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Cybermobbing ist Grundschulthema

Neue Medien bieten Mobbern neuen Raum

Wer besitzt ein Handy?

Wer besitzt ein Handy? Foto: Leifeld

Was ist Cybermobbing? Welche Warnsignale gibt es für Eltern? Wo gibt es Hilfe? Was können die Opfer unternehmen? Und warum sind zunehmend Grundschüler betroffen?

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Von Andrea Leifeld
Sonntag, 27.10.2024, 04:00 Uhr

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Wolfshagen. Neue Medien bieten einen neuen Raum zum Mobben. Mit den digitalen Medien und darin verankerten sozialen Netzwerken haben sich nahezu unbegrenzte Möglichkeiten für jenen Bereich aufgetan.

Cybermobbing kindgerecht aufgearbeitet

Um schon in der Grundschule über die Gefahren von Mobbing und Cybermobbing aufzuklären, gastierte Dienstagvormittag das Theater Urania mit dem Puppen-Theaterstück „Und raus bist du!?“ vor rund 60 Schülerinnen und Schülern in der Grundschule Wolfshagen.

Mit zwölf Aufführungen seit September unterstützte der Weiße Ring das Theater und lieferte den Schulen die Grundlage für eine kindgerechte Aufarbeitung.

„Cybermobbing ist ein wirkliches Thema an Grundschulen“ betonte Günter Koschig als Leiter der Weiße-Ring-Außenstelle Goslar. Diese Entwicklung habe er einst selber für undenkbar gehalten. 2018 habe der Weiße Ring eine große Veranstaltung zum Thema Mobbing und Cybermobbing für Jugendliche im Goslarer Cineplex organisiert. „Inzwischen richte sich unser Augenmerk mit einem steigenden Bedarf an Grundschüler.“

Die Handlung zum Thema Mobbing und Cybermobbing wird den Grundschülern in einem Puppentheater erzählt.

Die Handlung zum Thema Mobbing und Cybermobbing wird den Grundschülern in einem Puppentheater erzählt. Foto: Leifeld

WhatsApp-Gruppen bereits in Grundschulklassen

Zu dieser rasanten Entwicklung habe auch die Corona-Pandemie beigetragen, hielt er fest. „Es gibt WhatsApp-Gruppen bereits in Grundschulklassen.“ Und etliche Schülerinnen und Schüler besäßen bereits ein eigenes Handy, wie eine Abfrage von Schulleiterin Simone Maibaum an jenem Vormittag im Rahmen der Veranstaltung zeigte.

„Medienkompetenz sollte ein Schulfach sein“, wünschte sich auch der stellvertretende Landesvorsitzende des Weißen Rings Niedersachsen, Karl-Heinz Langner. Ärgern und necken gab es im Klassenverband sicherlich schon immer, betonte er, aber durch die sozialen Netzwerke bekam es eine andere Reichweite. „Früher sind die betroffenen Kinder nach Hause gegangen und waren nachmittags in einem anderen Freundeskreis, zumindest einer anderen Gruppe, unterwegs. Das gibt es heute so nicht mehr.“ Der Mobbing-Betroffene erlebt keine Pause.

Angriffe in virtuellen Raum

Diese Ausgangssituation sei vielleicht noch gar nicht allen (Erwachsenen) klar. Nachrichten und – besser noch – Bilder verbreiten sich schnell und würden in vielen Fällen die Grundlagen zum Cybermobbing: Lästerattacken, Bloßstellen und virtuelle Angriffe, die meist weitere Kreise ziehen, seien nicht mehr zu kontrollieren und kaum zu löschen. Im Gruppenchat stellen sich viele gegen einen. Das Leben des Betroffenen leidet. Aber auch der leichtfertige Umgang vieler Eltern in den sozialen Netzwerken biete zusätzlichen Nährstoff, mahnte Karl-Heinz Langner.

Günter Koschig, Simone Maibaum und Karl-Heinz Langner machen in der Grundschule Wolfshagen auf das Thema Cybermobbing aufmerksam.

Günter Koschig, Simone Maibaum und Karl-Heinz Langner machen in der Grundschule Wolfshagen auf das Thema Cybermobbing aufmerksam. Foto: Leifeld

Aber warum werden mache Mitschüler zu Mobbern? Auch darüber gibt es Erkenntnisse: Mobben bringt Entlastung und dient ihnen als Ventil für aufgestaute Aggressionen. Auch haben sie das Gefühl, dass ihr Ansehen in einer Gruppe gestärkt wird. Mobben sehen sie als Machtdemonstration. Doch nicht selten haben die Mobber Angst, selber zum Opfer zu werden!

Zahlreiche Warnsignale

Für Eltern und Lehrer gäbe es zahlreiche Warnsignale, um ein Mobbingopfer zu erkennen, zeigte auch das Theaterstück: Es leidet unter niedergeschlagener Stimmung, zeigt einen Leistungsabfall, wirkt verschlossen und klangt über Magen- und Kopfschmerzen. Dann sei eine vertrauensvolle Aussprache wichtig, bei der aber auch Zeit gefordert ist, denn Mobbingopfer öffnen sich meist nur langsam.

„Oft sind Eltern und auch die Lehrkräfte überfordert, wenn ein Kind durch Cybermobbing zum Opfer wird“, erklärte Koschig. Dann sei es gut, professionelle Hilfe hinzuzuziehen. Beispielsweise beim Weißen Ring oder der Polizei. Spezielle Beratungsstellen gibt es in Seesen, Goslar, Clausthal-Zellerfeld und Bad Harzburg. Wichtig sei es, sich als Opfer zu erkennen zu geben, Anzeige zu erstatten, die Mobber zu blockieren und die beleidigenden Texte, Fotos oder Videos als Beweismaterial zu speichern. „Aber noch wichtiger ist es, in den sozialen Netzwerken zurückhaltend mit persönlichen Informationen zu sein“, hielt Koschig fest, verbunden mit einem Tipp an Außenstehende: Zivilcourage zeigt der, der beim Mobbing von Personen nicht mitmacht. Und das sei jedem Mitschüler möglich!

Die für die Kinder kostenlose Aufführung des Urania-Theaters wurde durch eine komplette Finanzierung durch den Weißen-Ring-Landesverband möglich. Zusätzliche Terminanfragen zum Theaterstück „Und raus bist du!?“ können unter ivonne.fischer@urania-theater.de gerichtet werden.

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