GZ-Podcast mit Krankenpflegerin May Biermann: „Die wollen nicht geheilt werden“
May Biermann (li.) und Caterina Klaeden im Gespräch für den neusten GZ-Podcast. Foto: Belz
"Das Haus füllt sich wieder", sagt May Biermann. Die 22-jährige Krankenpflegerin spricht im "Gäste-Zimmer" über ihren Berufsalltag in Zeiten der Pandemie. Kürzlich hat sie ihre Ausbildung im Goslarer Krankenhaus absolviert, jetzt arbeitet sie auf einer kardiologischen Intensivstation in Hannover. Im GZ-Podcast gibt May eine Einblick, wie es gerade auf der benachbarten Covid-Station aussieht und wie ungeimpfte Querdenkende den Pflegenden das Leben schwer machen (mit Registrierung kostenlos).
Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!
Goslar. May Biermann hat schon viele Tote gesehen. „Aber die meisten sehen total glücklich aus“, sagt sie. Für die junge Krankenpflegerin ist der Tod allgegenwärtig. Die 22-Jährige aus Bad Harzburg hat kürzlich ihre Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin in Goslar absolviert. Jetzt arbeitet sie auf einer kardiologischen Intensivstation in Hannover.
Im „Gäste-Zimmer“ spricht sie von ihrer Ausbildung und ihrem aktuellen Arbeitsalltag - geprägt von der Corona-Pandemie. Seit September arbeitet May auf der Intensivstation in Hannover - gleich nebenan: die Covid-Station. „Das Haus füllt sich wieder“, sagt sie. Vor allem Schwangere und junge Menschen werden behandelt. Eines aber eine sie alle: „Jeder, der auf der Intensivstation liegt, ist ungeimpft.“ Und die Beatmungsgeräte werden langsam knapp. „Das Krankenhaus, in dem ich arbeite, musste auch schon welche aus anderen Häusern anfragen“, sagt May.
Corona-Leugner seien zum Teil extrem schwierige Patientinnen und Patienten. „Die machen meinen Kollegen das Leben zur Hölle“, erzählt die Pflegerin. „Die schreien bei der Intubation noch: Covid gibt’s nicht!“ In der aktuellen Podcast-Folge spricht May von ihrem Berufsalltag, ohne zu beschönigen. Sie erzählt von einer älteren Kollegin, die von dem Verhalten einiger Patientinnen und Patienten schockiert war. „Man hat ihr angesehen, dass sie nicht mehr kann. Sie hat keine Lust, ihre Gesundheit für Menschen aufs Spiel zu setzen, die gar nicht von ihr geheilt werden möchten.“
May ist mit dem Beruf aufgewachsen, denn ihre Mutter arbeitet ebenfalls als Gesundheits- und Krankenpflegerin im Goslarer Krankenhaus. Leidenschaft ist für sie die Voraussetzung, diesen Alltag überhaupt durchzustehen. „Ich hatte jetzt so viele Nachtdienste am Stück, dass ich dachte: Wie soll ich das den Rest meines Lebens durchhalten? Dann kommt aber ein Lächeln oder ein Danke vom Patienten und das ist immer sehr viel Belohnung“, so die 22-Jährige. „Oder wenn Schicksale gut ausgehen, davon zehrt man ewig.“
