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Dunkles Kapitel deutscher Geschichte

Das Schicksal der Lebensborn-Kinder – Tagung in Wernigerode

Lebensborn-Mütterhaus in der Salzbergstraße 14 in Wernigerode. Die Aufnahme stammt aus dem Jahr 1941.

Lebensborn-Mütterhaus in der Salzbergstraße 14 in Wernigerode. Die Aufnahme stammt aus dem Jahr 1941. Foto: Matthias Meißner

„Lebensborn“ nannten die Nationalsozialisten im „Dritten Reich“ einen staatlich geförderten Verein, dessen Ziel es war, die Geburtenzahl „arischer“ Kinder zu steigern. In Wernigerode arbeitet ein Verein dieses Kapitel der NS-Geschichte auf.

Von Oliver Stade Mittwoch, 07.08.2024, 12:55 Uhr

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Wernigerode. „Lebensborn“ nannten die Nationalsozialisten im „Dritten Reich“ einen staatlich geförderten Verein, dessen Ziel es war, auf der Grundlage der „nationalsozialistischen Rassenhygiene“ die Geburtenzahl „arischer“ Kinder zu steigern. In Wernigerode hat sich 2005 ein Verein gegründet, der die Geschichte des „Lebensborns“ aufarbeitet. Von Freitag, 30. August, bis Sonntag, 1. September, lädt der Verein zum dreitägigen Jahrestreffen ein.

„Lebensspuren“ heißt der Verein, der sich zudem als Interessengemeinschaft derer versteht, die zwischen 1936 und 1945 in einem der 25 Lebensborn-Heime zur Welt kamen. Auch in Wernigerode gab es ein solches Heim.

1103 Kinder aus Wernigerode

Der Verein „Lebensspuren“ beschäftigt sich mit den Schicksalen der Lebensborn-Kinder. Noch heute würden viele ihre Herkunft nicht kennen. In einem Bericht des MDR heißt es über die Heime, vor der Aufnahme hätten die verheirateten oder ledigen Schwangeren ihre „arische Abstammung“ und auch die der Väter nachweisen müssen. Im „Mütterheim“ in Wernigerode seien zwischen 1937 bis 1945 1103 Kinder geboren worden.

Der Verein in Wernigerode hat 50 Mitglieder, darunter einige aus dem Ausland, sagt Vorsitzender Matthias Meißner. Der 62-Jährige ist kein Lebensborn-Kind. Der Mitarbeiter der Kreisverwaltung hat sich als früherer Leiter der ehemaligen Geschichtskommission mit der Aufarbeitung der Geschichte des Heims in Wernigerode befasst, erklärt er.

Sensationsmache beklagt

Die Tagung beginnt am Freitag mit Gesprächsrunden für Jugendliche in Schulen in Wernigerode und Ilsenburg. Eröffnet wird das Treffen um 15 Uhr in der Kreisvolkshochschule (KVHS) Wernigerode. Um 17 Uhr stellt Dirk Kaesler in der KVHS sein Buch „Lügen und Scham. Deutsche Leben“ vor. Kaesler beteiligt sich am Samstag um 9.30 Uhr in der Remise am Markt an einer öffentlichen Gesprächsrunde mit weiteren ehemaligen Lebensborn-Kindern. Moderiert wird die Diskussion von dem Historiker Dr. Georg Lilienthal. Am Nachmittag um 15 Uhr wird ein Film über slowenische Kinder gezeigt, die während des Zweiten Weltkriegs verschleppt wurden.

Beendet wird die Tagung am Sonntag, 1. September, um 10 Uhr mit einem Stadtrundgang „Auf den Spuren des Lebensborns in Wernigerode“. Treffpunkt ist am Brunnen vor dem Rathaus. In der Remise werden außerdem Materialien gezeigt, die zeigen, wie die Medien das Thema „Lebensborn“ behandeln – zwischen „sachlicher Aufklärung und Sensationsmache“, heißt es in der Ankündigung zu der Tagung.

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