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Jugendtreff führt neue Sportart ein

In Bad Harzburg breitet sich das Jugger-Virus aus

„Drei, zwei, eins – Jugger!“ Nach diesem Kommando stürmen die Mannschaften aufeinander los.

„Drei, zwei, eins – Jugger!“ Nach diesem Kommando stürmen die Mannschaften aufeinander los. Foto: Schlegel

Was ist Jugger? Eine Sportart, die besonders bei jungen Menschen beliebt ist. Das Team des Jugendtreffs will sie in Bad Harzburg etablieren, quasi das Jugger-Virus verbreiten. Am Donnerstag ging es vielversprechend los. Die GZ erklärt das Spiel.

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Von Holger Schlegel
Sonntag, 28.07.2024, 12:00 Uhr

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Bad Harzburg. Nun ist der Jugger-Sport endgültig in Bad Harzburg angekommen, genau, wie es sich das Team des Jugendtreffs und dessen Kooperationspartner von „Wild & Stark“ erhofft haben. Am Donnerstag wurde auf der Wiese vor dem Jugendtreff das erste Turnier ausgetragen. Wobei es dabei weniger um Pokale und Medaillen ging, sondern in erster Linie darum, die Jugendlichen für den Sport zu interessieren und im Idealfall zu begeistern. Was, so Jugendpfleger Florian Hinz hinterher, auch durchaus gelungen sei. Und es ging darum, den Grundgedanken von Jugger zu vermitteln: Es handelt sich nämlich nicht um ein Spiel, bei dem die Gegner sich gegenseitig verprügeln. Sondern um eins, in dem die Spielerinnen und Spieler untereinander und gegeneinander fair sind, sich helfen, Taktiken entwickeln und als Team agieren.

Erna Lemke von „Wild und Stark“ demonstriert an Stadtjugendpfleger Florian Hinz, wie eine Pompfe gehandhabt wird und welche Berührungen erlaubt sind und welche nicht.

Erna Lemke von „Wild und Stark“ demonstriert an Stadtjugendpfleger Florian Hinz, wie eine Pompfe gehandhabt wird und welche Berührungen erlaubt sind und welche nicht. Foto: Schlegel

Vor einigen Wochen hatten sich bereits Jugendliche zum „bauen und hauen“ getroffen, es wurden Pompfen hergestellt, also die Sportgeräte für die Jugger-Teams. Die Spielregeln (siehe Faktenkasten) sind vergleichsweise einfach. Streng genommen geht es wie bei vielen Sportarten darum, einen Ball, in diesem Fall den Jugg, im gegnerischen Tor zu platzieren. Und das wollen die Gegner natürlich verhindern, indem sie mit den verschiedenen Pompfen ihre Kontrahenten außer Gefecht setzen. Aber sie prügeln nicht auf die andere Mannschaft ein. Mit dem butterweichen Pompfen wird eigentlich nur angetippt. Und zack, schon ist der Gegner „gelähmt“. Dabei dürfen weder der Kopf noch der Unterleib getroffen werden, wer sich da im Eifer des Gefechts vertut, bekommt es mit dem Schiedsrichter zu tun.
Florian Hinz erklärt den Teilnehmerinnen, dass Kopf, Unterleib und auch die Hände mit den Pompfen nicht berührt werden dürfen.

Florian Hinz erklärt den Teilnehmerinnen, dass Kopf, Unterleib und auch die Hände mit den Pompfen nicht berührt werden dürfen. Foto: Schlegel

Das alles hat ganz viel mit Taktik und auch mit Teamgeist zu tun. Das vermittelten vor den ersten Jugger-Runden am Donnerstag neben Florian Hinz auch Erna Lemke und Jan Breitkopf von „Wild & Stark“, dem Kooperationsspartner des Jugendtreffs. „Wild & Stark“ arbeitet auf dem Feld der Gewaltprävention. Und genau dafür ist Jugger auch gedacht. Die Regeln hatte das Jugendtreffteam drauf, außerdem war auch noch Paul Port mit von der Partie. Er kennt Jugger aus seiner Studienzeit in Göttingen, wobei er sich trotz einiger Erfahrung in dieser Sportart selbst nicht unbedingt als Experte oder gar Profi bezeichnen würde. Dafür sei das schon zu lange her und die Regeln würden auch ständig angepasst. Er sei eher „Einäugiger unter Blinden“.
Paul Port (Mitte) hat schon Erfahrungen im Jugger-Spiel. Im Hintergrund gut zu erkennen: Eine Spielerin muss am Boden warten, weil sie getroffen wurde. Sie wird sogar noch von einem Gegner „fixiert“.

