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Orgelsommer: Sechstes Konzert

Deutsche und französische Orgelwerke des Barock begeistern

Peter Waldner präsentierte an der Treutmann-Orgel von 1737 deutsche und französische Orgelwerke des Barock.

Peter Waldner präsentierte an der Treutmann-Orgel von 1737 deutsche und französische Orgelwerke des Barock. Foto: Privat

Peter Waldner präsentierte im sechsten Konzert des Grauhofer Orgelsommers deutsche und französische Orgelwerke des Barock. Er begeisterte das Publikum mit Werken von Muffat, Böhm, Clérambault, Walther und Bach.

Von Redaktion Freitag, 16.08.2024, 17:00 Uhr

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Goslar. Im sechsten von acht Konzerten des Grauhofer Orgelsommers präsentierte der Vinschgauer Peter Waldner vergangenen Sonntag an der Treutmann-Orgel von 1737 deutsche und französische Orgelwerke des Barock. Der am Tiroler Landeskonservatorium und am Mozarteum in Innsbruck lehrende Künstler hat kürzlich wieder innerhalb eines Projektes in Südtirol wertvolle historische Orgeln im Konzert und in einer CD-Aufnahme vorgestellt.

Er ist als Organist, Cembalist und Ensembleleiter, aber auch als Musikhistoriker ein Spezialist in der Alten-Musik-Szene. Seit seinen Studien bei einschlägigen Lehrmeistern und an renommierten historischen Orgeln der Niederlande sowie an der Schola Cantorum Basiliensis ist Waldner als Organist und Kirchenmusiker in Innsbruck tätig. Waldner gastiert international bei Festivals und hat zahlreiche CDs auf verschiedenen historischen Tasteninstrumenten eingespielt. Sein Schwerpunkt liegt in der Zeit des Früh- bis Spätbarock – so auch das Grauhofer Konzert mit dem Motto „Vitalität und Lebensfreude“.

Extra für Grauhof-Orgel

Nach der Vorstellung durch den Vorsitzenden des Orgelvereins, Dr. Jürgen Biermann, stellte Waldner kurz das eigens auf die klanglichen und technischen Möglichkeiten der Grauhofer Orgel abgestimmte Programm vor.

Zum Auftakt erklang die „Toccata quinta“ des Deutschfranzosen und Lully-Schülers Georg Muffat, der nach Stationen in Paris über das Elsass, Wien und Prag schließlich in Salzburg eine Stelle als Domorganist und Kammerdiener beim Grafen von Kuenburg innehatte.

In der Toccata entwickelten sich nach einer festlichen Introduktion über einem Orgelpunkt rhythmisch und satztechnisch kontrastierende Abschnitte mit virtuosen Auszierungen, wieder über einem Orgelpunkt endend.

Eine ganz andere Facette von „Vitalität und Lebensfreude“ zeigte sich bei dem Thüringer Georg Böhm (1661-1733), einem Vertreter der Norddeutschen Orgelschule, in seinen „Partite diverse sopra ´Freu dich sehr, o meine Seele`“. Diesen beliebten reformatorischen Choral haben zahlreiche Komponisten bis heute verarbeitet. In Böhms rhythmisch abwechslungsreichen Variationen lotete Waldner den Reichtum der Treutmannorgel in raffinierten Klang-Kombinationen aus. Den Schlussteil krönte das Glockenspiel-Register.

Mit Louis-Nicolas Clérambault (1676-1749), Sohn eines Hofmusikers bei Ludwig XIV. und selbst Hoforganist, vollzieht sich der Schritt zum französischen Hochbarock in der „Suite du deuxième ton“. Sie begann im typischen Französischen Stil mit seinen freien Passagen und Punktierungen. Es folgten Sätze mit ansteigender Stimmenzahl – jedesmal eine neue klangliche Überraschung - tänzerische Artikulation und Kolorierungen ließen das Publikum sogar sichtbar mit dem Körper mitschwingen. Die Fuge am Schluss griff diesen Charakter im Staccato auf und endete mit tief schnarrendem 32-Fuß.

Schritt zum Hochbarock

Beliebt ist es seit jeher, bereits vorhandene Melodien, Kompositionen, aufzugreifen. Komponisten fühlten sich früher geehrt, wenn sie auf diese Art Bekanntheit erlangten. (Erst seit dem späten 19. Jahrhundert gibt es für ganz Deutschland ein Urheberrecht, das dieses Vorgehen erschwerte.) Auch der Verfasser des allerersten Musiklexikons, Johann Gottfried Walther (1684-1748), ein Vetter J. S. Bachs, hat ein „Concerto del Sign.r Tomaso Albinoni“ für die Orgel transkribiert. Seine Methode der Bearbeitung für Tasteninstrumente wurde Vorbild für Bachs Vivaldi-Adaptionen. Waldner gestaltete das Concerto im Vortrag leichtfüßig und registrierte die Abschnitte in reizvollen Farben, besonders auffällig das fremdartig wirkende Adagio.

Der Schlussteil des Konzertes ist J. S. Bach (1685-1750) zuächst mit dem dritten aus seinen bekannten Schübler-Chorälen gewidmet, in denen er eigene frühere Kantatensätze für die Orgel bearbeitet. „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ repräsentiert in seiner Beständigkeit im durchgängigen Puls die Zuversicht, welche eine besonders kostbare Voraussetzung von „Vitalität und Lebensfreude“ darstellen mag.

Ein letztes Auskosten

Dazu in großem Kontrast schloss sich der Kreis wieder mit einer Toccata: Mit Bachs bekanntestem Orgelwerk, der Toccata d-Moll, im Alter von 20 Jahren komponiert, endete leidenschaftlich und feierlich das Programm. Deutliche Pausen erhöhten die Spannung und unterstrichen den anfangs improvisatorischen Charakter der teils in rasantem Tempo vorgetragenen Komposition, in der Waldner ein letztes Auskosten der Registratur präsentierte.- Der begeisterte Applaus forderte noch drei Zugaben aus Bachs Orgelbüchlein heraus: „Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ“, und zwei Bearbeitungen des Chorals „Liebster Jesu, wir sind hier“.

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