Projekt: Wie wirkte Dietrich Klagges nach dem Krieg in Harzburg?

Dietrich Klagges wurde 1933 Braunschweigischer Ministerpräsident und lebte ab 1957 in Bündheim. Wer kann Erinnerungen an ihn beitragen? Foto: Privat
In einem Geschichtsprojekt will Markus Weber vom Verein Spurensuche das Wirken von Dietrich Klagges erforschen, der ab 1957 in Bündheim lebte. Klagges wurde 1933 Ministerpräsident in Braunschweig. Sein Nazi-Netzwerk pflegte er bis zum Tod.
Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!
Bad Harzburg. Für ein Geschichtsprojekt zum ehemaligen Braunschweigischen Ministerpräsidenten Dietrich Klagges sucht Historiker Markus Weber Zeitzeugen. Schwerpunkt soll das Wirken von Klagges nach 1945 sein, sowie dessen Beziehungen nach Bad Harzburg.
Weber hatte im Rahmen der ökumenischen Friedensdekade einen Vortrag über Klagges gehalten, dazu hatten pax christi, der Verein Spurensuche Harzregion und die Luthergemeinde eingeladen. 35 Gäste verfolgten die Ausführungen über Dietrich Klagges, seine politische Religion und Verbindungen zu heutigen rechtsextremen Bestrebungen. Klagges, der 1933 Braunschweigischer Ministerpräsident wurde, hatte vielfältige Beziehungen in den Harz und speziell nach Bad Harzburg, wo er häufig Vorträge hielt, so Weber. Als Ministerpräsident hatte er im Bündheimer Schloss den zweiten Dienstsitz, als Vorsitzender des Harzer Fremdenverkehrsverbandes sorgte er dafür, dass Juden nicht länger als Gäste willkommen waren.
Klagges war nach dem Ende der NS-Herrschaft wegen seiner Straftaten in Ausübung des Amtes zu einer lebenslänglichen Haftstrafe verurteilt worden, die 1952 zu 15 Jahren Haft verändert wurde. Nach seiner vorzeitigen Entlassung zog er 1957 nach Bündheim, wo seine Familie bereits wohnte. Er lebte dort bis zu seinem Tod 1971.
1926 veröffentlichte Klagges ein Buch mit dem Titel „Das Urevangelium Jesu, der deutsche Glaube“, das auch bei führenden NS-Politikern auf Resonanz stieß und in dem er Jesus zum „arischen Helden“ verzerrte. Weber schilderte, wie heutige rechtsextreme Kreise in Kontinuität zur Ideologie von Klagges stehen. So sagte etwa der AfD-Politiker Björn Höcke in einem Gespräch mit dem Europaabgeordneten Maximilian Krah: „Was wir eigentlich brauchen, ist ein Glauben, der das Heilige aus dem Christentum mit dem Heldenmut aus dem Heidentum miteinander verbindet.“
Für das Geschichtsprojekt werden Menschen gesucht, die Auskunft über Klagges geben können, seine Kontakte und Netzwerke, sein Auftreten und Ansehen in Bündheim und Bad Harzburg. Gesucht werden auch Fotos oder andere Dokumente. Markus Weber ist erreichbar unter (05322) 52664 oder weber-spurensuche@gmx.de.
Bekannt ist: Von Bündheim aus knüpfte Klagges Kontakte in Alt- und Neonazikreisen und in Netzwerken der Deutschen Unitarier Religionsgemeinschaft. Er veröffentlichte Aufsätze und schrieb Bücher. Darin hielt er im Wesentlichen an seinem nationalsozialistischen Weltbild fest und rechtfertigte die NS-Herrschaft.