Paul Port (Mitte) hat schon Erfahrungen im Jugger-Spiel. Im Hintergrund gut zu erkennen: Eine Spielerin muss am Boden warten, weil sie getroffen wurde. Sie wird sogar noch von einem Gegner „fixiert“. Foto: Schlegel

In erster Linie soll das Ganze Spaß machen. Und den hatten die zwei Dutzend Jugendlichen, die am Donnerstag in vier Mannschaften gegeneinander antraten. Natürlich schaut das Spiel für Außenstehende martialisch aus und ebenso natürlich wird auch schon einmal mit ein wenig mehr Schwung als nötig mit der Pompfe zugeschlagen. Aber die Geräte sind dermaßen weich ummantelt, dass nicht viel passieren kann.
Auch wenn es brutal aussieht: Beim Jugger geht es in erster Linie darum, den Gegner mit den Pompfen zu berühren.

Auch wenn es brutal aussieht: Beim Jugger geht es in erster Linie darum, den Gegner mit den Pompfen zu berühren. Foto: Schlegel

Die Jugendlichen hatte auf alle Fälle einen riesigen Spaß an der Sache, letzten Endes ging der Jugger-Tag sogar noch länger als geplant. Es gab auch ein Team, das die Nase ganz klar vorn hatte, weil es die meisten Spiele gewonnen hatte. Aber darum ging es gar nicht. Vielmehr sollte der Jugger-Virus verbreitet werden und das, so jedenfalls findet Florian Hinz, sei gelungen. Zwar werden nicht alle bei der Stange bleiben, dafür fehlt vielen die Zeit, aber ein halbes Dutzend Zusagen für die kommenden Trainingstage hat Hinz durchaus. Immer freitags von 16 bis 18 Uhr wird gejuggert, wer noch mitmachen möchte, ist willkommen. Auch vorherige Trainingseinheiten sind möglich. Zudem will das Team der Jugendförderung nach den Ferien auch noch einmal in die Schulen gehen und die Werbetrommel rühren. Beziehungsweise die Pompfen schwingen.

Das ist Jugger

Grundregeln

  • Pro Spielzug muss der Spielball (Jugg) in das Platzierfeld des gegnerischen Teams gesteckt werden
  • Nur der Läufer darf den Jugg berühren
  • Vier Kämpfer schützen ihren Läufer
  • Wer von einer Pompfe getroffen wird, muss fünf Trommelschläge am Boden hocken, wer vom Kettenball getroffen wird, acht Trommelschläge
  • Treffen sich zwei Kontrahenten gleichzeitig, müssen beide zu Boden
  • Die beiden Läufer dürfen miteinander ringen
  • Ein Spiel dauert zweimal einhundert Trommelschläge

Spielablauf

  • Die Teams stehen an ihren Grundlinien
  • Der Schiedsrichter gibt das Kommando „Drei, zwei, eins – Jugger!“
  • Die Teams rennen in die Mitte und versuchen ihren Läufer in Juggbesitz zu bringen
  • Die Kämpfer versuchen, die Gegner abzuschlagen, damit die fünf Schläge lang bewegungslos sind.
  • Der Läufer nutzt taktisch freigespielte Räume und platziert den Jugg.
  • Die Spielzeit wird angehalten
  • Die Teams stellen sich wieder auf ihre Grundlinien
  • Der Schiedsrichter sagt den Spielstand und die verbleibende Spielzeit an und gibt erneut das Start-Kommando.

Quelle: www.jugger.de

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