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„Dinner am Dienstag“

Kulinarische Treffen gegen die Vereinsamung in Othfresen

Immer am dritten Dienstag im Monat wird im evangelischen Gemeindehaus Othfresen geschnippelt und geschmort.

Immer am dritten Dienstag im Monat wird im evangelischen Gemeindehaus Othfresen geschnippelt und geschmort. Foto: Leifeld

Das „Dinner am Dienstag“ wird seit 2016 unter dem Dach der evangelischen Kirchengemeinde Othfresen angeboten. Die „Macher“ sehen es als ein Projekt gegen die Vereinsamung. Aber wer sind die Köche hinter den Kulissen?

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Von Andrea Leifeld
Freitag, 23.08.2024, 17:00 Uhr

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Othfresen. Dienstagvormittag werden im evangelischen Gemeindehaus die Messer gewetzt. Natürlich nicht jeden Dienstag – vielmehr muss es der dritte Dienstag im Monat sein, wenn das Team der emsigen „Dinner am Dienstag“-Köche zusammenkommt. Bei gewohnt frühem Beginn war für die wirbelnde Küchencrew am aktuellen Aktionstag schon um kurz nach 11 Uhr die Zielgerade fast erreicht. Es blubberte und schmorte bereits in vielen Töpfen und die Tische waren für 50 hungrige Gäste eingedeckt.

Jeder hat seine Aufgabe

Unzählige Handgriffe wurden bis dahin getätigt, jeder hat seine Aufgaben. Karin Tölg, Heinz-Dieter Brandt, Klaus Deutschmann, Marlis Purschke, Peter Wieboldt, Petra Grabow, Andreas Berndt und Brigitte Schmidt-Fromm sorgen für ein ausgewogenes Verhältnis. Viele Köche verderben in dieser frohen Koch-Runde aber nicht den Brei. „Die Team-Mitglieder kommen aus allen Teilen der Ortschaft“, freute sich Klaus Deutschmann, während er die Mini-Tomaten schneidet. Sie würden zeitnah zu einer deftigen Bolognese-Soße geschmort werden, denn am besagten Dinner-Tag stand mit einem mediterranen Drei-Gänge-Menü „Bella Italia“ als Mittelmeerland kulinarisch im Mittelpunkt.

Viele Köche verderben hier nicht den Brei: Karin Tölg (v.l.), Heinz-Dieter Brandt, Klaus Deutschmann, Marlis Purschke, Peter Wieboldt. Petra Grabow, Andreas Berndt und Brigitte Schmidt-Fromm.

Viele Köche verderben hier nicht den Brei: Karin Tölg (v.l.), Heinz-Dieter Brandt, Klaus Deutschmann, Marlis Purschke, Peter Wieboldt. Petra Grabow, Andreas Berndt und Brigitte Schmidt-Fromm. Foto: Leifeld

Da wirkten die sechswöchigen Sommerferien noch im Geiste nach, eine vorübergehende Auszeit, in der auch die beliebte Dinner-Idee ruhte. Doch nun soll es wieder losgehen: Inspiriert von nachhaltigen Urlaubsgedanken werden eine Minestrone und Bruschetta als Vorspeise, danach Pasta „al dente“ mit der besagten Bolognese-Soße und zum Nachtisch eine Zitronencreme mit Eispralinen serviert.

Aber um Urlaubsstimmung geht es den „Dinner-am Dienstag“-Köchen nicht, sondern mehr um die Gemeinsamkeit der Gäste, die Gespräche und den geselligen Austausch.

„Dinner“ gibt es seit 2016

Der 75-jährige Klaus Deutschmann ist zwar nicht der Älteste in der Koch-Crew, aber er ist seit Anbeginn des Dinner-Gedankens dabei. „Unser damaliger Pfarrer Jakob Timmermann brachte die Idee 2016 mit“, erinnerte Deutschmann an die Historie. Ganz neu war die Idee damals in der Liebenburger Gemeinde nicht, denn in der Dörntener Pfarrscheune wurde bereits zum gemeinsamen „Menü am Mittwoch“ eingeladen. Doch getrennt durch Zeit und Raum konnte sich der Dinner-Dienstag in Othfresen problemlos behaupten.

