Bühnenreif bringt neues Musical in die Schlosserei am Rammelsberg

Eine verurteilte Mafia-Braut im schicken Mantel kennt sich mit Machtspielen aus, aber bei dieser Aufseherin stößt sie auf Granit. Foto: Kaspert
Gefängnisalltag, starke Frauen und bewegende Songs: Das neue Musical „Bad Girls – Knastschwestern“ von Bühnenreif zeigt eine fesselnde Geschichte zwischen Härte und Hoffnung. Die Aufführungen laufen in der Schlosserei Rammelsberg.
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Goslar. Dramaturgisch ist es gar nicht schlecht, dass die ersten Pressebilder vom neuen Goslar-Musical „Bad Girls – Knastschwestern“ noch nichts verraten vom echten Bühnenbild.
Die ersten Proben finden wie immer in der Aula des Ratsgymnasiums statt, während das Bühnenbild erst noch gezimmert werden muss, um die alte Schlosserei im Welterbe Rammelsberg vom 11. bis 18. Juni in ein Frauengefängnis zu verwandeln. Zum ersten Mal wird die gesamte Handlung „hinter Gittern“ spielen. Das Auf- und Zugehen der eisernen Zellen sowie die Sirene als Taktgeber bestimmen den Tagesablauf. Wie das alles bühnentechnisch gelöst wird, verraten die ersten Eindrücke also nicht.
Deutlich wird: Mit „Bad Girls“ bringt der Verein Bühnenreif ein herausragend fesselndes Musical auf die Bühne, das zur Achterbahn der Gefühle wird. Die hier erzählten Schicksale in der oft düsteren Welt im Frauenknast gehen zu Herzen. Das Stück erzielt eine ergreifende Tiefe, über die inhaltlich nicht viel verraten werden sollte. Es geht um Intrigen, Machtkämpfe, überraschende Allianzen – und vor allem um die ganz großen Träume vom Glück und den Schmerz, wenn alles in immer weitere Ferne rückt.
Die verurteilten Frauen wirken wie Gestrandete auf einer Insel, die sich in eine tödliche Hölle verwandelt. Sie kämpfen mit ihren inneren Dämonen und gegen ein System, das nicht immer gerecht ist. Das Personal wird vom Versuch einer neuen Leiterin geprägt, den Knast menschlicher zu machen– was nicht bei allen auf Gegenliebe stößt.
Mit kraftvollen Songs, zu denen auch zarte Piano-Balladen und von einer akustischen Gitarre begleitete Protest-Lieder gehören, geht dieser Abend unter die Haut. Das liegt an einer für ein Musical ungewöhnlich scharfen Charakterzeichnung. Sie erzielt hohe Glaubwürdigkeit und hat kaum etwas von den schematischen Zutaten berühmter Musicals von Disney oder Andrew Lloyd Webber. Grundlage ist eine preisgekrönte und im Entstehungsland sehr populäre britische Fernsehserie, die in Deutschland kaum jemand kennt. Die erstmalige Empfehlung „ab 16Jahre“ hängt mit heftigen Ereignissen zusammen, aber nicht mit zu grober Brutalität auf der Bühne. Die spielt sich in den Köpfen des Publikums ab, während es das Sichtbare bei Handgreiflichkeiten und derben Sex-Sprüchen belässt. Manche Szenen sind so anrührend zerbrechlich, dass mit Tränen im Publikum zu rechnen ist. „Bad Girls“ verbindet Sozialkritik, Witz und Romantik mit viel Mitgefühl für unkorrekte Außenseiter. Das Buch stammt von Maureen Chadwick und Ann McManus, Musik und Gesangstexte von Kath Gotts, ins Deutsche übertragen von Jana Mischke.
Regie führt Axel Dücker, die musikalische Leitung hat Wilfried Nemitz, die Choreografie stammt von Kristin Hübner, die Kostüme macht Carola Schönborn.
Beginn ist vom 11. bis 18. Juni jeweils um 19.30 Uhr am Rammelsberg. Die Tickets kosten 18 bis 28 Euro, ermäßigt 10 bis 18 Euro, erhältlich bei der GZ und auf reservix.de.
Es spielen, singen und tanzen Jugendliche und junge Erwachsene aus der Region bzw. Ehemalige, die den Kontakt zu Bühnenreif halten: Christian Klingbeil, Jannick Gaschler, Phillipp Merschkötter, Philipp Steinecke, Christian Nickel, Jasper Weihrich, Konstantin Macke, Marvin Wasmus, Moritz Schlüter, Leonie Gaschler, Anke Hilmer, Laura Heise-Engelschalk, Lix Werner, Veronika Turtur, Anna Helms, Mia Kunze, Nora Schönborn, Nadine Geide, Angie Seifert, Tanita Körner, Emma Behrend, Laura Blanke, Anna Rösner, Melina Engelhard, Shauny Streckenbach, Stella Heidrich, Lea-Sophie Gerorge, Tina Achenbach, Merle Bothe, Nikita Schirra, Emma Rehse, Marie Notthoff, Patricia Dampc.
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Es wirkt ohne fertiges Bühnenbild noch rudimentär, doch die Inhaftierten haben Spaß mit geschmuggelten Extras. Foto: Kaspert