Kurz nach dem Kampagnestart: Schladener Zuckerfabrik steht still

Die Kampagne müsste eigentlich laufen, aber aus dem Schornstein quillt kein Dampf: Schladens Zuckerfabrik steht still. Foto: Gereke
Das Schladener Herbst-Wahrzeichen ist nicht mehr am Himmel zu sehen – der dampfende Schornstein des Nordzucker-Werks. Grund: Die Zuckerfabrik steht still. Was ist geschehen und was sind die Folgen?
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Schladen. Verkehrte Welt in Schladen: Statt in Richtung Zuckerfabrik rollen beladene Rübenlaster vom Nordzucker-Werk weg. Der Grund: Kurz nach dem Kampagnestart legt eine Störung die Produktion lahm. Die Zuckerfabrik steht still.
Es geschah in der Nacht zu Donnerstag. „In der Saftgewinnung, also der Extraktion, lösten sich Bauteile, die darin für den Transport der Rübenschnitzel verantwortlich sind“, berichtet Schladens Werkleiter Dr. Jörg Vietmeier auf GZ-Nachfrage. Seitdem ruht die Verarbeitung. „Die Extraktion ist bei der Zuckergewinnung ein zentraler Schritt, den wir sozusagen weder links oder rechts umgehen können“, erläutert Vietmeier. Was passiert dort? Die Rübenschnitzel werden auf Förderbändern zu rund 20 Meter hohen Extraktionstürmen geleitet. Dort bewegen sich die Schnitzel von unten nach oben, während von oben im Gegenstrom 70 Grad Celsius heißes Wasser an den Schnitzeln vorbeifließt. Durch die Hitze des Wassers öffnen sich die Zellwände der Schnitzel und die enthaltenen Zuckermoleküle treten ins Wasser über, informieren die Zuckerverbände.
Genaues Schadensbild erst am Wochenende
Wie es zu dem Schaden kommen konnte – das ist bislang unklar. „Am Wochenende werden wir den Extraktionsturm leeren und reinigen. Erst dann werden wir mehr wissen, weil wir uns ein Bild vom Schaden machen können“, sagt Vietmeier. Und auch erst dann könne gesagt werden, wie lange die Ausfallzeit sein wird und wie groß die Schadenssumme ist. Erst nach erfolgreicher Reparatur des Anlagenteils kann die Zuckerfabrik wieder anlaufen.
Der Werksstillstand kam mitten in der Öko-Rübenkampagne – und Schladen ist das einzige Nordzucker-Werk, in dem Feldfrüchte aus biologischem Anbau verarbeitet werden. Wie geht es jetzt weiter? Vietmeier beruhigt zunächst: „Wir konnten in den Tagen, in denen die Zuckerfabrik lief, unser Produktionsziel für Öko-Zucker bereits erreichen“, erklärt der Werkleiter. Heißt: Die Nachfrage nach Bio-Zucker könne der Konzern also decken.

Blick über einen Rübenschlag auf die Schladener Zuckerfabrik: Eigentlich stünde sie jetzt unter Volldampf, doch ein Störfall sorgt für einen Produktionsstopp. Foto: Gereke
Und die Feldfrüchte, die derzeit auf dem Rübenhof lagern? „Wir wollen möglichst frische Rüben verarbeiten, aber wir haben Angst, dass die Rüben in der derzeitigen Hitze verderben“, berichtet Vietmeier. Deshalb laufe nun eine erneute Rübenverladung an. Die Feldfrüchte werden aus dem Schladener Werk in die Fabriken nach Clauen und Uelzen transportiert, wo sie aber nicht als Öko-Rüben, sondern ganz normal zusammen mit den Rüben aus konventionellem Anbau verarbeitet werden. Dutzende leere Laster sind es, die an der Zufahrt der Zuckerfabrik warten, um beladen zu werden.
Mehrere Tausend Tonnen Rüben sind es, die die Transporteure schon nach Schladen geschafft hatten – und für die es von Schladen nun wieder weg geht. Zunächst per Radlader erfolgte die Verladung auf Lkw. „Wir haben von einem Dienstleister auch eine Rübenmaus angefordert, die nach Eintreffen sofort das Verladen übernehmen wird“, berichtet Schladens Rübenmanager Frithjof Pape.
Rübenroder machen erst einmal Pause
Zudem habe Nordzucker die Anbauer im Umfeld des Schladener Werks gebeten, das Roden der Rüben zunächst zu unterbrechen, bis klar ist, wann es in Schladen weitergehen kann. Die Feldfrüchte sollen also erst einmal in der Erde verbleiben.
Vietmeier hatte es als Werkleiter noch mit keinem vergleichbaren Störfall zu tun. Alte Schladener Zuckerkocher wussten ihm aber zu berichten, dass es vor 20 Jahren, also 2004, ebenfalls eine Störung im Extraktionsturm gab, die die Produktion stoppte. Würde sich so ein Schaden Ende Januar zutragen, es würde wohl das vorzeitige Kampagneende im Werk bedeuten. „Aber jetzt, wo wir erst am Beginn der Kampagne stehen, setzen wir alle Hebel in Bewegung, um das Schladener Werk schnellstmöglich wieder in Gang zu kriegen“, sagt Vietmeier. „Der Standort Schladen wird angesichts der erwarteten Rübenmenge dringendst gebraucht.“