Das Auge isst mit: Für eine ansprechende Tischdekoration zeigt sich Karin Tölg verantwortlich.

Das Auge isst mit: Für eine ansprechende Tischdekoration zeigt sich Karin Tölg verantwortlich. Foto: Leifeld

Die Crew fand schnell zusammen: Angeführt von den drei leidenschaftlichen Hobby-Köchen, Klaus Deutschmann, Heinz-Dieter Brandt und Andreas Berndt, stießen in unterschiedlichen Abständen die Küsterin Petra Grabow, Marlis Purschke und Brigitte Schmidt-Fromm hinzu und später auch Peter Wieboldt als Hausherr und verantwortlicher Pfarrer. Mit ihrem dekorativen Gespür zeigt sich Karin Tölg seither für die Tischdeko und den Blumenschmuck verantwortlich. Das Werben um Helfer fiel nicht schwer: „Ich wurde gefragt und bin dabeigeblieben“, erinnerte sich Brigitte Schmidt-Fromm an ihren kurzen Weg zur gemeinschaftlich großen Aufgabe.

Das Dinner wird am dritten Dienstag im Monat im evangelischen Gemeindehaus, Sölg 4, angeboten. Es ist offen für jedermann, der in geselliger Runde speisen möchte. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Heinz-Dieter Brandt zeigte sich am Italo-Tag für die Minestrone als Vorspeise zuständig. Auch für ihn galt es, unzählige Gemüsemengen zu schnippeln. Die Planungen, Vorbereitung und der regionale Einkauf werden von der Koch-Crew in den Tagen zuvor erledigt. „Wir sehen es als Projekt gegen die Vereinsamung“, erklärte Heinz-Dieter Brandt.

„Jeder Gast gibt das, was er kann“

Was sich aus seinem Munde offiziell anhört, wird aber tatsächlich ausschließlich aus Spenden finanziert. „Jeder Gast gibt das, was er kann. Wir bekommen keine Fördergelder oder Zuschüsse“, betonte er. Am Ende des Tages gehe die Rechnung irgendwie auf und alle Kosten seien gedeckt. „Die Gäste sollen hier in gemeinsamer Runde zusammenkommen. Wir geben kein Essen raus und liefern auch nicht nach Hause“, erinnerte Brandt an eine unlängst eingegangene Anfrage, ob das Essen auch „abgeholt“ werden könne.

Marlis Purschke (88) deckt die Tische für 50 erwartete Gäste ein.

Marlis Purschke (88) deckt die Tische für 50 erwartete Gäste ein. Foto: Leifeld

Der Ablauf bleibt immer gleich: Um 12 Uhr begrüßt Pfarrer Peter Wieboldt die Gäste mit einigen Worten zur Tageslosung. Manchmal liest Heinz-Dieter Brandt zum Nachtisch noch eine Kurzgeschichte vor. Aber der Smalltalk soll bei den Dinner-Gästen im Mittelpunkt stehen. Und nicht nur bei ihnen – auch im Dinner-Team wird bereits während der Vorbereitungen ordentlich gequatscht. Prägendes Thema am Dienstagvormittag war das bevorstehende Othfresener Dorffest und der damit verbundene Wagenbau. Die Neugierde war ebenso groß, wie die damit verbundenen Geheimnisse. Fest steht: Wenn die Othfresener Dinner-Crew wieder zusammenkommt, wissen alle zum Thema Dorffest.

Der nächste „Dinner am Dienstag“-Termin ist am Dienstag, 17. September. An jenem Tag gibt es „Dreitopf“. Es werden als Hauptmenü drei deftige Suppeneintöpfe angeboten.

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