2500 Insekten pro Tag, wenn es Junge hat. Jedoch gebe es aufgrund steigenden Pestizideinsatzes in der Landwirtschaft immer weniger Insekten und damit weniger Nahrung für die Vögel.

Bis zu 2500 Insekten fängt ein Schwalbenpaar pro Tag, wenn es Junge hat. Foto: Büttner/dpa
Wer den Tieren einen potenziellen Brutplatz anbieten wolle, könne unter anderem spezielle Schwalbenhäuser bauen oder kaufen, so Jerke. Um die Hauswände vor Verunreinigungen zu schützen, gebe es spezielle Auffangbretter für den Tierkot. „Wir bieten für alle Interessierten auch Infomaterial und Bauanleitungen für Schwalbenhäuser an“, ergänzt sie.